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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terri Brisbin
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daher, was, um alles in der Welt, nur geschehen war.

14. KAPITEL
    A ls Giles die Augen aufschlug, fand er Fayth an die Wand gekauert vor, den Blick ängstlich auf ihn geheftet. Ihr Gesicht war blass, aber noch mehr traf ihn die Furcht, die er dort sah. Er strich sich das Haar aus der Stirn, richtete sich auf und fragte sich verwirrt, was wohl vorgefallen sein mochte.
    „Ich muss den Nachttopf benutzen“, sagte sie.
    Das hatte er nicht bedacht. Für gewöhnlich verließ er die Kammer sofort nach dem Aufwachen, sodass Fayth sich ungestört herrichten konnte. Dies war der erste Morgen, an dem sie vor ihm wach geworden war.
    „Ihr hättet mich ruhig wecken können“, sagte Giles, als ihm aufging, dass sie nicht nur ungestört sein wollte, um sich zu waschen, sondern auch, um ihre Notdurft zu verrichten – denn sie blutete wahrscheinlich noch immer.
    Auf dem Weg zur Tür griff Giles nach Kleidern und Schwert und rief nach Emma. „Sie wird sich um Euch kümmern, Fayth“, sagte er.
    In dieser Hinsicht war der weibliche Körper ein Rätsel für ihn und konnte es auch gerne bleiben. Die meisten Frauen, die Giles kannte, gingen recht ungezwungen mit derlei Dingen um, waren aber auch nicht von Adel. Wie eine Dame von Stand sie handhabte, war nicht unbedingt etwas, das er wissen wollte.
    Dennoch wanderten seine Gedanken in diese Richtung, als er in der kleinen angrenzenden Kammer Beinkleid, Hemd und Tunika überstreifte, die Strümpfe unterhalb der Knie mit einer Lederschnur befestigte und zum Schluss die Stiefel anzog. Als er den Gürtel mit der Schwertscheide anlegte, ging ihm auf, dass Fayth sich nicht im Mindesten als dünkelhafte Burgherrin aufspielte. Sie ging lediglich ihren Pflichten als Verwalterin nach, um sich anschließend wieder dem zu widmen, womit auch immer Frauen sich beschäftigten. Giles ließ sein Schwert in die Lederscheide gleiten und steckte das Messer in den Stiefelschaft.
    Ja, womit beschäftigten sich Frauen eigentlich?
    Giles rief die Erinnerungen an seine Kindheit bei Monseigneur Gautier wach. Gautiers Gemahlin hatte genäht und gestickt, auf der Burg nach dem Rechten gesehen, sich um die Menschen dort gekümmert und gebetet. Madame Constance hatte viel gebetet, wie auch die Damen, die um sie waren. Vor allem aber hatten sie dafür gesorgt, dass es dem Monseigneur an keiner Annehmlichkeit fehlte.
    In der Halle setzte Giles sich an die hohe Tafel und wartete darauf, dass er die leichte Mahlzeit vorgesetzt bekam, die morgens üblich war. Nach und nach erschienen auch die übrigen Männer, verteilten sich an die Tische, nahmen ihr Essen ein und begaben sich dann an die Arbeit. Giles wartete darauf, dass auch Fayth hinunter in die Halle kam; danach wollte er mit Roger und Brice den Tagesplan durchgehen.
    Schließlich betrat seine Gemahlin die Halle, und Giles beobachtete jeden ihrer Schritte, während sie von der Treppe quer durch den Raum schritt und für jeden, der sie ansprach oder grüßte, ein warmes Lächeln oder ein paar freundliche Worte fand. Da ging Giles auf, was so befremdlich war – bis auf die Bediensteten hatte Fayth keinerlei Gesellschaft. Jede andere Dame von Adel, die er kannte, war entweder Teil oder Mittelpunkt einer ganzen Schar von Frauenzimmern.
    Fayth aber war allein.
    Nach der Eroberung Taerfords hatte Giles seine Gemahlin zunächst absichtlich abgeschottet, zu ihrer eigenen Sicherheit ebenso wie zu der seinen. Er hatte ihre Motive und Pläne noch nicht durchschaut, und da sie sich ohnehin von ihrer Verletzung erholen musste, war es einfach gewesen, sie in ihren Gemächern festzuhalten. Auch nachdem sie den Bund der Ehe geschlossen hatten, mochte Giles sie nicht unbewacht und unbeobachtet lassen, also hatte er ihr Brice an die Seite gestellt. Ob dieser sich als Gesellschaft für Fayth allerdings eignete, daran hatte er keinen Gedanken verschwendet. Es hatte ihm genügt zu wissen, dass Brice auf sie aufpassen würde.
    Nie hatte Giles darüber nachgedacht, wie Fayth sich bei alldem fühlte.
    Bis jetzt.
    Als sie sich näherte, stand Giles auf und half ihr, sich zu setzen, wobei er ihre Hand ergriff und sie festhielt. Wieder einmal wünschte er sich, mehr von ihr zu sehen zu bekommen, als die angelsächsische Mode erlaubte. Diese nämlich ließ nicht einmal erkennen, ob Fayth noch blass war oder nicht.
    „Wo sind eigentlich Eure Hofdamen?“, fragte Giles unumwunden. „Habt Ihr keine Gesellschafterinnen hier auf der Burg oder junge Damen, die Euren Eltern zur Erziehung

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