In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
Zeit, man braucht Fürsorge und Aufmerksamkeit und Erfahrung.« Seine Stimme klang jetzt noch tiefer. »Man braucht Leidenschaft und Verlangen, Verpflichtung und Hingabe, um einer Knospe die Unschuld zu rauben, damit sie erblüht, ohne dass ein einziges Blütenblatt verletzt wird.«
Sprach er noch immer von ihrer Unschuld, oder hatte das alles auch noch eine andere Bedeutung – eine Bedeutung, in der er genauso unschuldig war wie sie?
Zu seiner Erleichterung antwortete sie ihm nicht, sondern saß ganz still neben ihm und dachte über seine Worte nach. Auch er dachte nach – über all das, was er wollte, über den Umfang seines Verlangens.
Er war sich ihrer Nähe überdeutlich bewusst. Er fühlte seinen eigenen Herzschlag, der in seiner Brust pochte, in seinen Fingerspitzen pulsierte, in seinen Lenden. Lange war das einzige Geräusch zwischen ihnen das stete Klappern der Hufe und das Rattern der Räder.
Dann bewegte sie sich.
Er warf ihr einen schnellen Blick von der Seite zu, sah, wie sie die Stirn runzelte, den Mund öffnete …
Er richtete seinen Blick wieder nach vorn. »Und, um Himmels willen, wage nicht, mich zu fragen, warum das so ist.«
Er fühlte, dass sie ihn ärgerlich ansah, und aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie sie den Mund schloss und ihre Hände fest im Schoß faltete. Dann sah sie sich die Landschaft an.
Demon biss die Zähne zusammen und gab seinen Pferden die Peitsche.
Als sie die Tore von Hillgate End erreichten, hatte er sich so weit unter Kontrolle, um sich wieder daran zu erinnern, was er Flick während ihrer Fahrt eigentlich hatte erzählen wollen.
Er ließ die Braunen die schattige Einfahrt zum Haus entlanglaufen, dann warf er ihr einen Blick zu und fragte sich, wie viel er ihr verraten sollte. Obwohl sie ihn so sehr abgelenkt hatte, hatte er das Syndikat nicht vergessen, und er wusste, dass es ihr genauso ging.
In Wahrheit wurde er unsicher. Sie waren Bletchley jetzt schon seit Wochen gefolgt und hatten nichts weiter über das Syndikat herausgefunden als die Tatsache, dass es eine sehr gestraffte Organisation zu sein schien. Unter diesen Umständen war er nicht glücklich darüber, all seine Hoffnung auf Bletchley zu setzen.
Also hatte er sein Hirn zermartert, um nach Alternativen zu suchen. Er hatte daran gedacht, die anderen Bar Cynster um Hilfe zu bitten, doch er hatte es noch nicht getan. Vane und Patience waren in Kent, Gabriel und Lucifer hielten sich zwar in London auf, mussten aber die Zwillinge im Auge behalten. Richard war, nach allem, was er zuletzt gehört hatte, mit dieser Hexe in Schottland beschäftigt. Und Devil kümmerte sich ganz sicher um die Frühlingsaussaat. Aber immerhin war Devil in Somersham wenigstens in der Nähe. Wenn es Schwierigkeiten gab, würde er Devil um Hilfe bitten, aber da alles, was mit Pferderennen zu tun hatte, normalerweise Demons Angelegenheiten waren, schien es wenig Sinn zu machen, sich schon jetzt Hilfe zu holen. Er musste den Feind zunächst einmal entdecken, ehe er die Kavallerie zu Hilfe holen konnte.
Und das bedeutete …
Er hielt den Wagen vor den Stufen des Hauses an und stieg aus. Dann griff er nach Flicks Hand, half ihr beim Aussteigen und ging dann neben ihr her zum Haus.
»Ich werde morgen nach London fahren, ich habe dort geschäftliche Dinge zu erledigen.« An der untersten Treppenstufe blieb er stehen.
Flick war bereits die ersten beiden Stufen hinaufgegangen. Sie wandte sich zu ihm um und sah ihn fragend an.
»Übermorgen bin ich wieder zurück, aber sehr wahrscheinlich erst spät.«
»Aber … was ist denn mit Bletchley?«
»Um ihn brauchst du dir keine Sorgen zu machen.« Er hielt den Blick ihrer blauen Augen gefangen. »Gillies, Hills und Cross werden ihn im Auge behalten.«
Flick blinzelte. »Aber was ist, wenn etwas passiert?«
»Das bezweifle ich, aber Gillies weiß genau, was er tun muss.«
Flick setzte weniger Vertrauen in Gillies als sein Herr. Jedoch … sie nickte. »Also gut.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Dann wünsche ich dir eine gute Reise.«
Er nahm ihre Hand und zog dann eine Augenbraue hoch. »Und eine baldige Rückkehr?«
Sie zog hochmütig die Augenbrauen hoch. »Ich würde sagen, wir sehen uns, wenn du wieder zurück bist.«
Er sah ihr tief in die Augen. Seine Finger, die noch immer ihre Hand hielten, verstärkten den Druck – er hob die Hand, drehte sie herum und hauchte ihr einen Kuss auf das Handgelenk.
Ihr Herz machte einen kleinen Sprung, und ihr stockte der
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