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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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Tiefenmessung und Schleppnetze.
    Die Marine hatte sich bereit erklärt, aus ihren Reihen den kleinen harten Kern der Mannschaft beizusteuern. Scott wollte Männer mit einem Sinn für Disziplin, wie sie in der Marine erlernt wird, und zweifelte offen daran, dass er mit irgendwelchen andersgearteten Leuten umgehen könne. Er war deshalb erfreut, drei Marineoffiziere zu seiner Mannschaft zählen zu können. Oberleutnant Charles Royds wurde zu Scotts Erstem Wachoffizier und Meteorologen ernannt, und außerdem konnte Scott zwei seiner Tischgenossen von der Majestic willkommen heißen: Reginald Skelton wurde als Ingenieuroffizier eingestellt, während der fröhliche Michael Barne zum Leutnant zur See ernannt wurde und die Verantwortung für die Tiefseeausrüstung übernahm.
    Doch um einen stellvertretenden Leiter zu finden, musste Markham sich an die Handelsmarine wenden. Er fand ihn in dem 36 Jahre alten Albert Armitage. Armitage verfügte über Erfahrungen aus der Arktisforschung, denn er hatte von 1894 bis 1897 in der Jackson-Harmsworth-Expedition nach Franz-Joseph-Land als Navigator gedient – eine Meisterleistung, für die die Royal Geographical Society ihm eine Auszeichnung verliehen hatte. Er hatte erwartet, dass man ihm die Leitung der Expedition anbieten würde, und wollte das Angebot ablehnen, als Stellvertreter mitzufahren. Doch Sir Clements umgarnte ihn mit honigsüßer Stimme. »Sprechen Sie mit Scott, bevor Sie absagen«, bat er ihn eindringlich. 4
    Ein Abend mit Scott in Chelsea, wo dieser mit seiner Mutter und seinen Schwestern wohnte, überzeugte Armitage: »Ich war vom ersten Augenblick an von ihm bezaubert. Er sagte zu mir: ›Sie kommen mit mir, nicht wahr? Ich brauche Sie unbedingt.‹« 5 Scott konnte, wenn er wollte, unwiderstehlich sein, und Armitage konnte nicht nein sagen, obwohl er sich bereits in der Rolle der Kindergärtnerin für den weniger erfahrenen Mann sah. Offensichtlich knüpfte er einige Bedingungen an seine Zustimmung; so forderte er, dass seine Stellung unabhängig von Scott sein sollte, wenn auch unter seinem Kommando, und dass er mit einem Team und mit Vorräten für zwei Jahre an Land abgesetzt werden sollte. Er verlangte auch, dass seine Bezahlung um nicht mehr als 50 Pfund im Jahr unter der von Scott liegen dürfe. In seinen späteren, desillusionierten Jahren behauptete er, einzig und allein die Zusage bezüglich der Bezahlung sei eingehalten worden. Er sagte, Scott habe ihn, sobald sie die Antarktis erreicht hatten, dringend gebeten, auf die anderen Zusagen zu verzichten, und zwar mit der Begründung, er könne ihn nicht entbehren.
    Doch damals war Armitage beunruhigt, weil er sich im Brennpunkt einiger Machtkämpfe wiederfand und die wissenschaftlichen Gesellschaften die Sache weiter verschleppten. Man wandte sich inoffiziell an ihn, um herauszufinden, ob er die Leitung übernehmen würde, wenn Scott zurücktrete, und zu seiner Ehre muss gesagt werden, dass er dies ablehnte. Die Krise löste sich, und Armitage konnte seine Aufmerksamkeit dem Erwerb von Schlittenausrüstung und Kleidung zuwenden. Aber es gelang ihm nicht, Scott und die Berater der Expedition davon zu überzeugen, dass es besser wäre, weniger Menschen und mehr Hunde mitzunehmen. Dieser Mangel an »gesundem Menschenverstand«, wie er es nannte, bereitete ihm Sorgen. 6
    Scott wandte sich auf der Suche nach einem leitenden Assistenten ebenfalls an die Handelsmarine, und nun betrat ein sympathischer und von Ehrgeiz brennender Anglo-Ire namens Ernest Henry Shackleton die Bühne. Aus Scotts Sicht sollte er sich als eine Art trojanisches Pferd erweisen, aber in der Voyage of the › Discovery‹ , Scotts gewissenhaftem und bewegendem Bericht über seine erste Antarktisexpedition, beschrieb er ihn als »stets vor Begeisterung und Kameradschaft sprühend«. Shackleton hatte das Dulwich College besucht, wo er den Unterricht langweilig fand und gewöhnlich zu den Schlusslichtern der Klasse zählte, auch wenn er ein Meister im Vermeiden von Strafen war. Nachdem er die Schule verlassen hatte, beschloss er, nicht seinem Vater zu folgen, der Mediziner war. Für ihn bot die See das richtige Leben. Da Shackletons Vater seine Ausbildung als Marinekadett nicht bezahlen konnte, begann er sein Leben auf See als Lehrling auf einem Handelsschiff. Es war eine schwere und schmutzige Arbeit und »ein komisches und riskantes Leben«, wie er einem Freund anvertraute. 7 Sein Kapitän fand ihn stur und widerspenstig, aber er kam mit den

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