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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zuneigungsbeweise vorgezogen.
    Bisher.
    Iains Eltern hatten zusammen in diesem Bett geschlafen. Manchmal, wenn er als kleiner Junge aus schrecklichen Albträumen aufgewacht war, durfte er zu ihnen unter die Decke krabbeln, trotz der empörten Vorhaltungen des gestrengen Kindermädchens. Als er nach seinen Jahren in Oxford nach Fearnshader zurückgekehrt war, hatte er überlegt, ein anderes Zimmer für sich auszusuchen oder das Bett auszurangieren. Doch ein prachtvolles Schlafgemach aus dem siebzehnten Jahrhundert warf man nicht so einfach auf den Sperrmüll. Er hätte es natürlich auch für ein kleines Vermögen verkaufen können, doch der Gedanke, dass andere in diesem Bett schliefen, war ihm ebenfalls unerträglich gewesen. Also hatte er kein neues anfertigen lassen, sondern war in dieses Zimmer gezogen.
    Bis gestern hatte keine Frau jemals mit ihm in diesem Raum übernachtet.
    Billie murmelte etwas. Iain war zu weit weg, um es zu verstehen, aber er hatte inzwischen gelernt, dass sie im Schlaf sprach, so, als wären die Tage zu kurz und Schlaf nur Zeitverschwendung. Er wollte zu ihr gehen, ihr das Haar aus der Stirn streichen und sie wachküssen. Dann, das wusste er, würde sie ihre Arme um seinen Hals schlingen und ihn mit der gleichen süßen, leidenschaftlichen Großzügigkeit willkommen heißen, wie sie es bereits in der vergangenen Nacht getan hatte. Da schien das weibliche Geschlecht – im Gegensatz zum männlichen – keine physischen Grenzen zu kennen. Aber bei einer Frau wie Billie Harper würde auch Iain nicht lange brauchen, um die Grenzen seines Geschlechts zu überwinden.
    Stattdessen wandte er sich betrübt von ihr ab. Es war eine wunderbare Nacht gewesen, doch vor einer Stunde war die Sonne aufgegangen. Im hellen Licht des neuen Tages plagten ihn erneut die Ängste, dass er ihr Leben zerstört hatte. In dem Bett, in dem Generation um Generation von Ross’ geschlafen hatten, hatte er ihr mit seinem Körper Dinge versprochen, die sein Herz für unmöglich hielt.
    Er rasierte sich im angrenzenden Bad und stieg in die Dusche. Er spürte Schmerzen an Stellen seines Körpers, die nie zuvor geschmerzt hatten, ja, die nie zuvor berührt worden waren. Jedenfalls nicht so, wie Billie sie berührt hatte. Sie hatte nichts von sich zurückgehalten, und sie hatte es ebenso von ihm verlangt. Er war ein leidenschaftlicher Mann, doch bis letzte Nacht hatte er die Tiefe seiner Leidenschaft niemals auch nur erahnt.
    Er liebte sie. Es war so klar, so simpel. Es war geradezu peinlich, wie leicht es geschehen war. Und wie überwältigend. So viele Jahre hatte er sich gegen Liebe gestählt, hatte auf Distanz geachtet, hatte sich abgeschottet. Doch das war im Grunde nur möglich gewesen, weil er Billie Harper noch nicht gekannt hatte.
    Er ließ das Wasser über sich rauschen, als könnte es seine Ängste fortschwemmen. Es prasselte auf seinen Kopf, auf seine Schultern. Den ersten Schrei hörte er nicht, oder besser, er erkannte nicht sofort, was es war. Beim zweiten Schrei stürzte er unter dem Wasserstrahl hervor und rannte ins Schlafzimmer.
    „Das darf nicht sein!“
    Erschrocken setzte Billie sich im Bett auf und zog instinktiv ein Laken heran, um ihre bloße Brust zu bedecken. Wo war sie doch gleich? Die Erinnerung kehrte nur bruchstückhaft zurück, bevor die Frau, die vor ihr stand, einen weiteren Aufschrei ausstieß.
    „Jetzt wird er Sie beide zerstören, Sie und Master Iain. Ist Ihnen nicht klar, was der Fluch besagt? Sehen Sie denn nicht, was Sie getan haben? Sie haben das Verderben in dieses Haus gebracht, Billie Harper, und verheerende, schreckliche Leiden!“
    Billie starrte von der Frau auf die Scherben der Teekanne, die in der Pfütze zu ihren Füßen lagen. „Es tut mir leid. Hatte ich Tee bestellt?“
    „Gertie, was, zum Teufel, tun Sie hier?“ Iain kam aus dem Bad, noch im Laufen wickelte er sich ein Handtuch um die Hüften. Billie richtete die Augen auf ihn. Sein Anblick war wesentlich angenehmer als der der aufgeregten Gertie. Sie sah, wie er den Blick von den Scherben auf dem Boden zurück zu Gerties Gesicht lenkte. „Oh, ich verstehe. Wollten Sie nicht noch bis Freitag bei Ihrem Sohn sein? Ich hatte Sie nicht zurück erwartet.“
    „Was haben Sie nur getan, Master Iain?!“
    Etwas, das Billie an Belustigung erinnerte, stahl sich in seine Augen. „Ich denke, das ist offensichtlich. Es tut mir leid, dass Sie nicht wussten, dass Sie mir den Tee nicht zu bringen brauchten, so wie Sie es sonst

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