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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terri Brisbin
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hart. Abrupt fuhr er vom Stuhl hoch, sodass dieser umkippte und krachend gegen die Wand schlitterte. Fayth wich zurück, aber Giles war mit einem Satz bei ihr. Brice trat zwischen sie und flüsterte in ihrer Sprache auf Giles ein. Er sprach hastig, und Fayth verstand nicht ein Wort.
    Bevor Giles endgültig die Beherrschung verlor, ergriff Fayth die Flucht und stolperte hinaus. Der Ausdruck flammenden Zorns auf dem Gesicht ihres Gemahls hatte sie so verschreckt, dass sie aus der Halle stürmte, den Hof überquerte und Zuflucht in der kleinen Steinkapelle suchte. Sie stieß das Portal auf, schlug es hinter sich zu und lief den Mittelgang entlang zum Altar. Sie wusste, dass es im Grunde kein Entkommen gab. Ihre Beine versagten ihr den Dienst, und so sank sie am Mauervorsprung zum Altarraum zu Boden.
    Dort blieb sie sitzen und wartete darauf, dass ihr Herzschlag sich beruhigte, die Enge in ihrer Brust nachließ und sie wieder atmen konnte.
    Wie töricht sie gewesen war! Dabei hatte sie in den letzten Tagen große Fortschritte darin gemacht, Ordnung in die Abläufe auf der Burg zu bringen. Und dann hatte ihr dieser normannische Eindringling vergangene Nacht solche Freuden bereitet, und weil Fayth deswegen das Gewissen plagte, hatte sie sich zu dem Fehltritt von gerade verleiten lassen. Was war nur mit ihrer Selbstbeherrschung geschehen?
    Giles hatte vor ihr und allen Leuten gezeigt, dass er ihre Stellung anerkannte und achtete – und sie hatte ihm sein Entgegenkommen alles andere als gedankt. Anstatt den inneren Zwiespalt mit sich selbst auszumachen, hatte Fayth ihren Unmut an Giles ausgelassen. Dabei hatte er doch nichts anderes getan, als sie Leidenschaft zu lehren!
    Fayth versuchte nicht, Giles’ Rolle im Krieg zwischen ihrem König und seinem Herzog zu verharmlosen, aber wie Giles ganz richtig gesagt hatte, kämpfte er für einen Lehnsherrn, wie auch ihr Vater es getan hatte. Fayth rückte auf den kalten Steinfliesen in eine bequemere Position. So waren Männer, so würden sie immer sein – ständig rangen sie um Ehre, Land und Macht. Der normannische Herzog hatte viel Land zu vergeben, und er verteilte es an jene, die ihm treu folgten und für ihn fochten.
    Die Untertanen mochten es mit ihren neuen Herren gut oder auch schlecht treffen, doch so, wie Giles seinen Anspruch auf ihr Land geltend gemacht hatte, wusste Fayth, dass er ein besserer Lord war als die meisten anderen. Die Zusagen, die er heute gemacht hatte, hätte auch ihr Vater gutgeheißen, wäre er noch am Leben. Aber mit ihrem aufbrausenden Verhalten, mit ihrer Unfähigkeit, dieses Entgegenkommen anzuerkennen, hatte Fayth jeden Respekt wieder zunichte gemacht, der zwischen ihnen gewachsen sein mochte.
    Lange Zeit saß Fayth einfach da und dachte über ihre Stellung innerhalb der Ordnung des Normannen, nein, Bretonen nach, als sich mit einem Mal die Tür zur Sakristei öffnete und Vater Henry die Kapelle betrat. Fayth wollte aufstehen, aber ihre Beine ließen es nicht zu. Der Priester verneigte sich vor dem Altar, verbrachte eine Weile im Gebet und trat dann zu Fayth.
    „Was ist mit Euch, mein Kind?“, fragte er und streckte ihr die Hand entgegen.
    „Ach, Vater, mein Herz ist voller Kummer“, entgegnete Fayth. Vater Henrys Hand schlug sie aus. Er war kein kräftiger Mann, und sie fürchtete, dass sie beide auf dem Boden landen würden, wenn er ihr beim Aufstehen half.
    „Auch ich vermisse Euren Vater, Fayth.“ Vater Henry lächelte sie an, und die Wärme und aufrichtige Betrübnis in seinem Gesicht schnürten Fayth die Kehle zu. „Aber Ihr seid stark, mein Kind, und werdet diese Prüfung bestehen.“
    „Ich versuche, die Tochter zu sein, die mein Vater sich gewünscht hätte“, setzte Fayth an, „aber …“ Sie fand keine Worte.
    „Aber es war leichter, diese Tochter zu sein, als Euer Vater Euch noch mit seinem Rat zur Seite stand? Als Ihr noch Halt in seinen Vorschriften und Anweisungen gefunden habt?“
    „Ja, genauso ist es, Vater. Nun ist keiner mehr da, der mir in großen oder auch kleinen Angelegenheiten hilft. Ich habe niemanden mehr“, flüsterte Fayth.
    Vater Henry streckte ihr erneut die Hand entgegen. Diesmal duldete er keinen Widerspruch und half Fayth beim Aufstehen. Sie strich sich Kleid und Schleier glatt. „Doch, mein Kind, er wird Euch nun zuhören und guten Rat erteilen.“
    Hatte der Kummer den Priester verwirrt? Vater Henry konnte doch unmöglich Lord Bertram meinen? „Von wem sprecht Ihr, Vater?“, fragte

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