In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
Atem.
Er lächelte verschmitzt. »Damit solltest du rechnen.«
Er gab ihre Hand frei, verbeugte sich elegant vor ihr und ging dann zu seinem Wagen zurück.
Flick beobachtete, wie er auf seinen Sitz sprang und die Braunen geschickt die Auffahrt hinunterlenkte. Sie sah ihm nach, bis er zwischen den Schatten unter den Bäumen ihren Blicken entschwand.
Langsam runzelte sie ihre Stirn. Sie wandte sich um und ging nachdenklich die Treppe hinauf. Die Tür war nicht verschlossen, sie betrat das Haus, ging durch die Eingangshalle und begrüßte Jacobs mit einem abwesenden Lächeln, dann schlenderte sie durch das Haus zur Terrasse und weiter auf die Wiese. Auf die Wiese, über die sie in letzter Zeit so oft mit Demon gegangen war.
Wenn ihr jemand vor drei Wochen gesagt hätte, dass sich ihre Stimmung trüben würde, wenn sie einen Gentleman zwei Tage lang nicht sehen würde, dass ihr das ihre Lebensfreude nehmen würde, dann hätte sie gelacht.
Doch jetzt lachte sie nicht.
Aber das bedeutete nicht, dass sie sich nun teilnahmsloser Trägheit hingeben würde. Dafür hatte sie viel zu viel zu tun. Zum Beispiel musste sie entscheiden, wie sie über das Verlangen dachte.
Sie dachte darüber nach, als sie in den Schatten der Bäume trat und dann auf den Weg, der von der Glyzinie überschattet wurde. Sie hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und ging langsam auf und ab.
Er wollte sie heiraten – er hatte die Absicht, sie zu heiraten. Und er erwartete von ihr, dass sie ihre Zustimmung gab – er war zweifellos davon überzeugt, dass sie seinen Antrag annahm.
Nach diesem Nachmittag und ihrer offenen Unterhaltung wusste sie wenigstens genau, wie er darüber dachte. Er wollte sie aus all den gesellschaftlich akzeptablen Gründen heiraten, und außerdem verlangte ihn nach ihr.
Und das bedeutete, dass eine sehr große, sehr wichtige Frage blieb. Würde sie seinen Antrag akzeptieren?
Das war eine Frage, mit der sie irgendwann einmal gerechnet hatte. Doch nicht in ihren kühnsten Träumen hatte sie sich vorgestellt, dass er, ihr Idol, sie heiraten wollte, dass er überhaupt einen Blick auf sie werfen und dann Verlangen verspüren würde. Der einzige Grund, warum sie diese Tatsache in Erwägung ziehen und in Ruhe darüber nachdenken würde, war der, dass sie es noch immer nicht so recht glauben konnte.
Es schien ihr wie ein Traum.
Aber …
Sie wusste, dass er es ernst meinte.
Am Ende des Weges angekommen, warf sie einen Blick auf die Uhr über dem Stalleingang. Sie hatte noch eine ganze Stunde Zeit bis zum Essen. Alles um sie herum war still, niemand war zu sehen. Sie wandte sich um und nahm ihren unruhigen Gang wieder auf, versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
Der erste Punkt, über den sie nachdenken musste, war offensichtlich. Liebte sie Demon?
Zu ihrer Überraschung fiel ihr die Antwort auf diese Frage leicht.
»Ich habe ihn insgeheim schon seit Jahren geliebt«, murmelte sie vor sich hin. Dieses Geständnis hinterließ ein eigenartiges Gefühl in ihrem Magen.
Sie war verwirrt und erstaunt, festzustellen, dass ihr Herz schon vor langer Zeit eine Entscheidung getroffen hatte und dass sie am Ende des Weges angekommen war, ehe sie diese Frage beiseite schieben und die Antwort als gegeben hinnehmen konnte.
»Als Nächstes stellt sich die Frage, ob er mich auch liebt.«
Darauf fand sie keine Antwort. In Gedanken ging sie ihre Unterhaltung noch einmal durch, doch er hatte nichts gesagt, was ihr einen Hinweis darauf hätte geben können.
Sie verzog das Gesicht. »Was ist, wenn er mich gar nicht liebt?«
Die Antwort auf diese Frage war endgültig. Wenn er sie nicht liebte, konnte sie ihn nicht heiraten. Dessen war sie sich unwiderruflich sicher.
In ihrem Verstand gingen Liebe und Ehe Hand in Hand. Sie wusste, dass die Gesellschaft das anders sah, doch ihre Meinung stand fest, sie war geformt von ihren eigenen Beobachtungen. Ihre Eltern hatten einander sehr geliebt – man hatte es an ihren Gesichtern erkannt, an ihrem Verhalten, wann immer sie im gleichen Zimmer gewesen waren. Sie war sieben Jahre alt gewesen, als sie ihre Eltern zum letzten Mal gesehen hatte. Sie hatte ihnen vom Ufer aus zugewinkt, als ihr Boot vom Landungssteg wegfuhr. Und auch wenn ihre Gesichter mit den Jahren in ihrer Erinnerung unscharf geworden waren, so war doch dieser Glanz, der die beiden umgeben hatte, noch immer stark in ihrem Gedächtnis.
Sie hatten ihr ein Vermögen hinterlassen, und auch eine Erinnerung – für das Vermögen war
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