In den Armen meines Feindes
selbst mit einem Privatjet, der jede erdenkliche Bequemlichkeit bot, und Personal, das jeden Wunsch sofort erfüllte.
Um ein Gespräch mit Massimo zu vermeiden, schützte Nikki Müdigkeit vor und zog sich in die Schlafkabine zurück. Zwar konnte sie nicht wirklich schlafen, aber hier war sie immerhin vor Massimo sicher. Was die Crew ihrem Verhalten entnehmen würde, war ihr gleich. Massimo konnte nicht ahnen, wie sehr er sie in der Nacht zuvor beleidigt hatte. Fast hätte sie ihm die Wahrheit entgegengeschleudert, aber er hätte ihr so oder so nicht geglaubt. Schließlich hatte sie seinen Stiefvater geheiratet, und Joseph hatte bei seinem Stiefsohn offensichtlich bewusst den Eindruck erweckt, die Ehe sei eine echte gewesen.
Ein weiterer Chauffeur von Massimo holte sie mit dem Wagen vom Flughafen ab und fuhr sie bis zu der Villa, die über dem Hafen lag. Der Salzgeruch des Meeres hing in der Luft, und die Sonne schien strahlend hell. Tief sog Nikki die warme Luft ein, ihre Haut schien auf die Wärme zu reagieren und fühlte sich plötzlich köstlich frisch an.
Carine, ein junges Dienstmädchen, ging Nikki voraus zum Schlafzimmer, als sie im Haus ankamen.
„Signor Androletti hat mir aufgetragen, für Sie auszupacken“, sagte Carine. „Soll ich vor dem Dinner vielleicht noch etwas für Sie bügeln?“
„Nein, danke.“ Nikki lächelte. „Ich bin es gewohnt, das selbst zu erledigen.“
Die junge Frau sah verwirrt aus. „Aber Sie sind doch Model, oder?“
„Seit Monaten habe ich nicht mehr vor der Kamera gestanden. Ich bin also gar nicht mehr daran gewöhnt, bedient zu werden. Das übernehme ich lieber selbst. Also bitte machen Sie sich meinetwegen keine Umstände. Außerdem habe ich sowieso nur pflegeleichte Sachen eingepackt.“
„Sie sind ganz anders als die Frauen, die Signor Androletti sonst mitbringt“, entschlüpfte es dem Mädchen.
„Inwiefern?“, konnte Nikki nicht widerstehen zu fragen.
Carine zog einen Schmollmund. „Nun, die letzte hat nur Probleme gemacht. Ständig wollte sie etwas, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Ich musste immer etwas für sie besorgen. Ich bin so viel für sie gelaufen, dass mir die Beine wehtaten.“
„Ich verspreche Ihnen, bei mir wird das nicht passieren.“ Noch immer lächelte Nikki freundlich. „Ich bin wirklich pflegeleicht.“
Carine musterte sie mit schief gelegtem Kopf. „Sie sind sehr schön. Viel schöner als die andere. Aber auch sie war groß und blond. Allerdings stammte die Haarfarbe eindeutig aus der Tube.“
Er hat also eine Schwäche für große Blondinen, dachte Nikki und spürte den scharfen Stich der Eifersucht. „Ich werde mich bemühen, Ihnen keine Probleme zu machen“, versprach sie.
„Sie können nur gut für Signor Androletti sein“, stieß Carine mit Inbrunst aus. „Früher war er ein so netter Mann, aber in den letzten Jahren … Wie sagt man? Ihm muss wohl eine Laus über die Leber gelaufen sein.“
„Ähm, ja …“ Ein Hauch Röte zeigte sich auf Nikkis Wangen. „Eine Laus über die Leber, das ist richtig.“
„Sehen Sie, ich lerne schon von Ihnen.“ Carine war begeistert. „Signorina Gambari hat überhaupt nicht mit mir gesprochen, nur wenn sie etwas haben wollte. Aber Sie sind nicht wie sie, das sieht man sofort. Sie sind nett. Sicher haben Sie eine gute Erziehung genossen, nicht wahr?“
„Äh … ja“, log Nikki. „Eine sehr gute.“
„Ich wusste es!“ Liebevoll strich Carine die Tagesdecke auf dem Bett glatt. „Eine gute Erziehung ist importante, oder?“
„Ja, sehr wichtig“, stimmte Nikki zu.
„Wenn Sie etwas brauchen, dann rufen Sie einfach nach mir“, sagte Carine.
„Das werde ich, danke.“
Carine lächelte verträumt. „Ich hoffe, er bittet Sie, seine Frau zu werden. Denn das ist es, was er braucht – eine Frau und ein paar bambini, damit er endlich zur Ruhe kommt. Er lebt schon viel zu lange …“
„Carine, würdest du uns bitte allein lassen?“ Massimo war im Türrahmen aufgetaucht.
„ Sì, signore.“ Ehrerbietig beugte Carine den Kopf und huschte eilig davon.
Kaum war das Mädchen gegangen, drehte Nikki sich ärgerlich zu Massimo um. „Es war unnötig, sie so barsch wegzuschicken. Der Himmel weiß, warum, aber sie ist dir sehr zugetan.“
„Ich mag es nicht, wenn das Personal klatscht. Carine ist schwatzhaft und hat die Angewohnheit, ungebeten ihre Meinung zum Besten zu geben.“
„Sie ist noch sehr jung“, verteidigte Nikki das Mädchen. „Man sollte ihr nicht
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