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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terri Brisbin
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blutüberströmt zu seinen Füßen in den Binsen lag. „Schafft ihn fort.“
    Giles wies seine Männer an, Eudes und dessen Soldaten hinauszugeleiten und sie im Auge zu behalten, bis der Bischof verfügte, was mit ihnen geschehen solle. Dann wandte er sich Obert zu.
    „Wie werdet Ihr nun vorgehen, Euer Exzellenz?“
    „Ich denke, der beste Weg aus dieser Misere ist, dass Ihr Edmund gefangen nehmt und an den Herzog ausliefert“, erklärte Obert. „Damit wäre die Sache erledigt und niemand würde mehr hinterfragen, ob Eure Gemahlin – und Ihr selbst – an Edmunds Flucht Schuld tragt oder inwiefern Lady Fayth seinen Verbleib deckt“, antwortete der Kirchenmann.
    Giles spürte, wie ihm das Blut aus dem Kopf wich. Dass Fayth wissen könnte, wo Edmund sich derzeit aufhielt, war ihm gar nicht in den Sinn gekommen. Hatte sie ihn wahrlich so sehr zum Narren gehalten?
    Ja, das hatte sie wohl.
    „Darf ich Euch für die Nacht mein bescheidenes Obdach anbieten, Euer Exzellenz?“, bot Giles dem Bischof an. Er wollte schon nach Fayth rufen, damit sie die nötigen Vorkehrungen traf, beherrschte sich jedoch im letzten Moment.
    „Das wäre mir sehr genehm“, erwiderte Obert. „Denn bei der Klärung dieser Angelegenheit darf ich mich nicht mit den Aussagen nur einer Partei zufriedengeben, sondern muss auch die der anderen Seite beleuchten. Stellt Euch darauf ein, dass ich Eure Gastfreundschaft noch einige Tage in Anspruch nehmen werde, Lord Giles.“ Der Bischof erhob sich. „Haben meine Augen mich nicht getäuscht? Ihr habt eine eigene Kapelle hier? Nennt diese auch einen Priester ihr Eigen oder darf ich mich erbieten, morgen die Messe zu lesen?“
    Überrascht sah Giles auf. Er hatte viele Geistliche im Dienste des Adels kennengelernt, und nicht einer von ihnen war aufrichtig fromm gewesen – außer Vater Henry. „Vater Henry wacht über die Seelen Taerfords, Euer Exzellenz“, entgegnete er.
    „Auch ich diene zuerst Gott“, sagte Bischof Obert. „Ich sehe mich in erster Linie immer noch als einen Mann der Kirche und erst dann als einen Diener des Herzogs.“ Er lächelte. „Ich würde Euren Vater Henry gerne aufsuchen, wenn Ihr nichts dagegen habt. Lebt er auf der Burg?“
    „Ja, Lucien wird Euch zur Kapelle geleiten und Vater Henry holen. Seine Räumlichkeiten schließen sich direkt an die Kapelle an“, erwiderte Giles.
    Er sah dem Bischof nach, der mit Lucien und zwei von Williams Soldaten die Halle verließ. Roger kehrte zurück, nachdem er Fayth mit einer Wache vor ihrem Gemach zurückgelassen hatte, und führte Giles’ Männer hinaus in den Hof, wo sie dem Bischof bei Bedarf zur Verfügung standen.
    Giles stand da und kämpfte gegen den fast übermächtigen Drang an, zu Fayth zu gehen und sie entweder durch Betteln oder Erwürgen zur Preisgabe der Wahrheit zu bewegen. Doch bis er sich entschieden hatte, welchen der beiden Wege er gehen wollte, hielt er sich wohl besser von ihr fern.
    Den Rest des Tages wie auch die Nacht über blieb Fayth allein. Bis auf Ardith, die mit einer Mahlzeit nach oben geschickt worden war, betrat niemand die Kammer. Da saß sie nun, und alles um sie her schien sie für ihre Dummheit und ihr mangelndes Vertrauen zu Giles zu verspotten – das Bett, in dem sie gemeinsame Freuden und wachsende Vertrautheit genossen hatten; der Stuhl, in dem sie gesessen hatte, wenn sie Giles vorlas; der Gürtel, den er ihr geschenkt hatte, gefertigt von seiner Mutter für die Frau, die er einst heiraten würde. Er hatte ihn Fayth nach der Nacht geschenkt, in der er … in der sie beide …
    Fayth schalt sich für ihre eigene Dummheit.
    Brice hatte sie gewarnt an jenem Tag im Dorf. Er hatte gesagt, der Tag der Abrechnung werde kommen, und nun war er da. Und schuld daran war, dass sie ihrem Gemahl nicht genügend Vertrauen geschenkt hatte.
    Sie musste mit Giles reden, musste ihm erklären, warum sie so gehandelt hatte. Er würde doch sicherlich verstehen, dass sie gute Gründe gehabt hatte. Doch obwohl sie jedem Bediensteten, den sie vor der Tür vorbeihuschen hörte, auftrug, nach Lord Giles zu schicken, ließ dieser sich nicht blicken.
    Dass er auch nachts fernblieb, überraschte Fayth nicht, versetzte ihr aber dennoch einen Stich. Wie konnten sie die Angelegenheit klären, wenn sie nicht miteinander redeten? Oder wollte er das gar nicht? Würde er sie nun verstoßen?
    Unruhig schritt Fayth auf und ab, sah aus dem Fenster und lauschte an der Tür. Schon bei Sonnenaufgang war sie aufgestanden,

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