In den Armen des Spions
postiert hat. Wenn der Major diesen Weg nimmt, wird Onkel ihm folgen, und dann wird er mehr als genug Leute haben - und dann wird wieder auf Versagen der Tod stehen.«
Der jüngste zuckte die Achseln. Die beiden älteren wechselten Blicke.
Dann hob der jüngste das Fernglas, das er in der Hand hielt, und richtete es auf die nächsten beiden Kutschen, die die Straße unten in Richtung Norden entlangkamen.
Die beiden älteren lehnten sich zurück und starrten wieder in den Himmel. Zahllose Kutschen hatten die Stelle hier schon passiert.
»He!« Der aufgeregte Ruf riss sie aus ihrer Lethargie. Der jüngste der drei hüpfte vor Aufregung fast auf und nieder, dann ließ er das Fernglas sinken und hielt es seinen Gefährten hin. »Das sind sie - da bin ich mir sicher. Seht euch die Männer neben den Kutschern an. Der erste ist doch der Offiziersbursche des Majors, oder?«
Der älteste nahm ihm das Fernglas ab. Nach einem Moment nickte er. Er reichte das Glas dem dritten Mann, dann wandte er sich an den jüngsten. »Du bleibst hier, bis sie vorüber sind, dann folgst du ihnen, aber nicht zu dicht. Bleib abseits der Straße und lass dich auf keinen Fall von ihnen sehen. Wir« - er rief seinen Kameraden mit einem Blick zu sich - »werden gehen und Onkel die gute Nachricht überbringen. Wenn er und der Rest dich eingeholt haben, wird Onkel dir das angemessene Lob zukommen lassen.«
In der Zwischenzeit würden die beiden älteren, die stundenlang in den Himmel geschaut hatten, den Ruhm ernten, aber der jüngste der Männer wusste, dass das nun einmal der Lauf der Welt war, daher nickte er.
»Ich werde ihnen folgen und auf Onkel und die anderen warten, bis sie zu mir stoßen.«
Ohne weiter Zeit zu verschwenden, stiegen die beiden Männer über die Felsen zu der Stelle, an der sie ihre gestohlenen Pferde zurückgelassen hatten.
14
30. November 1822
Vormittags
In unserer Kutsche auf der Straße nach Lyon
Liebes Tagebuch,
ich schreibe nur rasch in aller Eile, während Gareth die Kutsche verlassen hat, um sich um frische Pferde zu kümmern. Die beiden letzten Tage - und mehr noch die beiden letzten Nächte - waren meine vorausgehenden Bemühungen voll und ganz wert. Mein Feldzug wurde begünstigt durch die Beengtheit der Dorfgasthäuser, in denen wir eingekehrt sind. Da ich unweigerlich das größte und bequemste Zimmer habe und Arnia, Mooktu und Dorcas meistens die restlichen Räume bekommen, ist es unleugbar viel vernünftiger, wenn Gareth zu mir und in mein Zimmer kommt, als im Stall bei den anderen Männern zu nächtigen.
Und dann natürlich ...
Mit der mir eigenen Beharrlichkeit werde ich gewiss alles erringen, was mein Herz begehrt.
E.
An jenem Abend trafen sie in Lyon ein. Sie waren erfreulich schnell vorangekommen, und Gareth dankte der Laune des Schicksals, die ihnen Gustave und Pierre Juneaux gesandt
hatte. Die Cousins waren beide erfahren und verfügten über genau die richtige Menge Selbstbewusstsein; sie hatten sich bereits als der Aufgabe gewachsen gezeigt, ohne Rücksicht auf Hindernisse wie dichter Verkehr oder umgekippte Lastkarren in flottem Tempo weiterzufahren.
Sie waren weitergerast und hatten die erste größere Stadt erreicht, ohne die geringste Spur von den Sektenanhängern zu sehen zu bekommen.
Das, da war Gareth sich ziemlich sicher, würde sich bald genug ändern.
Mit einer lächelnden Emily an seiner Seite betrat er das größte Hotel der Stadt. Es war ein vor allem aus Holz errichtetes Haus. Gareth wäre Stein lieber gewesen, aber je weiter sie nach Norden vorankamen, desto kühler und feuchter war das Wetter geworden, und kleinere Herbergen brachten andere Nachteile mit sich, vor allem den mühelosen Zugang zu den oberen Stockwerken.
Ein Blick bestätigte ihm, dass dieses Hotel recht gute Sicherheit bot. Er ging zur Theke auf der Rückseite des Foyers, Emily an seinem Arm.
Es standen ausreichend Zimmer zur Verfügung. Er hätte problemlos zwei aneinander angrenzende Räume für sich und Emily verlangen können, tat das aber nicht. Die anderen wussten ohnehin inzwischen, dass sie das Bett teilten, und jeder Franzose, der sie erblickte, ging ohnehin unwillkürlich davon aus, dass sie verheiratet waren.
Weder Emily noch er unternahmen den Versuch, diese fälschliche Annahme zu korrigieren. Daher schien es überflüssig, getrennte Zimmer zu nehmen.
Selbst wenn er es täte, würde er doch die Nacht bei ihr verbringen.
Daneben blieb die spannungsgeladene Frage unbeantwortet, ob
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