In den eisigen Tod
diese am robustesten sein müssten, weil sie am längsten überlebt hatten. Die vier dunkelsten Ponys waren schon verendet, bevor die Polarexpedition überhaupt begann. Unter ansonsten identischen Voraussetzungen beträgt die Zufallswahrscheinlichkeit, dass alle vier dunklen Ponys zuerst verenden, eins zu siebzig, deshalb hatte Scotts Instruktion möglicherweise eine gewisse theoretische Richtigkeit. Doch praktisch schränkte sie Meares’ Auswahlmöglichkeiten sehr stark ein, denn laut seiner Aussage Debenham gegenüber waren nur knapp 15 bis 20 Prozent der zur Verfügung stehenden Ponys weiß, was ihn geradezu zwang, den Haufen »Klepper« zu kaufen, der Oates so entsetzte.
Scott machte sich die neue Technik des Skifahrens nicht ausreichend zunutze – eine Art der Fortbewegung, die man damals in Großbritannien erst allmählich zu schätzen lernte. (Als Ponting sein Buch über die Terra-Nova -Expedition verfasste, glaubte er noch, dem Leser erklären zu müssen, was Skier sind.) Obwohl Scott selbst ein ganz passabler Skifahrer war und einen erfahrenen, nämlich Tryggve Gran, auf die Expedition mitnahm und Skiunterricht anordnete, sorgte er nicht dafür, dass das Skifahren so ernst genommen wurde, wie es nötig gewesen wäre. Sowohl Edgar Evans als auch Rittmeister Oates blieben skeptisch. Möglicherweise wurde Scott auch durch die Tatsache beeinflusst, dass Shackleton auf seine Polarreise keine Skier mitgenommen hatte.
Doch andere Schwierigkeiten hatten weniger damit zu tun, dass Scott Shackleton nachahmte, als mit Scott selbst. Scott interessierte sich für die allerneueste Technologie; auf die Reise mit der Discovery hatte er Ballone mitgenommen; auf der Terra - Nova -Expedition verwendete er ein Telefon in Antarktika zwischen Hut Point und Cape Evans und dachte darüber nach, ob er eine Funkausrüstung mitnehmen sollte, und er war auch von Pontings Kinematographie, Simpsons meteorologischen Beobachtungen und der Arbeit der anderen Wissenschaftler fasziniert. Daher war er natürlich von der Möglichkeit begeistert, Motorschlitten einzusetzen, stellte jedoch nicht sicher, dass das richtige Benzin, nämlich eines mit höherer Oktanzahl, verwendet wurde, was dazu führte, dass die Motorschlitten frühzeitig auf dem Ross-Schelfeis liegenblieben. Hätte er Skelton, der bei ihrer Entwicklung als treibende Kraft mitgewirkt hatte, auf die Reise mitgenommen, hätte eine bessere Leistung aus ihnen herausgeholt werden können.
Scott verlor einen seiner drei Motorschlitten, der beim Ausladen durch die Eisschollen rutschte, aber es gibt Argumente dafür, dass auch zwei Motorschlitten durchaus genügt hätten. Die zusätzlichen 1000 Pfund, die der dritte gekostet hatte, wären besser in Schlittenhunde oder sogar in Ponys investiert worden, die, wie Oates bemerkt hatte, jeweils nur etwa drei beziehungsweise fünf Pfund gekostet hätten. Doch Griffith Taylor berichtete, Scott habe in einem seiner Vorträge über die Motorschlitten gesagt: »Er hoffte, dass sie hilfreich sein würden; aber er schloss ihr Gewicht nicht in seine Kalkulationen ein. Ihm war klar, dass er hier zum Vorteil künftiger Expeditionen ein Experiment durchführte.« 7 Mit anderen Worten: Während er unter wissenschaftlichen und technischen Aspekten an der Leistung der Motorschlitten interessiert war, schätzte er sie für seine Pläne nicht als wesentlich ein.
Unzureichende Nahrung spielte bei der Katastrophe eine erhebliche Rolle, vor allem angesichts der langen Zeit, die Scott und seine Männer auf ihrer Reise brauchten. Man muss immer eine Balance herstellen zwischen der Menge an Lebensmitteln, die eine Expedition benötigt, und der Anstrengung, die ihr Transport erfordert. Doch trotz der komplizierten und peinlich genauen Planung gab es in den verschiedenen Depots nicht genug Lebensmittel und Brennstoff, um Männern, die mit der Zeit durch Erschöpfung, wegen kranker Kameraden und aufgrund schlechten Wetters langsamer vorankommen würden, eine Sicherheitsmarge zu bieten. Hinzu kam, dass die Vorratslager selbst nicht besonders gut markiert waren und wahrscheinlich zu weit auseinander lagen. Scott untersuchte verschiedene Kombinationen von Nahrungsmitteln, und ein Grund dafür, dass er die Winterreise nach Cape Crozier erlaubte, war auch der Wunsch festzustellen, welche Wirkung die unterschiedlichen Diäten auf die Teilnehmer hatten. Dennoch unterschätzte er die Kalorienmenge, die Männer benötigten, welche ihre Schlitten selbst zogen.
Für die
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