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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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Sicherheit blieb ihm weder Zeit noch Raum zum Träumen.
    Wieder überwand er die Hindernisse in seinem Innersten, und sein Kapitän bezeugte, Scott habe »mit Ernsthaftigkeit und zu meiner vollen Zufriedenheit« gedient. Diese Ansicht wurde von seinem nächsten Kommandeur auf der Brigg Liberty geteilt, der ihn als »eifrig und gewissenhaft« bezeichnete. Auf seinem nächsten Schiff, dem Schlachtschiff HMS Monarch , wurde er als »vielversprechend« eingestuft, und Ende 1886, dem Jahr, in dem er auf die HMS Rover des Ausbildungsgeschwaders ging, lautete das Urteil »intelligent und fähig«. All das eröffnete ihm die Aussicht auf eine ordentliche, wenn nicht sogar eine glänzende Laufbahn. Doch Scott musste sich einen Namen machen, weil seine Familie kaum Beziehungen hatte, die seine Karriere hätten beschleunigen können, und weil er auch nur über geringe private Einkünfte verfügte. Als ehrgeiziger junger Mann wusste er, dass er seine Laufbahn auf seiner Leistung aufbauen musste.
    Nach der Rover – und seiner Begegnung mit Sir Clements Markham – studierte Scott am Royal Naval College, bestand seine Prüfungen mit Leichtigkeit und wurde 1888 zum Leutnant zur See befördert. Gegen Ende des Jahres befand er sich auf dem Weg zum Kreuzer Amphion in Esquimault, British Columbia. Die letzte Etappe seiner Reise geriet zum Alptraum, aber Berichte darüber zeigen Scott von seiner besten Seite. In San Francisco ging er an Bord eines Trampdampfers, der nach Norden, in Richtung Alaska, fuhr. Ein heftiger Sturm brach aus, der fast den ganzen Rest der Reise andauern sollte. Ein anderer Engländer und Mitreisender, Sir Courtauld Thompson, schilderte später, was passierte. Das Schiff war vollgepackt mit Bergarbeitern und ihren Frauen, von denen viele bald sehr verängstigt waren und krank wurden. Frauen lagen mit ihren Kindern am Boden des Salons, während die Männer – soweit es das auf den Wellen taumelnde Schiff erlaubte – soffen und stritten. Die Besatzung kämpfte um das Schiff, und so nahm der junge Scott die Sache in die Hand:
    »Obwohl er zu dieser Zeit noch ein Junge war, übernahm er praktisch das Kommando über die Passagiere und wurde von ihnen für den Rest der Reise sofort als ihr Boss akzeptiert. Mit einer kleinen Gruppe Freiwilliger kleidete er ... die Mütter an, wusch die Kinder, fütterte die Babys, wischte die Böden auf und kümmerte sich um die Kranken ... Auf Deck schlichtete er die Streitereien und stellte entweder aufgrund seiner Persönlichkeit oder, wenn nötig, unter Einsatz seiner Fäuste die Ordnung wieder her.«
    Zur gleichen Zeit gelang es ihm offensichtlich, fröhlich zu bleiben – ein Charakteristikum, das er auf seinen Polarreisen an anderen so schätzte: »Tag und Nacht arbeitete er für das gemeinsame Wohl, ohne sich selbst je zu schonen, und mit seinem ansteckenden Lächeln gab er uns allen nach und nach das Gefühl, das Ganze sei ein Riesenspaß.« 2
    Der Bericht über einen selbstsicheren, fähigen jungen Mann steht in seltsamem Widerspruch zu einem Eintrag in seinem Tagebuch:
    »Nur uns kalten, langsam geschaffenen Wesen ist es gegeben, diese triste, entsetzliche Verkrampfung des Herzens, diese schleichende Krankheit zu spüren, die einen wochenlang im Griff hat. Wie kann ich es ertragen? Ich schreibe von der Zukunft; von den Hoffnungen, einmal würdiger zu sein; aber werde ich es je sein? Kann ich allein, der schwache arme Schlucker, der ich bin, gegen all das aufkommen? Der tägliche Trott, der kleine Verdruss, das Unwohlsein, die Herzbeschwerden ... Wie, wie nur kann man gegen all das ankämpfen? Niemand wird je diese Worte sehen, deshalb darf ich freimütig schreiben – ›wozu soll das alles gut sein?‹« 3
    Selbst wenn man einräumt, dass junge Leute zu Beginn ihres Erwachsenendaseins oft unsicher sind, ist dies eine trostlose Sichtweise. Scott gehörte zu jenen Menschen, die in einer Krise zur Höchstform auflaufen, weil es dann heißt, etwas tun zu müssen. Er brauchte Ablenkungen von den Unsicherheiten, mit denen ein Agnostiker wie er zu leben hat. »Manchmal hat es den Anschein, als wäre harte Arbeit für mich ein Heilmittel gegen sämtliche Übel – seien sie moralischer oder physischer Natur«, schrieb er später. 4
    Scott trat pflichtgemäß auf der Amphion , einem Kreuzer zweiter Klasse, seinen Dienst an und wurde im August 1889 zum Oberleutnant zur See befördert. Auf der Karriereleiter der Marine kam er recht ordentlich voran, aber Jahre des Wachegehens,

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