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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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verlief ... die Weite allein ... schien unser Gefühl für seine Faszination zu verstärken.«
    Sie wandten dieser einmaligen Aussicht den Rücken zu und sahen sich mit einem unmittelbaren Problem konfrontiert. Sie befanden sich inmitten einer großen Kolonie von Adéliepinguinen. Die jungen Küken rannten aufgeschreckt hin und her, während Scott und seine Gefährten versuchten, sich durch die Masse kleiner, flaumweicher Körper zu schlängeln. Diese Panik rief die Vogeleltern auf den Plan, die die kühnen Forscher rasch vertrieben. Scott schilderte, wie sie mit heiseren Wutschreien auf sie zustürmten: »Nachdem sie mit ihren Schnäbeln und Flossen wie wild gegen unsere Schienbeine geschlagen hatten, wichen sie brummend und auf die grässlichste Art fluchend zurück.«
    Die Discovery dampfte nun am Rande des Ross-Schelfeises entlang nach Osten. Am 30. Januar passierten sie den östlichsten Punkt, den Ross 1842 erreicht hatte. Shackleton war überwältigt von dem eigenartigen Gefühl, eine Landschaft zu sehen, die noch nie ein menschliches Auge erblickt hatte. Scott nannte diese neue Gegend King Edward VII. Land. Er vermaß die Küste über eine Länge von 275 Kilometern, aber die Tatsache, dass ihm die Zeit fehlte, die fernen Berge zu erforschen, ärgerte ihn sehr. Er musste sich auf die Suche nach einem Winterquartier machen, und sie wandten sich wieder nach Westen.
    Am 4. Februar blieb allerdings immer noch Zeit genug, um den Ballon mit dem Kosenamen Eva auszupacken und in die Luft zu schicken. Scott beschloss, als erster aufzusteigen, und warf in einer Höhe von 150 Metern sämtliche Sandsäcke über Bord. Er schoss beinahe direkt in den Himmel und wurde nur dank der sicheren Verankerung des Ballons gerettet. »Als ich in dem hin und her schwankte, was wie ein sehr ungeeigneter Korb wirkte, und nach unten auf die rasch kleiner werdenden Gestalten blickte, kamen mir einige Zweifel, ob meine Entscheidung klug gewesen war«, schrieb er später lakonisch. Shackleton, der sich von dem launischen Aufstieg seines Kommandanten nicht abschrecken ließ, ging als nächster und hielt eine Kamera umklammert. Alles, was man sehen konnte, war die Oberfläche des Ross-Schelfeises. Wilson beschrieb die Episode als reinen Wahnsinn: »Wenn einige dieser Experten hier draußen nicht zu Schaden kommen, dann nur, weil Gott sich der Toren erbarmt.« Tatsächlich hatte damit die Ballonfahrerei ihr Ende: Eva wurde undicht und stieg nie wieder in die Lüfte – was Wilson mit tiefer Genugtuung erfüllte.
    Auf der Fahrt der Discovery nach Westen begann die Temperatur rapide zu sinken. Scott fand ein Winterquartier am McMurdo Sound, das, wie er meinte, bei Ausbruch des Frühlings ein guter Ausgangspunkt für Forschungsreisen mit den Schlitten sein würde. Am 8. Februar wurde die Discovery nahe dem Mount Erebus gesichert. Der Heizer Lashly berichtete bedrückt, dass die Stelle wie »ein trostloser Ort« 2 aussah, aber es gab dort ein Plateau aus vulkanischem Geröll, das eben genug war, um darauf die große, aus Australien mitgebrachte Hütte aufzustellen. Diese war, Scott zufolge, »ein recht geräumiger Bungalow nach einem Modell, wie es die entlegen wohnenden Siedler jenes Landes benutzen«; sie wurde Gregory Lodge genannt nach Professor Gregory, der die Hütte entworfen hatte. Sie war auf den ersten Blick kaum für Antarktika geeignet, und Armitage schrieb, sie eigne sich eher als Jagdhütte für die Kolonien denn als Polarunterkunft. Doch sie sollte nicht als ihre Behausung für den Winter dienen. Ursprünglich war geplant gewesen, dass die Discovery eine kleine Gruppe an Land gehen lassen und dann selbst, noch bevor der antarktische Sommer endete, nach Norden drehen sollte. Doch Scott hoffte, dass der McMurdo Sound ein sicherer Hafen sein würde, wo das Schiff die Wintermonate überstehen und die wichtigsten Aufenthaltsräume bieten könnte, obwohl sie von einer Eisschicht eingeschlossen werden würde. Doch damit ging er ein Risiko ein, zumal seine Entscheidung nicht auf Erfahrung beruhte.
    Die Hütte war immer noch als Schutzhütte für zurückkehrende Schlittenreisende wichtig, falls das Schiff aus irgendeinem Grund doch auslaufen musste. Sie sollte auch, wenn die Männer während des trübsinnigen antarktischen Winters Amateurtheater spielten und Konzerte gaben, als Standort des »Royal Terror Theatre« dienen. Sie hatten auch zwei kleinere, asbestgedeckte Hütten hierher transportiert, die die Instrumente für die erdmagnetischen

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