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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terri Brisbin
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mitbekommen.“ Fayth hielt es für besser, die Wahrheit zu sagen. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung? Hat es einen Angriff gegeben?“
    „Nein, Brice ist dagegen, dass ich Euch als Verwalterin einsetze.“
    Fayth stockte der Atem. Meinte Giles es also ernst damit, ihr diese Pflichten anzuvertrauen? Sie war fest überzeugt gewesen, dass er jemand anderen einsetzen würde, nachdem sie ihm letzte Nacht nicht hatte versprechen können, seinen Feinden keine Hilfe angedeihen zu lassen. Und doch schien er sie für den Posten zu wollen.
    „Habt Ihr Euch entschlossen, den Rat von Brice zu beherzigen?“, fragte sie einen Moment später, während sie gemeinsam die Treppe in die Halle hinabschritten.
    „So wie Euch bestimmte Entscheidungen nicht freistehen, bin auch ich zu gewissen Dingen gezwungen“, erwiderte Giles. „Ich brauche jemanden, der sich um Vorräte und Gesinde sorgt und die Vorbereitungen für den Winter in die Hand nimmt, damit ich mich um den Schutz der Burg und nötige Verteidigungsmaßnahmen kümmern kann. Natürlich könnte ich einen meiner Männer dazu abberufen, aber der Einzige, der über genügend Erfahrung in der Verwaltung verfügt, ist Stephen.“
    Giles wartete auf ihre Reaktion. Entgeistert schnappte Fayth nach Luft, als ihr aufging, wer dieser Stephen war – es war der Soldat, der sie niedergeschlagen und Ardith beinahe vergewaltigt hatte. Niemand auf der Burg würde freiwillig auch nur einen Finger für diesen Mann rühren.
    „Ich weiß, Mylord, dass Ihr ihn für sein Vergehen bestraft habt, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Menschen sein Verhalten schon vergessen haben“, wandte Fayth ein. Bei der Erinnerung an das Vorgefallene begann die noch immer spürbare Beule an ihrem Kopf erneut zu pochen. Sie konnte sich gerade noch zurückhalten, die Stelle zu berühren.
    „Das sind auch meine Bedenken, Mylady. Deshalb möchte ich jemand anderen mit der Aufgabe betrauen. Habt Ihr mein Angebot überdacht?“ Er sah hinüber zu der großen Tafel, an der seine getreuen Kameraden auf ihn warteten.
    Fayth war hin- und hergerissen. Oh ja, sie wollte das Amt der Verwalterin. Aber durfte sie dies im Namen ihres Feindes annehmen und ihm damit helfen, seinen Griff um ihr Land und ihr Volk noch fester zu schließen? Musste sie diesem Eindringling nicht vielmehr energisch entgegentreten? Andererseits – hatte es nicht vielleicht etwas für sich, dafür zu sorgen, dass die Burg und ihre Bewohner stark blieben, sodass der Feind umso leichter vertrieben werden konnte, sobald Edmund und seine Rebellen kämen?
    Früher hatte sie in kniffligen Angelegenheiten immer ihren Vater oder Edmund zu Rate gezogen, doch nun, ohne die beiden, musste sie allein zu einem Entschluss kommen. Sie sah dem neuen Lord Taerford in die Augen, der auf ihre Entscheidung wartete. An der Art, wie er dastand – in Kettenhemd, die Miene ernst, die Arme verschränkt –, erkannte sie, dass er nicht lange auf eine Antwort warten würde.
    „Ich habe Euer Angebot überdacht, Mylord, und ich nehme es an.“
    „Dann kommt“, sagte Giles und führte sie auf die Tafel zu. „Es gibt viel zu tun.“
    Ihr Kopf pochte, und Rücken und Arme waren schwer wie Blei. Fayth zog sich in ihre Kammer zurück, kaum dass sie den letzten Bissen des Abendmahls hinuntergebracht hatte. Ihr Begeisterungstaumel bei der Aussicht, die Dinge auf der Burg wieder selbst in die Hand nehmen zu können, war verflogen, als ihr der Mann vorgestellt wurde, der sie bei der Ausübung ihrer Pflichten beaufsichtigen würde – Brice. Auch dessen Eifer, seinem Freund diesen Gefallen zu tun, hatte im Laufe der Tage merklich abgenommen. Er hinterfragte jede ihrer Entscheidungen, jedes Gespräch und jede noch so kleine Handlung.
    Obwohl Brice ein strenger Aufseher war, musste Fayth zugeben, dass seine Fragen ihre Berechtigung hatten. Auch seine Zweifel konnte sie nachvollziehen, und in seinem Handeln erkannte sie oft ihren Vater wieder. Das allerdings machte die Sache nicht angenehmer, auch wenn sie den Himmel unzählige Male um Geduld und Demut angefleht hatte.
    Während sie sich in das heiße Bad sinken ließ, das Emma ihr im Gemach bereitgestellt hatte, fragte Fayth sich, ob sie der Aufgabe wirklich gewachsen war. Sie war in den vergangenen drei Tagen mehr auf den Beinen gewesen als in all den Wochen zuvor. Als sie sich vorbeugte, um ihre schmerzenden Waden einzuseifen, plagten sie auch Arme und Rücken. Fayth tauchte tiefer ins Wasser, entschlossen, sich noch zu waschen,

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