In den Armen meines Feindes
erotische Kontakt jagte einen Stromstoß durch ihren ganzen Körper. Für Sekunden verhakten sich ihre Blicke. Nikkis Herz begann zu hämmern, als Massimo unendlich langsam den Kopf vorbeugte und sein Mund näher und näher kam …
Das Geräusch von sich nähernden Schritten ließ sie auseinanderfahren, und mit einem kaum hörbaren Seufzer nahm Massimo Nikki bei der Hand und führte sie hinaus in den Sonnenschein.
Die würzigen Aromen der sizilianischen Küche hüllten Nikki ein, sobald sie und Massimo das kleine Restaurant betraten. Es duftete nach wildem Fenchel, nach Minze und Mandeln, nach Sardinen und Anchovis, und das Wasser lief Nikki im Munde zusammen.
Massimo bestellte den Hauswein und hob sein Glas zu einem Toast. „Schließen wir Frieden, solange wir in Italien sind“, meinte er. „Lass uns die Zeit hier nicht durch nutzloses Streiten verderben.“
Über den Rand ihres Glases schaute sie ihn an. „Ich bin nicht diejenige, die mit dem Streiten anfängt.“
Tadelnd runzelte er die Stirn. „Das hilft nun wirklich nicht, Nikki. Komm, lassen wir die Vergangenheit für ein paar Tage ruhen, und benehmen wir uns wie ein Paar auf Urlaubsreise.“
Mit einem Seufzer gab sie nach und stieß mit ihm an. „Also gut. Auf den Frieden zwischen uns.“
„Braves Mädchen“, meinte er lächelnd. „Und es hat auch gar nicht wehgetan, oder?“
„Nein, bis jetzt nicht.“
„Du vertraust mir nicht, dass ich mein Wort halte?“
Nikki sah auf das Glas in ihrer Hand, um Massimos Blick zu meiden. „Mir fällt es schwer, überhaupt jemandem zu vertrauen. Ein Überbleibsel aus meiner Kindheit, denke ich.“
„Erzähl mir mehr darüber, cara. War es denn wirklich so schlimm? Ich weiß, du hast gesagt, du willst nicht darüber reden, aber … Reden hilft manchmal.“
„In diesem Falle nicht. Es ändert nichts.“
Sein Magen zog sich zusammen, als er die traurigen Schatten in ihren Augen sah. „Du bist doch nicht …“ Er suchte nach den richtigen Worten. „Hat man dich missbraucht?“
Nur das Klappern des Bestecks von den anderen Tischen und die leisen Gespräche der Gäste waren zu hören. Nikkis Miene blieb ausdruckslos und verschlossen.
„Nikki?“, hakte Massimo nach.
„Nicht so, wie du meinst“, sagte sie schließlich. „Aber es gibt andere Arten, um einem Kind das Leben zur Hölle zu machen.“
„ Il mio povero tesoro.“ Er fasste nach ihrer Hand.
„Was heißt das?“
Er ließ sich Zeit, bevor er antwortete. „Das heißt, dass ich langsam weich werde, was dich betrifft.“
Sie sah auf ihre vereinten Hände herunter. „Ist das gut oder schlecht?“, fragte sie leise.
Er zog ihre Finger an seinen Mund und fuhr mit den Lippen über die Spitzen, ohne die Augen von ihrem Gesicht zu wenden. „Ich weiß es nicht. Wir werden es wohl abwarten müssen.“
12. KAPITEL
Nikki glaubte nicht daran, dass Massimo sein Wort halten würde. Aber während der nächsten Tage sprach er die Vergangenheit nicht wieder an. Sie merkte, wie sie sich mehr und mehr entspannte. Und Hoffnung blühte in ihr auf, entfaltete sich vorsichtig wie die Blätter einer empfindlichen Knospe.
Die Nächte verbrachten sie in den Armen des anderen, und die Leidenschaft wuchs mit jedem Tag, der verging. Nikki ergab sich dem wilden Strudel der Gefühle, der sich mit der ersten Liebkosung in Bewegung setzte. Sie liebte es, wenn ihre beiden Körper zu einer Einheit verschmolzen. Massimos lustvolles Stöhnen, während er sich in ihr verlor, klang wie Musik in ihren Ohren. Wenn er auf ihr zusammensackte und erfüllt und erschöpft in ihren Armen lag, dann fühlte sie, dass sie etwas in ihm angerührt hatte, wie es noch niemandem zuvor gelungen war. Sie wurde immer wagemutiger, wenn sie seinen Körper erkundete, und genoss die Laute, die sich vor Ekstase seiner Kehle entrangen. Denn dann wusste sie, dass sie ihn an den Rand menschenmöglicher Freuden führte.
Der letzte Abend vor der Rückreise nach Melbourne kam viel zu schnell. Nikki hoffte von ganzem Herzen, dass der Ortswechsel keine Trübung der freundschaftlichen Atmosphäre mit sich bringen würde, die gleichzeitig mit der Leidenschaft gewachsen war.
In den letzten beiden Tagen war sie immer wieder versucht gewesen, Massimo die wahren Gründe für ihre Heirat mit Joseph zu gestehen. Seine Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit ließen in ihr die Hoffnung aufkeimen, dass sie ihm genug vertrauen konnte, um ihm von den dunklen Schmerzen ihrer Vergangenheit zu erzählen.
Doch jedes
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