In den Armen meines Feindes
wie er sie mit seinen Liebkosungen ins Paradies geführt hatte, um sich dann zusammen mit ihr in dem Gefühl der Erfüllung zu verlieren.
Und sie wollte auch nicht noch einmal die Monate durchleben, die sie nach der Hochzeit mit Joseph weinend in ihrem Bett verbracht hatte, ihr Herz in tausend Scherben zerbrochen.
Massimo schaute auf die vor ihm liegenden Unterlagen, ohne etwas zu sehen. Diese Papiere repräsentierten alles, auf das er seit Jahren hingearbeitet hatte. Und dennoch fühlte er sich, als würde etwas fehlen. Es war ein leerer Sieg, wenn der eine Preis, den er so unbedingt hatte erringen wollen, schon vergeben war. Am Grab seines Stiefvaters hatte er echte Trauer in Nikkis graublauen Augen gesehen.
Damit hatte er nicht gerechnet.
Schließlich hatte er sie als Goldgräberin verdammt. Warum sonst hätte sie Joseph Ferliani heiraten sollen, nachdem sie zuvor diese phänomenale Nacht mit ihm verbracht hatte? Eiskalt musste sie sich ausgerechnet haben, bei wem sie mehr Profit für sich herausschlagen konnte. Er hatte ihr ja in jener Woche immer wieder gesagt, dass er gerade erst dabei war, sein Geschäft aufzubauen. Also hatte sie die Summen addiert und Joseph den Zuschlag gegeben.
Massimo ballte die Hände zu Fäusten. Dafür würde er sie zahlen lassen. Jede einzelne Minute, die sie in diesem Haus verbrachte.
Auf der Fahrt in die Stadt saß Nikki schweigend neben Massimo auf der Rückbank der Limousine. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie erkannte, wohin der Chauffeur sie brachte. Alles in ihr verkrampfte sich, als das Hotel in Sicht kam, in dem sie damals diese eine wunderbare Woche verbracht hatte.
Ihre Finger umklammerten ihre Handtasche. „Ich steige nicht aus.“
„Du kannst es dir aussuchen“, hob Massimo mit einer Stimme an, die hart wie Stahl war. „Entweder du steigst selbst aus, oder ich trage dich in das Restaurant. Nun, wie entscheidest du dich?“
Ruckartig wandte Nikki ihm den Kopf zu. „Das machst du mit Absicht, nicht wahr?“, fauchte sie wütend. „Das gehört alles mit zu deinem lächerlichen Racheplan.“
„Heute Abend sind wir nur zwei Leute, die zusammen zum Essen ausgehen. Mehr steht nicht auf meiner Agenda.“
„Du hast immer eine Agenda. In Melbourne gibt es Tausende von Restaurants. Warum ausgerechnet dieses?“
„Das Essen ist gut und der Blick über die Stadt beeindruckend.“
„Du bringst mich her, um Salz in die Wunden zu streuen. Dir war vollkommen klar, dass es mich aufregen würde.“
„Warum sollte es ausgerechnet dich aufregen? Ich war schließlich nicht derjenige, der bei unserem letzten Dinner hier mit schmachtenden Blicken um sich geworfen hat. Nur um dann am nächsten Tag jemand anderen zu heiraten.“
Nikki schwieg verbissen. Es war wohl nicht sehr klug, darauf etwas zu erwidern. Sie hatte schon genug preisgegeben. Kühl und zurückhaltend, so musste sie ihm gegenüber auftreten. Das Problem war nur, dass es ihr in Massimos Gegenwart fast nie gelang, unbeteiligt zu bleiben. Wie auch, wenn sie noch immer derartige Gefühle für ihn hegte? Ihre Liebe zu ihm war nie vergangen. Oft hatte sie sich in den letzten fünf Jahren gefragt, wie lange es wohl dauern mochte, bis dieses Gefühl erstarb. Und selbst jetzt, angesichts seiner Verachtung und Feindseligkeit, spürte sie noch immer den starken Puls der Liebe in sich schlagen.
Mit einem schweren Atemzug stieg sie aus und ließ sich von Massimo in das Hotel führen.
Seit sie zuletzt hier gewesen waren, hatte man einige Veränderungen vorgenommen. Trotzdem wurde Nikki von Erinnerungen überwältigt, sobald sie das Foyer betraten und weiter zur Bar gingen.
Damals hatten sie hier in einer ruhigen Nische gesessen. Sie hatte Massimos Zukunftsplänen gelauscht, gelächelt, seine Hand gehalten, über seine Bemerkungen gelacht und von einem Leben an seiner Seite geträumt. Doch leider hatte dieser Traum nur eine einzige Woche gedauert. Dann war sie erwacht und schaudernd in die eiskalte Realität zurückgekehrt, die von Kindheit an ihr Schicksal gewesen war.
„Ich dachte mir, wir nehmen vor dem Dinner einen Drink“, riss seine Stimme sie aus ihren Gedanken.
Es war sinnlos zu widersprechen. Also zwang Nikki sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen und weiterzugehen. Auf dem Sofa in der Nähe des kleinen Flügels ließ sie sich nieder und griff nach der Getränkekarte, ohne ein Wort entziffern zu können. Weil Tränen ihr plötzlich die Sicht verschleierten.
Massimo setzte sich ihr
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