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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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nicht nur dafür, dass es Amundsen gelungen war, seine Hunde die Gletscher zum Polarplateau hinaufzubringen, sondern dass sie ihn den ganzen Weg bis zu seinem Ziel schnell und sicher transportiert hatten. Tatsächlich schaffte Amundsen seine 2600 Kilometer lange Reise in nur 99 Tagen, während Scott mehr als 140 Tage brauchte, um eine vergleichbare Strecke zurückzulegen. Außerdem profitierte Amundsen während der gesamten Reise von seinen Hunden, sei es in Form von Transportmitteln, sei es als Nahrungsspender, während Scott und seine Leute sich vom Beardmore-Gletscher an auf ihre eigene Zugkraft verlassen mussten und nur gelegentlich von einem Segel unterstützt wurden, mit dem sie sich den Wind zunutze machten.
    Tatsächlich waren Ponys trotz Shackletons Erfolg für die Antarktis offensichtlich ungeeignet. Das größte Problem war ihre Empfindlichkeit gegen Kälte. Ihr Fell gab ihnen wenig Schutz, und es mussten Schneewälle aufgebaut werden, um sie gegen die Stürme abzuschirmen, während Hunde sich einfach ein Loch graben, sich zusammenrollen und schlafen konnten. Ponys hatten auch mit dem weichen Boden zu kämpfen und quälten sich bis zum Sprunggelenk darin herum, während Hunde leichtfüßig über den Grund traben konnten. Daher kamen die Ponys bei der entscheidenden, Anfang 1911 unternommenen Reise, auf der die Vorratslager angelegt wurden, nur schlecht voran. Dies bedeutete wiederum, dass das One-Ton-Depot 55 Kilometer weiter nördlich eingerichtet wurde, als Scott ursprünglich geplant hatte. Scott ignorierte Oates’ Rat, die Ponys so weit wie möglich nach Süden zu treiben, sie dann zu töten und das Fleisch als Hundefutter für die Reise zum Pol einzulagern. Scott, Wilson und Bowers starben 35 Kilometer nördlich der Stelle, an der das One-Ton-Depot eigentlich hätte angelegt werden sollen. Natürlich ist es fraglich, ob sie, wenn sie das Vorratslager erreicht hätten, auch ihr Leben gerettet hätten – so schwach, wie sie waren. Außerdem hätten sie dann immer noch mehr als 185 Kilometer bis zum Hut Point gehen müssen. Es hätte ihnen aber immerhin eine Chance gegeben. George Bernard Shaw bemerkte später Kathleen gegenüber, Scott, den er niemals persönlich kennengelernt hatte, sei »nicht ein Mann der Klugheit, sondern des Gefühls [gewesen]; wenn seine Gefühle angesprochen waren, hörte seine Urteilskraft auf zu existieren«. 4 Das ist vielleicht zu harsch ausgedrückt, aber es ist etwas Wahres daran. Zweifellos trübten Scotts Schuldgefühle wegen Tierquälerei – sowohl im Zusammenhang mit den Hunden als auch mit den Ponys – gelegentlich sein Urteilsvermögen.
    Interessanterweise übernahmen spätere Polarforscher das unterschwellige Ethos von Scott und seinen Männern – nämlich dass die wirklich mannhafte Art und Weise der Fortbewegung darin bestehe, sich, ohne irgendwelche Hilfsmittel, einzig auf die eigene Kraft zu verlassen. Forscher wie Ranulph Fiennes und Roger Mear zogen es – wie Scott – vor, auf ihre Kraft und ihr Durchhaltevermögen zu vertrauen, und nicht auf Zugtiere oder Motoren. Helmar Hausen, der zusammen mit Amundsen den Pol erreicht hatte, schrieb: »Was soll man über Scott und seine Gefährten sagen, die ihre eigenen Schlittenhunde waren? … Ich glaube nicht, dass irgend jemand es ihnen je nachmachen wird«, 5 und irrte sich. Tatsächlich findet sich bei seinem Landsmann Borge Ousland, der 1996 als erster zu Fuß, allein und ohne fremde Hilfe, Antarktika durchquerte, ein Widerhall von Scotts Gefühlen, als er im Nachhinein feststellte: »Auch in einer Plastikwelt, in der es wenige echte Dinge zu tun gibt, ist es immer noch möglich, die Schallmauer des menschlichen Durchhaltevermögens zu durchbrechen.« 6
    Angesichts der Tatsache, dass Scott sich auf Ponys verlassen wollte, erscheint es auch merkwürdig, dass er bei ihrer Auswahl keine größere Sorgfalt walten ließ. Er ließ sich von dem geschwätzigen und penetranten Teddy Evans überreden, Oates, den Pferdefachmann, bei sich in England zu behalten, damit er bei der Ausrüstung der Terra Nova mithalf, statt ihn, wie ursprünglich geplant, nach Sibirien zu schicken, damit er Meares beim Kauf der Ponys assistierte. Das Ergebnis war, dass es Cecil Meares, der mit Sicherheit kein Pferdekenner war, überlassen blieb, mit der Aufgabe fertigzuwerden. Außerdem befahl Scott Meares, nur weiße Ponys zu kaufen. Diese Instruktion gründete sich auf eine Schlussfolgerung aus Shackletons Expedition – nämlich dass

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