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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terri Brisbin
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hatte sich gewaschen und angekleidet und stand seitdem wieder am Fenster, wo der stürmische Novemberwind ihr kalt ins Gesicht peitschte. Fayth bemerkte die Kälte erst, als Roger von der Tür aus eine entsprechende Bemerkung machte. Sie fuhr herum.
    „Der Bischof lässt fragen“, fuhr Roger fort, „ob Ihr heute Morgen die Messe hören wollt, Mylady.“
    „Wird mein Gemahl anwesend sein, Roger?“
    „ Aye , Mylady. Aber es war Vater Henry, der den Bischof um Eure Anwesenheit bat.“ Roger deutete auf ihren Umhang. „Falls Ihr also die Messe hören möchtet, werde ich Euch nun zur Kapelle geleiten.“
    Fayth ergriff ihren Umhang und ließ ihn sich von Roger umlegen. Sie folgte ihm die Treppe hinab, durch die Halle und hinaus in den Hof. Der harsche Wind zerrte an ihrem Schleier, und sie hielt ihn fest umklammert, während sie auf die Kapelle zuschritt. Roger führte sie an ihren Platz in der vordersten Reihe und blieb an ihrer Seite.
    Verstohlen sah sich Fayth nach Giles um. Der Bischof selbst las das Wort Gottes, eine große Ehre für einen kleinen Haushalt wie den ihren, und Vater Henry ging ihm am Altar zur Hand. Am Ende der Messe hatte Fayth ihren Gemahl noch immer nicht zu Gesicht bekommen. Erst als sie dem Strom der Menschen folgte, die aus der Kapelle drängten, sah sie ihn in der Tür stehen.
    Giles trat ihr in den Weg.
    Fayth wagte kaum, ihm in die Augen zu blicken, denn im Geiste sah sie den Zorn, der sich dort spiegeln würde. Sie bemerkte, dass Roger die kleine Kirche als Letzter verließ und das Portal hinter sich schloss.
    „Der Bischof und Vater Henry sind der Ansicht, dass ich Euch hier, im Hause Gottes, kein Leid antun werde“, setzte Giles an. „Daher hielten sie es für das Beste, dass wir hier miteinander reden.“
    Fayth hätte gerne geglaubt, dass dies scherzhaft gesprochen war, aber als sie doch kurz aufzusehen wagte, überzeugte seine finstere Miene sie umgehend vom Ernst seiner Worte. Sie folgte ihm tiefer in die Kapelle hinein und wartete darauf, dass seine Wut mit voller Wucht über sie hereinbrechen würde. Daher überraschte sie die einfache, mit leiser Stimme geäußerte Frage, die stattdessen kam.
    „Warum?“, wollte Giles wissen. Er sah Fayth nicht an, sondern starrte an ihr vorbei in einen dunklen Winkel der Kapelle, so als ertrage er ihren Anblick nicht.
    Fayth wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte ihn gleich mehrfach betrogen – und von einigen ihrer Heimlichkeiten wusste er noch gar nichts. Was konnte sie ihm schon antworten? Giles schaute sie an, und Fayth sah nicht etwa Wut, sondern Verzweiflung in seinen Augen. Da stand ihr Gemahl, die Arme hingen an den Seiten herab, und er ballte hilflos die Hände zu Fäusten.
    „Ich verstehe ja, warum Ihr seinen wahren Namen nicht genannt habt an jenem Tag hier in der Kapelle“, sprach Giles weiter. „Ich weiß, ich hätte ihn auf der Stelle getötet, ohne zu zögern. Aber danach … später … als die Dinge zwischen uns schließlich anders standen – warum habt Ihr mir da nicht die Wahrheit gesagt, Fayth?“
    „Ich habe nicht damit gerechnet, dass es je ans Licht kommt, Giles“, erwiderte Fayth leise. „Als er fort war, dachte ich, dass ich nie wieder etwas von ihm hören würde. Aus dem, was mir über die Eroberung durch die Normannen und die Niederlage der Angelsachsen zur Ohren kam, schloss ich, dass er für immer verschwunden ist.“
    „Und als er dann doch wieder auftauchte?“
    Scharf zog Fayth die Luft ein. War sie ertappt? „Dann wusstet Ihr es?“
    „Erst im Nachhinein haben mich Eure Worte vermuten lassen, dass Ihr ihn gesehen haben müsst“, erwiderte Giles. „Im Dorf, nehme ich an? Und nicht die Erinnerungen an Euren Vater haben Euch aus der Fassung gebracht, sondern die Begegnung mit Edmund.“
    Fayth wollte alles abstreiten, konnte aber nicht. Sie wollte Giles auf Knien um Vergebung anflehen, bezweifelte aber, dass er ihre Reue für aufrichtig halten würde. Daher beschränkte sie sich auf ein knappes Nicken.
    „Seit wir in dieser Kapelle das Ehegelübde gesprochen haben, habt Ihr mich belogen, betrogen, getäuscht und bestohlen“, fuhr Giles fort. Fayth wollte etwas einwenden, dachte dann aber an die von Edmund entwendeten Vorräte, die auf ihrer Liste auftauchten. „Und Ihr habt nicht nur mich bestohlen, Fayth, sondern auch unser Volk. Weshalb? Was gedachtet Ihr damit zu erreichen?“
    Giles entfernte sich ein paar Schritte, wandte sich um und sah Fayth an. „Hofft Ihr darauf, dass die

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