In Den Armen Des Schicksals
Worte?“
„Das Warum wissen wir nicht. Und was die genauen Worte angeht … Es gibt keine Aufzeichnungen“, antwortete Mara.
„Nein, keine“, bekräftigte Flora.
Einen Moment lang schwieg Billie. „Aber ihr wisst, wie sie lauten? Oder zumindest eine von euch weiß es.“
„Am Tag von Iain Ross’ Geburt hatte meine Mutter eine Vision“, meldete sich Flora zu Wort. „Sie sagte zu mir, dass mit Iains Geburt der Fluch sein Ende finden würde, der seit über achthundert Jahren auf dem Clan der Ross’ lastet.“
„Und wie?“
„Das hat sie nicht gesagt.“
„Tja, ein recht brisantes Versäumnis.“
„Man kann vielleicht einen Blick auf die Zukunft erhaschen“, meldete sich Mara. „Aber nichts ist absolut sicher in Stein gehauen.“
„Vor allem nicht, wie der MacFarlane-Fluch sein Ende findet“, meinte Billie trocken. „Zu schade aber auch.“
Mara lächelte traurig. „Ja, das stimmt.“
Billie lehnte sich vor. Ihren Tee hatte sie bisher nicht angerührt. „Jetzt habt ihr beide mir Teilstücke einer Legende erzählt, die ich noch nicht gehört hatte. Aber was wisst ihr, was andere nicht wissen? Was hat euch die Gabe preisgegeben?“
„Ich konnte dir das nicht früher mitteilen“, sagte Flora, „weil ich nicht wusste, ob du die bist …“
„… die, die den Fluch beenden hilft“, sprach Mara den Satz zu Ende.
Das Ganze war einfach lächerlich. Billie schwankte zwischen moderner Ungläubigkeit und dem Respekt, den sie diesen beiden Frauen entgegenbrachte. „Und jetzt?“
„Liebst du Iain Ross, Billie?“, fragte Flora. „Und liebt er dich?“
Seltsamerweise meinte Billie, Flora habe das Recht, es zu erfahren. „Ja.“
„Trotz des Fluchs und der drohenden Gefahr?“
„Ja.“ Und trotz eines genetischen Defekts, der vielleicht sein Leben zerstören würde. Und ihres. „Ja, ich liebe Iain Ross. Und ich glaube, dass auch er mich liebt.“
„Als Christina sich in Ruaridh verliebte, wollte er sie vor dieser Liebe bewahren“, warf Mara ein. Ihre grünen Augen schimmerten klar, wirkten fast durchsichtig. Sie lagen auf Billie, doch sie schien in eine weit entfernte Vergangenheit zu schauen. „Die Familien waren verfeindet, wie du weißt. Ruaridh war sicher, dass eine Verbindung zwischen ihnen unmöglich wäre. Christina war einem entfernten Cousin versprochen, und Ruaridh sollte eine Frau heiraten, deren Besitz an den seinen grenzte. Trotz seiner Gefühle für Christina stellte er sicher, dass er sie nicht wiedersehen würde. Er bereiste ganz Schottland und über die Grenzen hinaus, um ihr aus dem Weg zu gehen.“
Flora nahm den Faden auf. „Doch eines Tages, trotz seiner Umsicht, trafen sie zufällig im Wald aufeinander. Als Christina erkannte, wer der einsame Reiter war, gelang es ihr, ihren Begleiterinnen zu entschlüpfen, um mit Ruaridh zusammen zu sein. Er konnte sie nicht guten Gewissens ohne Schutz lassen. Sobald sie zusammen waren, glomm der Funke zwischen ihnen auf.“
In einem geschützten Tal, inmitten von Blaubeerbüschen, eingehüllt in den Duft hundert schattiger Tannen.
„Billie, ist alles in Ordnung mit dir?“ Mara lehnte sich besorgt vor und legte Billie die Hand auf den Arm.
Ein schrilles Pfeifen dröhnte in ihren Ohren, wie von Hunderten Feuerwerksraketen. Ihre Hände kribbelten, und die Sicht verschwamm vor ihren Augen.
„Kopf nach unten.“ Flora drückte Billie den Kopf zwischen die Knie und verfehlte dabei nur knapp die Tischkante.
„Ich weiß, wie es weiterging“, flüsterte sie, „ihr braucht es mir nicht zu erzählen.“ Sie stützte die Stirn auf ihre verschränkten Hände auf dem Tisch und schloss die Augen. Deutlich sah sie einen Mann vor sich, der Iains Zwilling hätte sein können, nur dass er sichtbar aus einer anderen Zeit stammte.
Ja, den Rest der Geschichte kannte sie. Es war mehr ein Aufblitzen denn eine Vision vor ihren Augen, und dennoch war es so klar und deutlich, als hätte sie selbst es erlebt. Sie sah eine Frau mit Haaren von der gleichen Farbe wie ihre, nur lang und geflochten, und Augen wie ihre, leuchtend vor Liebe. Billie wollte nichts davon wissen, wollte nichts anderes als ein Rückflugticket in die Staaten. Tränen stiegen in ihrer Kehle auf, ihr Herz wollte es bestreiten. Doch sie konnte nicht leugnen, was sie mit Gewissheit wusste.
Ihre Stimme klang hölzern und belegt. „Sie liebten sich und schworen einander ewige Treue. In jener Nacht wurden sie von einem alten verständnisvollen Priester getraut, der damit
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