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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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wieder Schlittenreisen unternommen würden, zu holen und jetzt mit ihren schwindenden Kräften möglichst hauszuhalten. Doch man muss den Charakter der Männer verstehen, die zur Pol-Gruppe gehörten. Vor allem Wilson beharrte darauf, dass sie diese Proben mitnahmen, und wieder einmal konnte Scott es ihm nicht abschlagen. Es war auch eine Frage des Stolzes zu beweisen, dass sie dem wissenschaftlichen Geist der Expedition treu geblieben waren. Und die Gesteinsproben waren für die Wissenschaft gewiss von Wert.
    Bei der Planung und Durchführung der Expedition wurde Scott wahrscheinlich durch die rivalisierenden Ansprüche beim Wettlauf zum Pol (die die Spendenbereitschaft in der Öffentlichkeit förderten) und die Suche nach wissenschaftlicher Erkenntnis, die ihn aufrichtig begeisterte, behindert. Er hatte womöglich Schwierigkeiten gehabt, diese beiden Ziele auch in seinem Inneren miteinander zu versöhnen. Jedenfalls erforderte dieses doppelte Ziel ein erweitertes Management und eine größere logistische Anstrengung sowie eine höhere Summe an Spendengeldern, was ihn alles davon ablenkte, sich auf jeden einzelnen Aspekt zu konzentrieren. Im Gegensatz dazu lenkte Amundsen sein Augenmerk auf das einzige Ziel, den Pol zu erreichen, und ließ sich weder durch neue Technologien noch durch die Wissenschaft davon abbringen. Die Geheimnistuerei um sein wahres Ziel ermöglichte es ihm, seine Pläne relativ frei von Publicity und dem Druck öffentlicher Erwartungen auszuarbeiten, insbesondere, nachdem Peary für sich reklamiert hatte, den Nordpol erreicht zu haben. Als praktisch orientierter und erfahrener Profi plante er sorgfältig und machte sich alle Erfahrungen zunutze, die er in der Arktis gesammelt hatte. Auf seinen Anfang 1911 zur Anlage der Depots unternommenen Reisen führte er die Vorräte viel näher an den Pol heran, als Scott dies tat. Weniger empfindsam und emotional viel distanzierter als Scott verließ er sich ausschließlich auf Hunde als wohlerprobte Transportmittel und machte von ihnen als Nahrungsmittel unsentimentalen Gebrauch. In seinem Umgang mit Menschen erwies er sich als ähnlich effizient und unsentimental.
    Alle diese Faktoren laufen auf die Frage hinaus, ob Scott ein guter Expeditionsleiter war. Man hat ihm vorgehalten, doktrinär, stur und unnahbar gewesen zu sein. Doch während er, im Nachhinein gesehen, einige Fehler machte, waren diese oft das Resultat mangelnder Kenntnisse, die man von ihm auch nicht erwarten konnte, und verursacht durch Zeitmangel aufgrund seiner Mehrfachbelastung. Es ist falsch anzunehmen, dass seine Leistung als Expeditionsleiter von Natur aus mit Fehlern behaftet und daher zum Scheitern verurteilt war. Scott war, wie Cherry-Garrard schrieb, »ein feiner Charakter mit viel Licht und Schatten«. Vielleicht war er wegen seines Temperaments nicht unbedingt geeignet, eine Expedition zu leiten. Als Kathleen Scott die Nachricht von seinem Tod erhielt, schrieb sie in ihr Tagebuch, sie hoffe, dass »er das Grauen vor der Verantwortung verloren hat, weil es keinen Menschen gibt, der mehr Gespür für Verantwortung und Pflicht besitzt«. In der veröffentlichten Version des Tagebuchs wurde »das Grauen vor« durch »die Last« ersetzt. Cherry-Garrard schrieb im Entwurf seines Buches über Scott » … für einen solchen Mann muss die Führerschaft fast ein Alptraum gewesen sein«. In der veröffentlichten Fassung ersetzte er »Alptraum« durch »Martyrium«. 16
    Doch Scott brachte seine Schwächen – Ungeduld, aufbrausendes Temperament, Überempfindlichkeit und gelegentliche Depressionen – im großen und ganzen unter Kontrolle. Cherry-Garrard hatte recht, wenn er schrieb: »Was Scott durchhalten ließ, war Charakter, ein guter Kern – ein Wesenszug, der die schwächeren Aspekte seiner Persönlichkeit durchdrang und zusammenklammerte.« Scott wurde von seinen Leuten allgemein gemocht und respektiert, von denen einige, unter anderen Wilson, Edgar Evans, Lashly und Crean Altgediente von der Discovery -Expedition waren und genau wussten, was für eine Art von Führer er war. Crean schrieb: »Ich liebte jedes Haar auf seinem Kopf. Er war ein geborener Gentleman« 17 . Wilson, der kein Dummkopf und durchaus imstande war, seine Mitmenschen realistisch einzuschätzen, offenbarte Markham seine Gefühle für Scott: »Mit ihm wird es eine Ehre sein, in jede Gletscherspalte der Welt zu fallen! Ich habe ihn wirklich sehr gern.« 18
    Es kam unweigerlich zu Krisensituationen, vor allem

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