In den Fängen der Macht
seinen Augen entfernt hatte, erkannte er Robert Casbolt. Ein Schuss ertönte, dann noch einer und ein weiterer. Der Mann, der ihm mit dem Anzug geholfen hatte, krümmte sich, seine Brust war scharlachrot, dann stürzte er ins Wasser.
Die beiden anderen Männer lagen neben der Pumpe und den Ausrüstungsgegenständen, ein anderer lag neben Trace halb auf dem Rücken. Blicklos starrte er nach oben, in seinem Kopf befand sich ein dunkles Loch. Der dritte hing über der rückwärtigen Ruderbank, Blut sickerte durch sein Haar. Philo Trace lag zusammengekrümmt auf dem Boden des Bootes, er war kaum bei Bewusstsein, und sein Helm lag neben ihm.
Casbolt hatte einen Revolver in der Hand, seine Mündung zeigte auf Monk.
»Sie haben da unten etwas gefunden, das Ihnen bewies, dass es Trace war«, sagte er mit einem traurigen Kopfschütteln. »Aber Sie waren nicht schnell genug. Er erschoss sie. Fast wäre er damit auch davongekommen. Wenn Ihre Frau nicht mit der Wahrheit zu mir gekommen wäre und ich hierher geeilt wäre, um zu versuchen, Sie zu retten, dann hätte er auch damit Erfolg gehabt. Tragischerweise bin ich knapp zu spät gekommen…« Er schluckte schwer. »Es tut mir aufrichtig Leid. Alles, was ich wollte, war, Judith zurückzubekommen, so wie es früher war, und genügend Geld, um für sie sorgen zu können. Das war alles, was ich immer wollte.« Er hob den Revolver ein kleines Stück.
Ein Schuss ertönte, dann noch einer. Casbolt taumelte einen Augenblick, dann verlor er das Gleichgewicht und stürzte in die braune anschwellende Flut.
Ein anderes Boot kam auf sie zu, Lanyon stand am Bug, er hielt eine Pistole in den Händen. Neben ihm stand Hester, aschfahl im Gesicht, der Wind peitschte ihr Haar durch die Luft und blähte ihre zerrissenen und durchnässten Röcke.
Das Boot erreichte die Schaluppe, und Lanyon sprang herüber. Der Ausdruck des Grauens trat in seine Augen, als er die Leichen sah. Es dauerte nur einen Augenblick, dann fasste er sich und trat zu Monk.
Trace hustete und richtete sich ein wenig auf, wobei ihm ein Mitglied der Besatzung des anderen Bootes half.
Hester kletterte von einem Boot in das andere, stolperte auf Monk zu und fiel neben ihm auf die Knie. Wieder und wieder rief sie seinen Namen, forschte in seinem Gesicht, um zu erfahren, ob er in Ordnung war. Ihre Stimme krächzte und sie atmete heftig und stoßweise.
Er grinste sie an und sah, wie ihr die Tränen der Erleichterung über die Wangen liefen. Er konnte nur zu gut verstehen, dass man eine Frau so liebte, dass kein anderer Mensch je in seinen Gedanken und seinem Herzen Platz fand. Einen Augenblick lang hätte er fast Mitleid mit Casbolt empfunden. Er hatte Judith sein ganzes Leben lang geliebt. Liebe konnte schmerzhaft sein. Sie verlangte Opfer, die weit größer waren, als man vorhersehen konnte, und sie wurde nicht immer erwidert, geschweige denn verstanden. Aber das entschuldigte Casbolts Taten nicht.
Lanyon nahm Monk den Helm ab.
Hester schlang die Arme um ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Mit all der Kraft, deren sie fähig war, klammerte sie sich an ihn, bis es ihnen beiden Schmerzen verursachte, aber sie konnte nicht von ihm lassen.
Buch
London, 1861: Der amerikanische Bürgerkrieg hat gerade begonnen, und der reiche englische Waffenhändler Daniel Alberton wird von beiden Kriegsparteien heftig umworben. Die Dinnerparty, die Alberton und seine bezaubernde Frau eines Abends geben, scheint jedoch weit von den Ereignissen in Amerika entfernt zu sein. Dennoch spüren Privatdetektiv William Monk und seine Frau Hester, die zu den Anwesenden zählen, wie plötzlich Spannungen aufkommen. Der Grund: Unter den Gästen befinden sich auch zwei Amerikaner, die beide bei Alberton Waffen kaufen möchten. Philo Trace, der Südstaatler, ist charmant und intelligent, aber ein Verfechter der Sklaverei. Der Nordstaatler Lyman Breeland hingegen ist ein politischer Eiferer und Fanatiker. Ihm hat Albertons 16-jährige Tochter Merrit, die sich leidenschaftlich gegen die Sklaverei wendet, ihr Herz geschenkt.
Zum Streit kommt es, als Alberton, der die Waffen bereits Trace versprochen hatte, sich auch auf das eindringliche Bitten Breelands nicht umstimmen lässt. Dann wird Alberton brutal ermordet – und Merrit flieht mit Breeland nach Amerika. Monk und Hester zögern nicht lange und reisen den beiden hinterher. Monk verhaftet Breeland und bringt ihn nach England zurück. Aber kurz bevor Breeland wegen Mordes an Daniel Alberton
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