In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
sie dankbar, doch die Erinnerung war ihr noch mehr wert. Das Wissen, was Liebe und Ehe wirklich sein konnten, war ein kostbares, zeitloses Vermächtnis.
Ein Vermächtnis, dem sie niemals den Rücken kehren würde.
Sie wünschte sich ebenfalls diesen Glanz – das hatte sie sich schon immer gewünscht. Sie war damit aufgewachsen. Nach allem, was sie vom General und seiner Frau Margery gesehen hatte, war auch diese Ehe damit gesegnet gewesen.
Und das brachte sie wieder zu Demon.
Mit gerunzelter Stirn lief sie hin und her und dachte über die Gründe für seine Absicht, sie zu heiraten, nach. Seine gesellschaftlich akzeptablen Gründe waren alle recht gut und schön, doch sie waren nur aufgesetzt und nicht wichtig. Sie konnten als gegeben hingenommen werden.
Blieb also nur noch das Verlangen.
Eine Minute genügte, um all das zusammenzufassen, was sie darüber wusste. Es waren Fragen wie zum Beispiel: Beinhaltete Verlangen auch Liebe? Beinhaltete Liebe Verlangen? Doch sie war nicht in der Lage, diese Fragen zu beantworten. Bis zur letzten Woche hatte sie nicht einmal gewusst, was Verlangen überhaupt war. Und auch wenn sie jetzt wusste, wie es sich anfühlte, so war doch ihre Erfahrung damit nur sehr gering. Eine Tatsache, an der auch ihre Unterhaltung nichts geändert hatte.
Es gab offensichtlich noch so vieles, was sie über das Verlangen lernen musste – und darüber, ob es Liebe war oder nicht.
In der nächsten halben Stunde lief sie weiter hin und her und dachte nach, und als dann endlich der Gong zum Essen ertönte, war sie zu einem klaren Schluss gekommen, der eine einzige, einfache Frage aufwarf. Sie hatte, so überlegte sie, als sie zum Haus zurückging, einen guten Fortschritt gemacht.
Ihr Entschluss war absolut und unantastbar – auf keinen Fall würde sie ihn ändern. Sie würde aus Liebe heiraten oder gar nicht. Sie wollte lieben und geliebt werden – entweder das oder gar nichts.
Und ihre Frage war klar und sehr wichtig: War es möglich, mit Verlangen zu beginnen – mit starkem Verlangen – und dann zu erwarten, dass Liebe daraus wurde?
Sie hob das Gesicht in die Sonne und schloss die Augen. Sie fühlte sich beruhigt und war sich sicher, was sie wollte und wie sie das, was noch kommen würde, angehen musste.
Wenn Demon sie heiraten wollte und wenn er wollte, dass sie Ja sagte, wenn er um ihre Hand anhielt, dann würde er ihr über das Verlangen mehr beibringen und sie überzeugen müssen, dass ihre Frage mit einem deutlichen Ja beantwortet werden konnte.
Sie öffnete die Augen, hob die Röcke und lief die Treppe hinauf.
11
Gleich nach der Morgendämmerung brach Demon zu seiner Reise nach London auf. Er ließ die Braunen laufen, weil er es kaum erwarten konnte, die Hauptstadt und die Büros von Heathcote Montague zu erreichen, der für die Cynsters Geschäfte abwickelte. Nach gründlichem Nachdenken war ihm eine Alternative eingefallen, wie er die Mitglieder des Syndikats identifizieren konnte.
Er hatte Dillon besucht, wovon Flick nichts wusste, und hatte von ihm eine Liste der Rennen bekommen, bei denen er den Vermittler gespielt hatte. Dann hatte er von allen Leuten um Newmarket herum, die ihm noch einen Gefallen schuldig waren, einschließlich verschiedener Wettbüros, Informationen eingeholt, um die Zahlen zusammenzubekommen, Zahlen, die er brauchte, um herauszufinden, wie viel Geld durch die Rennen eingenommen wurde, deren Ausgang von vornherein abgesprochen worden war. Seine groben Schätzungen hatten ihn dazu gebracht, erstaunt die Augenbrauen hochzuziehen – der Betrag war so ungeheuer hoch, dass Montague ganz sicher in der Lage sein musste, etwas von dem Geld zu finden. Selbst ein Bruchteil der Summe musste auf dem Finanzmarkt der Hauptstadt eine deutliche Spur hinterlassen.
Es war einen Versuch wert.
Die Straße rollte unter den Rädern seines Wagens dahin. Demons Gedanken flogen zurück – zu Flick. Ungeduld packte ihn, ein ruheloser Drang, sich zu beeilen.
Damit er nach Newmarket zurückkehren konnte.
Er presste die Lippen zusammen und schob die nagenden Sorgen beiseite – was konnte denn schon in zwei Tagen geschehen? Er würde nur eine Nacht in London bleiben. Die Sache mit Bletchley schien geregelt, Gillies hatte seine Befehle. Alles würde gut gehen.
Er blickte auf die Straße vor sich und drängte die Braunen zu einem schnelleren Tempo.
Drei Stunden später machte sich Flick in ihrem Reitkleid aus Samt auf Jessamy auf den Weg zur Heide von
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