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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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Spitzenleute der Marine, einschließlich des Ersten Seelords der Admiralität, zu Rate. Ihr Urteil fiel gleichermaßen positiv aus.
    Doch nun folgte das, was Markham »lange und lästige« Rangeleien nannte. Das Problem bestand in dem gemischten Ausschuss, den die Royal Society und die Royal Geographical Society eingerichtet hatten, um die Expedition auf die Beine zu stellen. Die Mitglieder der Royal Society waren ihren Kollegen von der Geographischen Gesellschaft zahlenmäßig leicht überlegen. Wichtiger aber war, dass sie ganz unterschiedlicher Meinung waren. Den Wissenschaftlern von der Royal Society zufolge sollte die Expedition in erster Linie wissenschaftliche Zwecke verfolgen. Für Markhams Kollegen bestand das Ziel in geographischen Entdeckungen, während Markham selbst seine jungen Marineoffiziere fördern musste. Scott geriet schon bald in den Brennpunkt der Auseinandersetzung. Wie Markham bissig schrieb: »Der Traum von Professoren und Pedanten, wonach ein Unternehmen am besten von einer debattierenden Gesellschaft auserwählter Neunmalkluger ge leitet werde, übt eine nicht enden wollende Faszination aus, ist aber nur ein Traum.« 1
    Ein zunehmend reizbarer Markham verlangte, dass der Expeditionsleiter ein junger Marineoffizier im regulären Dienst sein müsse – ein Mann der Tat, der Disziplin und der Ausdauer und ein Mann mit Sinn für Takt und Diskretion. Er erinnerte seine Kritiker auch daran, dass die Royal Navy seit Cooks Tagen eine beherrschende Rolle in der Polarforschung gespielt hatte. Doch die Royal Society war unzufrieden. Warum konnte nicht ein Wissenschaftler die Verantwortung übernehmen? Die Admiralität ihrerseits wünschte sich einen Vermesser von der Marine. Schließlich taten sich die beiden verstimmten Gremien zusammen und machten gemeinsam gegen Markham Front. Die Aussichten für Scott, der sich inzwischen mit dem Kanalgeschwader wieder auf See befand, waren gering. Doch mit vor Empörung bebendem Schnurrbart wehrte Markham die Verschwörungen und Gegenverschwörungen ab, bis er im Juni 1900 endlich Scotts Ernennungsurkunde unterschreiben konnte. Am 30. Juni wurde Scott zum Korvettenkapitän befördert.
    Aber es drohte noch eine letzte Gefahr. Im Februar 1900, auf dem Höhepunkt des Gerangels, war ein renommierter Geologe, John Gregory, zum Leiter des wissenschaftlichen Stabes ernannt worden. Er war nicht der Typ, der Markham irgendwie gefallen konnte, da er »ein kleiner Mann mit ganz leiser Stimme war und immer nervös an seinem Schnurrbart zupfte«. 2 Von der Universität Melbourne kommend, traf er im Dezember 1900 in dem irrigen Glauben in England ein, dass Scott vielleicht das Schiff befehligen, er aber die an Land gehende Gruppe leiten sollte. Sir Clements klärte ihn auf, und das führte zu einem unerquicklichen Gezänk zwischen den prominentesten Vertretern von Forschung und Wissenschaft, die das Land hatte. Es erübrigt sich festzustellen, dass Markham, der alte Kämpe, seinen Willen durchsetzte. Gregory wurde aufgefordert, unter Scott zu dienen, lehnte ab und trat zurück.
    Vom Zeitpunkt seiner Ernennung an blieb Scott nur ein knappes Jahr, um vor der Abreise der Expedition, die für ihn den ersten unabhängigen Posten mit sich brachte, sämtliche Vorbereitungen zu treffen. Die Probleme erschienen geradezu ehrfurchtgebietend. Er brauchte Verpflegung, Kleider und Ausrüstung für die feindlichsten Lebensbedingungen auf Erden, die er zudem nicht aus eigener Erfahrung kannte. Er war ein echter Pionier. Wie die Times im Mai 1900 ziemlich spitz vermerkte: »Da Jugend eine unabdingbare Voraussetzung war, musste man sich für jemanden ohne wirkliche Polarerfahrung entscheiden.« Scott musste auch seine Männer auswählen und sich über Polarreisen im allgemeinen und die Verwendung von Schlitten im besonderen informieren. Wie er selbst zugab, wusste er nichts darüber, und das Schicksal der Belgica , die unlängst im Eis festgefahren war und nur vom Eis weitergetrieben wurde, wobei einige ihrer Matrosen den Verstand verloren, muss ihn bedrückt haben.
    Er bekam ein kleines Büro im Burlington House, das sich zum Zentrum seines Projekts entwickelte und vollgestopft war mit merkwürdigen Gegenständen, angefangen bei Socken aus Menschenhaar bis hin zu Wolfsfellen. Anfang Oktober fuhr er nach Norwegen, um den berühmten Arktisforscher Fritjof Nansen aufzusuchen. Nansens untertassenförmiges Schiff, die Fram , hatte eine Fahrt gemacht, die es an Tollkühnheit mit jedem

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