In den Armen des Spions
es gibt auch keinen Ort, den ich mein Zuhause nennen würde.«
»Und wo bist du geboren?«
»In Thame, Oxfordshire. Und du?« Den Spieß umzudrehen war nur fair, und er wollte auch wirklich mehr über sie erfahren. Über ihn musste sie im Gegenzug nicht viel wissen. Es gab auch nicht viel.
Sie strahlte, als sie sagte:
»Ich bin auf Eldridge Hall geboren, dem Anwesen meiner Eltern - es befindet sich bei Thornby in Northamptonshire. Das ist unser Zuhause - von mir und all meinen Geschwistern. Wenigstens war es das, bis sie geheiratet haben - jetzt sind nur noch Rufus und ich von uns Kindern übrig, aber die anderen kommen oft zu Besuch.«
»Ihr seid zu acht, wenn ich mich recht erinnere. Ich nehme an, du hast auch Unmengen Cousins und Cousinen?« Das erklärte die Leichtigkeit, mit der sie mit den Juneaux ausgekommen war - etwas, das ihm abging. Nicht, dass es ihm zuvor aufgefallen wäre, dass da etwas fehlte; erst als er sie im Umgang mit der zahlreichen Familie gesehen hatte, wie sie mit ihnen sprach und sie behandelte, wie es ihm selbst nie in den Sinn gekommen wäre ... und wie er es vermutlich auch gar nicht gekonnt hätte, selbst wenn er es gewollt hätte. Er wusste einfach nicht wie, er wusste den Weg nicht.
»Ja, wir sind eine weitverzweigte Familie - ganze Horden Onkel, Tanten und Cousins und Cousinen auf beiden Seiten.«
Er musste nicht fragen, wie sie mit ihrer Familie auskam - die Antwort lag in ihrem herzlichen Lächeln, in dem liebevollen Strahlen in ihren Augen.
Er hatte so eine Verbindung mit niemandem geteilt, nicht in seiner Kindheit, und später auch nicht ... bis er der Garde beigetreten war und sich sogleich mit Del, Rafe und Logan angefreundet hatte.
»Ich habe keine Geschwister« - er sah ihr in die Augen -, »aber man könnte sagen, ich habe Waffenbrüder.«
Sie erwiderte seinen Blick und musterte ihn.
»Die drei Herren aus dem Offizierscasino?«
Er nickte. Sie fragte nicht nach, bedrängte ihn nicht, aber während sie über die Straße fuhren und die letzten nördlichen Ausläufer der Stadt hinter sich ließen, erzählte er ihr, wie er die anderen kennengelernt hatte - berichtete ihr von ihren Erlebnissen und Abenteuern. Als sie lachte, erkundigte er sich nach ihren Geschwistern, und sie vergalt ihm seine Offenheit, eröffnete ihm ein Familienleben voller Zuneigung und Liebe, wie er sie nie erfahren hatte. Das, was dem am nächsten kam, war Kameradschaft, die Verbindung, die er mit den drei anderen teilte, aber selbst das kam der Wär-me und Herzlichkeit nicht gleich, dem Zusammengehörigkeitsgefühl, das Emily ihm beschrieb, das sie kennengelernt hatte und mit ihrer Familie genoss.
Je mehr sie ihm erzählte, desto mehr sehnte er sich nach etwas, das er nie gekannt hatte. Wenn er sie heiratete ...
Der Gedanke schoss ihm durch den Sinn, als sie und er schließlich schwiegen und die Kutsche immer weiterfuhr.
»Er ist selbst wie eine Kobra.« Der älteste der drei Sektenanhänger, die ausgeschickt worden waren, um die Landstraße, die nach Norden aus Marseille herausführte, im Auge zu behalten, spuckte auf den steinigen Boden. »Ich möchte Onkel heute um keinen Preis der Welt verärgern. Er war so schlecht gelaunt, nachdem die anderen gestern heimgekommen sind, um zu berichten, dass sie weder den Major noch seine Gesellschaft gesehen haben.«
Die drei hockten zwischen Felsen und großen Steinen auf einem Hügelrücken, von dem aus man die gesamte Straße überblicken konnte.
Der jüngste grinste listig.
»Die Männer können von Glück reden. Ich habe Akbar sagen hören, dass Onkel bereits so viele Männer verloren hat, dass er es sich nicht leisten kann, irgendwen zu bestrafen. Er braucht dringend jeden fähigen Mann, der ihm zur Verfügung steht, wenigstens im Augenblick.«
»Ah ja. Das erklärt es.« Der dritte Mann nickte. »Ich habe Onkel noch nie nachsichtig erlebt. Gewöhnlich reicht ein Fehler und ...« Er fuhr sich mit der Hand über den Hals. »Die Sekte duldet kein Versagen.«
»Stimmt.« Der älteste stieß den jüngsten mit seiner Stiefelspitze an. »Wenn du klug bist, vergisst du das nicht, wenn es - was wahrscheinlich ist - dem Major gelingt, über diese Straße die Stadt zu verlassen, bevor die anderen ihn in der Stadt ergreifen können. Wenn das passiert, wird Onkel die meisten von uns zusammenziehen und sich nach Norden aufmachen, um sie zu verfolgen - und ich weiß sicher, dass die Schwarze Kobra sehr viele von uns entlang dieses Ärmelkanals dort oben
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