In den Armen des Spions
genoss ihr fast schon beunruhigend normales Geplauder, immer wieder unterbrochen von erfreuten Ausrufen, und erlaubte sich etwas, das er sich bis zu diesem Punkt versagt hatte - er dachte an die drei anderen und fragte sich, wo sie sich befanden und wie es ihnen erging.
Zu viert waren sie zusammen durch Dick und Dünn gegangen, Seite an Seite in zahllose Schlachten geritten. Selbst während der letzten Jahre als Befehlshaber, als sie häufiger voneinander getrennt gewesen waren und mehr Zeit im Sattel verbracht hatten, war ihre Verbindung nicht abgerissen oder hatte auch nur an Stärke eingebüßt - dieses Band, das auf der iberischen Halbinsel vor mehr als zehn Jahren in der Hitze von Schlachten geschmiedet worden war.
Weil sie es so wünschten, wusste keiner von ihnen, welche Route die anderen nach Hause nahmen. Er wusste nicht einmal, wer das entscheidende Dokument im Original mit sich führte, das sie dem Duke of Wolverstone übergeben mussten, um sicherzustellen, dass der Herrschaft der Schwarzen Kobra ein Ende bereitet wurde - er wusste nur, er war es nicht. Seine Mission war ein Ablenkungsmanöver, das Papier, das er in einem Halter transportierte, der denen der anderen bis ins letzte Detail entsprach, war nur eine Kopie.
Aber die Schwarze Kobra und ihre Anhänger wussten das nicht. Wenn man berücksichtigte, was auf dem Spiel stand, hatte er fest damit gerechnet, dass die Schwarze Kobra ihn verfolgen würde. Darin war er nicht enttäuscht worden, was gut war.
Doch für das letzte Teilstück ihrer Reise nach England waren seine Anweisungen von dem Mann, den er viele Jahre lang nur unter dem Namen Dalziel gekannt hatte, sehr detailliert. Er und seine Begleiter sollten alles tun, was in ihrer Macht stand, um so viele seiner Verfolger wie möglich auf seine Spur zu lenken, und ihre Zahl so weit reduzieren, wie das Schicksal es zuließ.
Er hatte diese Order dahingehend gedeutet, dass wer auch immer das Originaldokument mit sich führte, ebenfalls auf dem Weg nach England den Kontinent durchqueren würde. Wer auch immer von seinen drei Freunden dieses gefährlichste Spießrutenlaufen von allen absolvieren musste, dessen Sicherheit hing auch von ihm ab - davon, wie überzeugend er seinen Auftrag erfüllte.
Er war mit Bister, Mooktu und Arnia von Bombay aufgebrochen, von denen alle, Arnia eingeschlossen, für sich selbst sorgen konnten, auch in einem Kampf. Mit nur diesen drei als Gefolge hatte es ihm freigestanden, den Feind in Scharmützel zu verwickeln, wann immer es ihm möglich war.
Aber nun hatte er Emily, Dorcas, Jimmy, Mullins und Watson zusätzlich bei sich. Mullins konnte selbst auf sich aufpassen, aber die anderen vier, egal wie erfinderisch und bemüht sie waren, waren bei einer Auseinandersetzung nicht sicher. Alle vier benötigten Schutz, Emily am allermeisten.
Besonders Emily, besonders jetzt ... jetzt, da sie ihm so viel bedeutete.
So viel mehr, als er für möglich gehalten hatte, als er gedacht hatte, dass es sein könnte.
Während die Pferde die Kutschen durch die Straßen zogen, schaute er blicklos aus dem Fenster auf die vorüberziehenden Gebäude und Plätze und fragte sich, wie er seine Anweisungen ausführen sollte und gleichzeitig für sie und die anderen unter seiner Obhut Sicherheit gewährleisten konnte, die ihm alle miteinander viel bedeuteten und für die er alle verantwortlich war.
Sie hatten die Stadtmitte hinter sich gelassen und fuhren nun durch die nördlichen Vororte, sie befanden sich bereits auf der Landstraße, die sie nach Lyon und weiter bringen würde, als er sich Emilys Blick auf seinem Gesicht gewahr wurde.
Das weibliche Geplauder war verstummt. Ein Blick zeigte, dass Dorcas bereits eingenickt war und die Augen geschlossen hatte.
Er wandte den Kopf und sah Emily an.
Sie legte den Kopf schief und lächelte.
»Ich habe mich gewundert... du hast mir erzählt, du habest keine Geschwister, aber wie sieht es mit Cousins und Cousinen aus oder andere Familie?«
Sie würden heiraten, daher musste sie es ohnehin erfahren. Er schüttelte den Kopf.
»Nein. Es gibt derzeit nur mich. Meine Eltern hatten ebenfalls keine Geschwister. Sie haben erst spät im Leben geheiratet, sodass sie schon älter waren, als ich geboren wurde. Mein Vater war Vikar, aber er gehörte zu denen, die die Erzdiözese dazu einsetzte, immer wieder vorübergehend unbesetzte Stellen auszufüllen. Daher sind wir auch dauernd umgezogen.« Er erwiderte ihren Blick. »Also habe ich keine Familie, und
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