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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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Doppelte an Energie aufwenden müssen.« Bei für diese Region normalen Bedingungen wäre es Scott und seinen Männern zu dieser Jahreszeit möglich gewesen, das One-Ton-Depot zu erreichen, vielleicht sogar zu dem Zeitpunkt, als Cherry-Garrard dort mit den Hunden auf sie wartete.
    Zweifelsohne hatte Scott mit dem Wetter sehr großes Pech. Doch dass er den Beardmore-Gletscher im Dezember 1911 erreichte und sich im kalten März 1912 draußen auf dem Ross-Schelfeis aufhielt, war zu einem großen Teil das Ergebnis seiner Entscheidungen bezüglich des Transports – dass er nämlich auf Ponys und das Ziehen der Schlitten durch die Männer gesetzt und den Hunden nur eine untergeordnete Rolle zugewiesen hatte. Hätte er Hundeteams eingesetzt, wäre er wahrscheinlich etwa zwei Wochen früher aufgebrochen als Amundsen, so dass ihn die Auswirkungen des Beardmore-Sturms nicht mehr getroffen hätten, und er wäre im Lager zurück gewesen, bevor sich das Wetter im März so sehr verschlechterte.
    Bei seiner Planung stand Scott unter dem Eindruck der Leistungen seines britischen Rivalen Shackleton, an dessen Methoden und Route er sich orientierte. Scott analysierte Shackletons Erfahrung nicht, um festzustellen, warum es ihm nicht gelungen war, den Pol zu erreichen. Er konzentrierte sich vielmehr auf die Frage, warum Shackleton überhaupt so weit gekommen war. Folgerichtig lief Scotts Strategie einfach darauf hinaus, den grundlegenden Zutaten, also der Art, wie Shackleton im Hinblick auf Mannschaft und Ausrüstung gehandelt hatte, etwas hinzuzufügen, statt das Rezept insgesamt zu variieren. Unglücklicherweise war seine Rivalität Shackleton gegenüber so groß und ihr Verhältnis so angespannt geworden, dass es ihm unmöglich war, Shackleton direkt um Rat zu fragen. Scott sammelte seine Informationen über Shackletons Expedition aus zweiter und dritter Hand und – erst auf seiner eigenen Expedition – aus Frank Wilds Tagebuch, das er mitgenommen hatte.
    Shackleton hatte Ponys, und keine Hunde eingesetzt, und deshalb tat Scott es ihm gleich. Beide Männer hatten die falschen Lehren aus der Discovery -Expedition gezogen, als Scott auf seiner Reise nach Westen, auf der Menschen die Schlitten zogen, viel bessere Geschwindigkeiten erreicht hatte als auf seiner Reise nach Süden mit den Schlittenhunden, und beide hatten eine Art Betriebsblindheit entwickelt. Sie bedachten nicht, dass die Probleme mit den Discovery- Hunden nicht unüberwindlich waren – diese rührten daher, dass sie selbst nicht wussten, wie man mit den Hunden richtig umging. Die Ironie an der Sache ist, dass wenn einer von ihnen ernsthaft mit Hunden trainiert und sie sorgfältig ausgewählt hätte, einer – wahrscheinlich Shackleton – sehr wohl als erster am Pol hätte eintreffen können.
    Doch von Shackletons Erfolg mit Ponys überzeugt, trat Scott sofort in seine Fußstapfen und schlug Erfahrungen von Arktisexpeditionen und den Rat Nansens und anderer in den Wind, die ihm dringend nahelegten, als wichtigstes Transportmittel Schlittenhunde einzusetzen. Er nahm zwar ungefähr 24 Hunde auf seine Reise nach Süden mit und räumte ein, dass Hunde einen Beitrag zu leisten hätten, aber er hielt es zu keinem Zeitpunkt für möglich, sie über das Ross-Schelfeis hinaus zu verwenden. Deshalb widmete er ihnen niemals die Aufmerksamkeit, die notwendig gewesen wäre, um sich über ihr Potential klar zu werden. So machte er sich zum Beispiel wenige Gedanken über die beste Größe eines Gespanns oder darüber, wie die Zuggurte angeordnet werden sollten, um eine optimale Leistung zu erzielen. Er überließ zu viel Meares, zu dem er ohnehin ein unglückliches Verhältnis hatte und der der Aufgabe im Grunde nicht gewachsen war und schon bald das Interesse daran verlor.
    In vielerlei Hinsicht war Scotts Einstellung in bezug auf die Hunde gespalten – in seinem Tagebuch erkannte er an, dass sie auf der Reise, auf der die Depots angelegt wurden, erfolgreich waren, erwog jedoch nicht, aufgrund dieser Erfahrungen seine Pläne für die Reise zum Pol zu ändern. Vielleicht fühlte er sich auch durch die Tatsache gehemmt, dass Amundsen sich erklärtermaßen auf Schlittenhunde verließ – er wollte nicht so erscheinen, als ändere er seine Pläne, nur um seinem Rivalen nachzueifern. Doch wie unrecht er hatte, wurde ihm wohl endgültig bewusst, als er am Pol ankam und feststellen musste, dass der vereiste Boden kreuz und quer mit Abdrücken von Hundepfoten übersät war – ein Beweis

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