In den Faengen der Nacht
Jeans. Er kam Susan nicht wie ein Dark-Hunter vor, sondern eher wie ein weiterer Squire.
Er schaute sie alle außerordentlich grimmig an.
»Was machst du hier, Dave?«, fragte Leo. »Wo ist Troy?«
Ein Muskel in Daves Gesicht zuckte. Er schluckte und antwortete dann traurig: »Tot.«
Mit diesem einen Wort schien alle Luft aus dem Raum verschwunden zu sein. Eine ganze Minute lang war es so ruhig, dass alles, was Susan hören konnte, ein schwaches Summen in ihren Ohren war. Niemand rührte sich.
Obwohl sie nicht wusste, wer dieser Dark-Hunter gewesen war, empfand sie Trauer über seinen Tod. Und sie wusste, dass es jeden hier tief traf, ganz besonders Dave.
Ravyn war es, der schließlich das Schweigen brach. »Wie?«
Dave rang sichtbar um Haltung. »Letzte Nacht ist er im Last Supper Club in eine Gruppe von Daimons gerannt und wurde im Kampf gegen sie ernsthaft verletzt. Er rief mich von der Gasse aus an und sagte, er blute stark. Dass er nicht zurückfahren oder hineingehen könne, ohne dass er sich den Menschen aussetzte. Ich sagte ihm, er solle hinter dem Club warten, und ich würde kommen, so schnell ich könnte. Noch ehe ich ihn in meinem Auto hatte, tauchte die Polizei auf und nahm uns fest. Er war zu schwach, um zu kämpfen – nicht dass Troy das überhaupt getan hätte. Auf keinen Fall hätte er jemals etwas getan, das einen Menschen verletzt hätte.«
Ravyn sah so elend aus, wie Susan sich fühlte. »Du machst wohl Witze.«
Er schüttelte den Kopf. »Wir durften weder telefonieren noch sonst etwas. Sie brachten uns in eine Zelle auf der Ostseite des Gebäudes … kein Schatten und nichts vor den Fenstern. Ich rief, sie sollten uns in eine andere Zelle bringen, aber sie lachten nur und machten Witze über knusprige Viecher auf Toast. Wir konnten nichts tun als warten.«
Er schüttelte erneut den Kopf und wurde so grün im Gesicht, dass Susan befürchtete, er werde sich übergeben. Als er wieder sprach, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Troy bewegte sich immer wieder aus der Sonne weg, und ich stand am Fenster und versuchte, Schatten zu werfen, aber um neun Uhr war alles vorbei.« Er zuckte vor dem Schmerz der Erinnerung zusammen und schaute sich am Tisch der Dark-Hunter um. »Betet, welchen Gott ihr auch immer verehrt, dass keiner von euch je so sterben wird. Vergesst, was Apollo den Daimons angetan hat … das hier ist viel schlimmer. Man stirbt langsam und qualvoll. Man verglüht, während Haut und Knochen schmelzen, bis nichts mehr von einem übrig ist. Nicht einmal Asche.« Er bedeckte die Augen mit der Hand, als versuchte er, die Bilder zu bannen, die ihn verfolgten. »Er war bis ganz zum Schluss völlig bei Bewusstsein. Er betete die ganze Zeit, wenn er nicht gerade vor Schmerzen weinte oder schrie.« Dave schluchzte. »Warum haben sie mir nicht wenigstens eine Axt gegeben, damit ich ihn von seinen Schmerzen hätte erlösen können?«
Susan schaute die Dark-Hunter, die hier waren, an. Alle spürten den Schmerz, den er beschrieben hatte. Alle. Es war deutlich auf jedem Gesicht zu lesen. Aber es war Ravyn, an dem ihr Blick hängenblieb.
Das war mehr, als sie ertragen konnte.
»Wie bist du aus dem Gefängnis gekommen?«, fragte Otto.
Dave ballte die Faust und öffnete sie wieder, während eine Myriade von Gefühlen über sein Gesicht lief: Zorn, Schmerz, sogar bitterer Humor waren dort zu lesen. Aber es war der Hass, der so hell aufleuchtete, dass er zu blenden schien. »Sie haben zugesehen. Nachdem Troy gestorben war, sind sie zur Zelle gekommen und haben die Tür geöffnet … ›Bei dir haben wir uns wohl geirrt. Aber du solltest in Zukunft besser aufpassen, mit wem du dich anfreundest.‹ Dann sind sie zur Seite getreten und haben mich hinausbegleitet.«
»Die können wir wegen Mordes drankriegen!«, sagte Erika wütend.
Leo schüttelte den Kopf. »Wie denn? Ich bin mir sicher, dass sie mittlerweile alles, was sie an Überwachungsmaterial hatten, gelöscht haben. Und selbst wenn nicht – wer würde uns glauben? Menschliche Wesen lösen sich im wirklichen Leben nicht auf, nur vielleicht in Hollywoodfilmen.«
»Und es gibt keine Leiche«, fügte Otto hinzu. »Kein Beweismaterial. Wir können nur beweisen, dass sie einen Mann festgenommen und ihn ein paar Stunden später wieder entlassen haben. Niemand ist zu Schaden gekommen. Sie haben nichts Illegales getan. Wir können ihnen nichts anhaben.«
Dave schaute Leo an. »Und genau deshalb kündige ich. Ich steige komplett
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