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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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weiter südlich des Punktes, an dem die Southern Cross überwintert hatte. Würden sie imstande sein, mit Kälte, Dunkelheit und Isolation fertig zu werden? Scott lenkte sich dadurch ab, dass er eine neue Schlittenreise organisierte, vorgeblich, um Depots für Reisen nach Süden anzulegen, die zu Beginn des Frühlings unternommen werden sollten, in Wirklichkeit aber, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Er wartete, bis die See so weit zugefroren war, dass sie die beste Route über das Eis der Bucht nehmen konnten. Das Meer fror am Karfreitag zu. Doch für Lashly war dies weniger wichtig als das, was der Koch im Schilde führte:»[Wir bekamen] heiße Brötchen mit eingeschnittenem Kreuz oder Backsteine – [man] konnte kaum feststellen, was es war.« 3
    Die letzte Exkursion mit dem Schlitten stellte sie vor weitere Probleme mit den Hunden, und Scott wünschte von Herzen, er hätte sie zurückgelassen. Sie weigerten sich nicht nur, die Lasten anständig zu ziehen, sondern es setzte auch ihr Fellwechsel ein. Schließlich waren es Hunde aus der nördlichen Hemisphäre. In Sibirien, ihrer Heimat, würde jetzt der Sommer beginnen. Nach drei Tagen war die Gruppe erst 16,5 Kilometer vom Schiff entfernt, und Scott beschloss, die herbstlichen Schlittenreisen einzustellen. Im langen, dunklen Winter würden sie genug Zeit haben, um die schlimmen Lektionen kritisch zu bedenken und dann in Zukunft besser zu planen. Doch eine Lektion, die nicht rechtzeitig gelernt wurde, war, dass die Beiboote des Schiffes im Meereis vollkommen einfrieren würden. Aufgrund seiner früheren Erfahrungen hatte Bernacchi davor gewarnt, aber Scott hatte den Physiker in scharfem Ton angefahren, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Es war Bernacchis »erste und letzte Erfahrung mit dem, was eine unvernünftige Seite seines Wesens zu sein schien«. Über den Winter wurden die Boote zwischen den massiven Eisschollen eingeklemmt, und sie wieder loszueisen, sollte in der Tat eine gigantische Arbeit sein.
    Am 23. April ging die Sonne zum letzten Mal unter, um erst wieder Ende August aufzugehen. Doch trübe Gedanken wurden mit einer Extraration Grog und viel Heiterkeit gebannt, als die Männer auf das rasche Vergehen der langen Nacht anstießen. Scott war bestrebt, eine Routine auszuarbeiten, um dem Leben einen Anschein von Normalität zu verleihen. Die elf Offiziere, darunter Scott, wohnten in der bequemen, holzgetäfelten Offiziersmesse der Discovery . Sie maß neun auf sechs Meter; an einem Ende stand ein großer Ofen, in der Mitte ein Tisch und ein Klavier, auf dem nur Royds gut spielen konnte. Es war ein Gemeinschaftsleben, aber ohne die Langeweile und die Irritationen, die Bernacchi auf Cape Adare erlebt hatte. Jeder Offizier verfügte über seine eigene Kajüte, während die Unterkünfte der Mannschaft separat auf dem Mannschaftsdeck lagen. Die Aufenthaltsräume der Mannschaft waren größer und wärmer als die der Offiziere, denn sie befanden sich über dem Laderaum und den Vorratskammern, die gut gegen die Kälte isolierten.
    Die Mahlzeiten fanden stets zur gleichen Zeit statt, und die Kost war gesund und einfach. Die einzigen Probleme ließen sich auf die Ungeschicklichkeit, die Schmuddeligkeit und die Aufmüpfigkeit des Kochs zurückführen, dessen Fähigkeit, Lügengeschichten zu erzählen, seine Kochkünste weit in den Schatten stellte. Scott ließ ihn einmal in Ketten legen, und auf seiner nächsten Expedition sollte er der Auswahl des Kochs viel mehr Aufmerksamkeit widmen, weil er erkannt hatte, dass es während des langen antarktischen Winters einen lebenswichtigen Zusammenhang zwischen einer guten Kost und der Moral der Besatzung gab.
    Das Frühstück bestand aus einer großen Schüssel Porridge mit Brot, Butter, Orangenmarmelade und Konfitüre und manchmal Seehundleber. Zum Mittagsmahl gehörten Suppe, Seehund- oder Dosenfleisch und entweder Konfitüre oder eine Obsttorte, zum Abendessen gab es Reste der Fleischgerichte des Tages oder Brot, Butter und Tee, vielleicht mit etwas Konfitüre oder Käse. Obwohl die Mannschaft und die Offiziere separat aßen und ihre Hauptmahlzeiten zu unterschiedlichen Zeiten einnahmen, bestand Scott darauf, dass die Kost die gleiche sei, ausgenommen natürlich die Köstlichkeiten, welche Freunde schickten, Weine und solche »wenigen delikaten, aber unverdaulichen Kleinigkeiten«, die für besondere Diners in der Offiziersmesse zubereitet wurden. Offiziere und Mannschaft, die draußen mit dem Schlitten

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