In den Armen meines Feindes
bin, dann hast du dir das selbst zuzuschreiben. Ich habe wenig Respekt für eine Frau, die einen Mann nicht liebt, ihn wegen seines Geldes aber trotzdem heiratet. Ich kann mir keinen einzigen Grund vorstellen, der das rechtfertigen würde.“
Nikki erhob sich abrupt und wischte sich die Krümel vom Rock. „Dann denkst du vielleicht nicht hart genug nach, Massimo.“
Damit ging sie mit steifen Beinen ins Haus zurück, so als könne sie seine Gegenwart nicht mehr ertragen.
Massimo sah ihr nach, dann warf er mit einem leisen Seufzer seine Serviette auf den Tisch und folgte ihr.
Nikki hätte nicht erwartet, dass sie den Tag mit Massimo tatsächlich genießen würde. Nachdem die Fahrt zu dem kleinen Dorf in eisigem Schweigen verlaufen war, taute das Eis zwischen ihnen im Laufe des Vormittags langsam. Massimo hatte wohl entschieden, dass es Zeit für eine Art Waffenstillstand war. In der Näherei stellte er Nikki jedem vor und beteiligte sie an den Gesprächen. Sein Verhalten ihr gegenüber war höflich und zuvorkommend.
Nikki befühlte die kostbaren Stoffe und lächelte, wenn eine der Näherinnen ihr erklärte, wie man einen Reißverschluss unsichtbar machte oder welches Verfahren man benutzte, um Nähte verschwinden zu lassen.
Und es erfüllte sie mit besonderem Stolz, als man ihr ein Kleid vorführte, das sie designt hatte.
Wäre ihr Leben anders verlaufen, hätte sie gerne eine Ausbildung in einem kreativen Beruf gemacht. Oft hatte sie in den letzten fünf Jahren daran gedacht, einen Abschluss nachzuholen. Aber sie hatte sich zu sehr geschämt, Joseph zu sagen, dass sie nicht einmal einen Schulabschluss besaß.
Sie ging an dem Kleiderständer vorbei zu Massimos Büro, wo sie ihn in schnellem Italienisch reden hörte, wohl mit einer der Angestellten. Und als sie sein strahlendes Lächeln erblickte, fühlte sie einen schmerzhaften Stich. Warum konnte er sie nicht so anlächeln? Bestand überhaupt eine Chance, dass die Liebe, die er vor fünf Jahren für sie empfunden hatte, wieder aufleben würde?
Jetzt drehte Massimo sich um und ertappte sie dabei, wie sie ihn anstarrte. „Alles in Ordnung mit dir, Nikki?“
Sie nickte. „Ja … ja, sicher.“
„Gut.“ Er nahm sie bei der Hand. „Zeit für eine kleine Erfrischung. Hast du Hunger?“
„Ein wenig schon, ja.“
„Komm. Du siehst blass aus.“ Er drückte leicht ihre Finger. „Du brauchst etwas zu essen.“ Damit führte er sie hinaus zum Wagen.
Zum Lunch setzten sie sich in ein kleines Bistro auf den Klippen mit einer großartigen Aussicht auf das Meer, und Massimo erzählte Nikki von seiner Heimat.
„Sizilien ist die größte Insel im Mittelmeer und hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Hier haben Asiaten regiert, Afrikaner und Europäer, daher herrscht hier auch eine so unglaublich reiche Vielfalt an Kunst und Kultur. Du wirst hier ebenso griechische Tempel wie römische Amphitheater und maurische Paläste finden. Ich schlage vor, dass wir nach dem Essen einfach etwas herumfahren, um dir einen ersten Eindruck zu vermitteln.“
Kurze Zeit später waren sie auf dem Weg Richtung Palermo, und Nikki schaute fasziniert auf die vorbeifliegende Landschaft.
„Zuerst besuchen wir die cappella palatina, die sogenannte Palastkapelle“, schlug Massimo vor. „Man merkt dort die byzantinischen, normannischen und arabischen Einflüsse. Und du wirst einige der unglaublichsten Mosaiken bestaunen können.“
Danach schauten sie sich die Kathedrale an, die aus dem zwölften Jahrhundert stammte. Massimo verfügte über ein schier unerschöpfliches Wissen, und während Nikki auf seine tiefe Stimme lauschte, wurde ihr klar, dass er an vielen Dingen interessiert war, nicht nur am Geschäftemachen und Geldverdienen.
Irgendwann erhaschte er ihren nachdenklichen Blick und lächelte zerknirscht. „Ich langweile dich mit meinen Ausführungen, nicht wahr?“
„Nein, ganz und gar nicht“, erwiderte sie mit der Andeutung eines Lächelns.
Sacht legte er ihr einen Finger an die Lippen. „Fast hättest du jetzt gelächelt. Heißt das, du hast mir vergeben, dass ich heute Morgen so barsch zu dir war?“
„Wir stehen in einer Kathedrale. Da kann ich ja wohl kaum Nein sagen, oder?“
Sein Daumen streichelte ihre Unterlippe. „Ich finde diese Besichtigungstour langsam ermüdend. Wir sollten zum Dinner gehen. Bist du hungrig?“
„Nicht wirklich …“ Sie ließ ihre Zunge vorschnellen, gerade in dem Augenblick, als er seinen Daumen zurückziehen wollte.
Der
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