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In den Armen des Schotten

In den Armen des Schotten

Titel: In den Armen des Schotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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ist.«
    »Ich habe mich bereits entschieden, Pine Creek zu verlassen«, erklärte Kenzie mit hoffnungsvoller Miene. »Es ist nicht meine Berufung, hier in den Bergen zu bleiben. Ich fürchte, William Killkenny ist nur die erste vieler in andere Körper versetzter Seelen, die mich aufsuchen werden, weil sie hoffen, ich könnte ihnen helfen, wieder menschliche Gestalt anzunehmen.«
    »Wie kommen diese in andere Körper versetzten Seelen darauf, dass Sie ihnen helfen können?«, fragte Jack überrascht.
    »Weil ich bis zur letzten Wintersonnenwende genau wie William in einem anderen Körper war. Ich habe zahllose Leben in unterschiedlicher Tiergestalt geführt, doch nie als ein Wesen aus der Mythologie.« Er sah Jack direkt in die Augen. »Wenn ich es schaffe, William wiederherzustellen, will ich mit ihm und dem alten Priester weggehen und uns ein eigenes Heim suchen. Irgendwo am Meer, dachte ich mir.«
    Megan riss sich plötzlich los und überraschte Jack damit. »Du willst gehen?«, rief sie. »Aber warum?«
    »Weil ich muss, Mädchen. Das Schicksal ruft mich.« Er lächelte sie an. »Aber Maine hat eine wundervoll zerklüftete Küste, die Schottland sehr ähneln soll, habe ich gehört. Ich werde immer noch nah genug sein, damit du mich besuchen kannst.«
    Jack schob den Bolzen seines Gewehrs zurück, leerte Kammer und Magazin und tat die Patronen in seine Tasche. Er nahm den Rucksack ab, zog die Jacke aus und krempelte die Ärmel hoch, während er zu der Stelle ging, wo der Drache schlief.
    Er musterte das pferdgroße Geschöpf von der Nasenspitze bis zum Schwanz und bemerkte den Schleim, der wie Schweiß unter den Schuppen hervortrat. Es war ein wirklich seltsam aussehendes Tier, so aus der Nähe betrachtet. Es sah aus … nun ja, es sah genauso aus, wie man sich ein Ungeheuer vorstellte.
    Das Tier hatte spitze Ohren, die so groß wie eine Männerhand waren. Dazwischen waren zwei kurze Auswüchse zu sehen, wie man sie von Giraffen kannte. Der Kopf war wie bei einem Pferd geformt, wobei nur die Schnauze mit den riesigen Nüstern deutlich langgezogener war. Statt Haut wies es Schuppen auf, wie bei einem Fisch oder einer Schlange, was wiederum zu dem Schleim im Widerspruch stand. Es sei denn, das widerlich stinkende Zeug war eine Art Schweiß, und das Tier war bei den Einbrüchen bereits krank gewesen.
    Jack fasste es an der Nase und schob die Lippe zurück, um ihm ins Maul zu schauen. Der schwerkranke Drache öffnete noch nicht einmal kurz die Augen. Jack hockte sich neben ihn und legte die Hand auf die Stelle, wo seiner Meinung nach das Herz sein musste. Er spürte das kräftige Pochen und ließ die Hand weiter über den Rumpf gleiten, bis er beim aufgeblähten Bauch anlangte. Unter den Schuppen spürte er ein heftiges, gurgelndes Grummeln. Er wischte seine Hände am Stroh ab, ehe er sich zu den anderen umwandte, die ihn erwartungsvoll anschauten.
    »Okay, Gregor«, sagte er. »Sie müssen im Wald ein paar Sachen für mich suchen.«
    Als Gregor nickte, sah Jack Camry an. »Wie sind Sie und Megan heute Abend hierhergekommen?«
    »Mit einer Pistenraupe. Sie steht etwa hundert Meter entfernt.«
    »Gut. Sie müssen zu meinem Haus fahren und ein paar Sachen holen. Unter meinem Bett befindet sich ein alter Lederbeutel. Könnten Sie mir den und ein paar alte Wolldecken, die im Schrank in meinem Schlafzimmer liegen, bringen?«
    Camry nickte.
    »Und wenn Sie schon mal da sind, bringen Sie auch gleich das Sixpack Bier aus dem Kühlschrank mit.« Er warf dem Drachen einen Blick zu und seufzte. »Ich glaube, das wird eine lange Nacht werden.«
    Camry lief aus der Höhle. Jack rasselte eine Liste von Pflanzen herunter, die Kenzie eigentlich auch mitten im Winter im Wald finden musste. »Nach ein paar davon müssen Sie vielleicht im Schnee graben. Erkennen Sie die Pflanzen, die ich eben genannt habe, wenn Sie sie sehen?«
    Kenzie nickte, nahm den leeren Eimer und marschierte aus der Höhle. Jack wischte sich noch einmal die Hände an seiner Hose ab, als er zu Megan trat und mit den Händen ihre Schultern umfasste.
    »Bis ins Grab hatte ich vor zu leugnen, dass ich ein Schamane bin«, erklärte er ihr. »Aber ich scheine ein paar … Dinge zu wissen.« Er zog sie in seine Arme. »Danke, dass du mir dein Familiengeheimnis anvertraut hast.«
    »Mein Vater und Robbie hätten es dir vor unserer Hochzeit erzählt«, murmelte sie in sein Hemd hinein. Sie lehnte sich zurück und schaute ihn an. »Wir heiraten doch immer noch, oder

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