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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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geht davon aus, dass es dies dann auch tun wird.« Scott ließ sich das durch den Kopf gehen und antwortete: »Zu diesem Zeitpunkt werde ich das Recht haben, das Kommando über einen Schlachtkreuzer der Invincible -Klasse zu übernehmen. Der Sommer 1914 passt mir sehr gut.« 34 Die Ironie besteht darin, dass Scott, wäre er nicht in der Antarktis gestorben, vielleicht vor dem Skagerrak umgekommen wäre.

Kapitel 10
    ›Fahre nach Süden, Amundsen.‹
    Die Terra Nova glitt wie geplant am 1. Juni 1910 aus den Londoner Docks. Kurz bevor sie in Cardiff eintraf, um dort Kohle zu laden, rief Scott alle Leute nach achtern und forderte sie auf, ein Testament zu machen. Dann erklärte er sich bereit, gute Ratschläge zu erteilen. Doch der herzliche Empfang, den man ihnen jetzt bereitete, vertrieb eine Zeitlang die düsteren Gedanken.
    Cardiff nahm im Herzen der Expedition einen besonderen Platz ein als die Stadt, die sie am glühendsten unterstützt hatte. Der Oberbürgermeister blätterte 1000 Pfund auf den Tisch. Als Anerkennung versprach Scott, auf seiner Rückkehr mit der Terra Nova Cardiff als ersten britischen Hafen anzulaufen. Die Handelskammer von Cardiff gab in den holzverkleideten Räumen des Royal Hotel ein Abschiedsbankett für die Offiziere. Die Mannschaft wurde im nahe gelegenen Barry’s Hotel gefeiert, aber Scott lud sie zu einem Herrenabend ein. Als gebürtiger Südwaliser erhielt Edgar Evans den Ehrenplatz zwischen Scott und dem Bürgermeister von Cardiff. Vom Cambrian als »eines der größten und kräftigsten Mitglieder der Besatzung« bezeichnet, hielt er eine denkwürdige Stegreifrede, in der er Scott einen gefühlsbetonten Tribut zollte, indem er erklärte: »Niemand sonst hätte mich dazu gebracht, noch einmal dorthin zu fahren, aber wenn es einen Mann auf der Welt gibt, der dies zu einem erfolgreichen Ende bringen wird, dann ist Kapitän Scott dieser Mann.« Trotz dieses großartigen Auftritts musste Evans so viel trinken, dass es der Hilfe von sechs Männern bedurfte, um ihn noch in der Nacht wieder an Bord zu bringen. Interessanterweise scheint er sich etwa um diese Zeit mit Teddy Evans zerstritten zu haben, weil er Scott darauf aufmerksam gemacht hatte, dass die falsche Sorte Skier verladen worden war – Teddy Evans’ Fehler. Es wurden neue Skier bestellt, und Obermaat Edgar Evans wurde die Verantwortung für sie übertragen – ein Affront, der Oberleutnant zur See Teddy Evans wurmte.
    Am 15. Juni versammelte sich Edgar Evans’ Familie auf den Gowerklippen bei Rhosili, um nach einer riesengroßen Verabschiedung durch die Menschenmenge zwischen dem Lärm der Dampfsirenen und der Hupen die Abfahrt der Terra Nova mit Kurs auf Kapstadt zu beobachten. Ihre aus kleinen, fahnengeschmückten Schiffen bestehende Eskorte kehrte um, und nun war sie allein. Auch Scott sah zu und war stolz, dass auf dem Schiff die britische Kriegsflagge und nicht die Fahne der Handelsmarine wehte. Er war inzwischen zum Mitglied des Royal Yacht Squadron ernannt worden, und das hatte ihn zur Führung der Kriegsflagge berechtigt – eine Ehre, die ihn 100 Pfund gekostet hatte. Doch er sollte die Terra Nova erst in Südafrika wiedersehen. Seine Zeit musste er jetzt damit verbringen, Verträge mit Zeitungen abzuschließen und die allerletzten Spenden aufzutreiben, weil die Expedition selbst in dieser späten Phase immer noch zu wenig Geld hatte. Es gab keine Garantie, dass er seinen Leuten über die Hinfahrt hinaus ihre bescheidenen Gehälter zahlen konnte.
    Wenn Scott bedauerte, dass er nicht bei seinen Männern sein konnte, so empfand auch Kathleen Bedauern. Sie war entschlossen, ihren Mann so weit wie möglich zu begleiten, aber das bedeutete, ihren geliebten Peter zurückzulassen: »Ich kann mir nichts vorstellen, was schrecklicher schmerzen könnte, als die kräftigen Fingerchen, die sich um meine klammerten, zu öffnen, als ich den lachenden kleinen Herkules mit den goldbraunen Haaren für vier Monate allein ließ.« Mit zusammengebissenen Zähnen stach sie in Begleitung von Scott auf dem Dampfschiff Saxon in See. Shackleton gehörte zu jenen, die kamen, um sie in Waterloo Station zu verabschieden, während Oriana Wilson und Teddy Evans’ Frau Hilda mit ihnen reisten.
    Unterdessen schleppte sich die voll beladene Terra Nova mühsam vorwärts. Oates behauptete finster, sie scheine nur zwei Geschwindigkeiten zu kennen – langsam und noch langsamer. Als sie in South Trinidad, einer kleinen vulkanischen Insel im

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