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In den Häusern der Barbaren

In den Häusern der Barbaren

Titel: In den Häusern der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Héctor Tobar
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merkwürdiges, Englisch sprechendes Paar in diesem lateinamerikanischen Wohnviertel war mit Sicherheit kein gutes Zeichen für eine Mexikanerin, der die Verhaftung drohte. Hätte der Mann nicht eine Kuriertasche und eine Kamera bei sich getragen, man hätte ihn glatt für einen Cowboy halten können. Die wollen mich ganz bestimmt nicht verhaften , dachte Araceli. Nachdem die zwei Besucher sich als Journalisten vorgestellt hatten, trat sie auf die Veranda und dann auf den Rasen vor dem Haus, um sich persönlich davon zu überzeugen, dass kein Streifenwagen in der Nähe wartete. Nach einer kurzen Unterhaltung auf dem Rasen wurde klar, dass die beiden periodistas nicht damit gerechnet hatten, Araceli allein anzutreffen. »Hier sind keine Cops, nirgends«, hatte der Fotograf nach einem kurzen Blick ins Wohnzimmer ungläubig gesagt.
    »¿Cómo que Cops ? ¿Entonces sí me vienen a arrestar?«
    »Äh, ich dachte, also wir …«, entschuldigte sich die Reporterin lächelnd und wirkte dabei wie ein unbeholfenes Mädchen. »Disculparme, por favor, no sabía« , sagte sie, unterbrach sich aber sofort wieder. Spanisch schien weder ihre Mutter- noch ihre erste Fremdsprache zu sein. Sie überreichte Araceli eine Visitenkarte, ein steifes Rechteck mit glänzenden, erhabenen Buchstaben, die die Finger zum Darüberfahren einluden und die junge Frau als Cynthia Villareal, Redakteurin auswiesen.
    »Tja, ziemlich peinlich«, sagte der Fotograf, nestelte eine Zigarette aus seiner Hosentasche und steckte sie sich zwischen die Lippen, ohne sie anzuzünden. »Ich glaube, der Captain wird alles andere als begeistert sein, wenn er uns sieht.«
    »Viertel nach zehn, hat man mir gesagt.«
    »Meine Liebe, es ist fünf nach.«
    »Mist. Ich dachte, wir kommen zu spät, und nun sind wir zu früh.«
    Der Fotograf schüttelte den Kopf. Als ihm klar wurde, dass seine junge Kollegin eine Weile brauchen würde, um sich über das weitere Vorgehen klar zu werden, nutzte er den Moment zum Fotografieren. Er schoss ein Foto von Araceli, die auf dem Rasen stand und in den Himmel starrte. Sie schien auf die Hubschrauber zu warten. Sie musterte die Autos auf der Straße und auf der fernen Kreuzung. Das erste Foto zeigte Araceli, wie sie besorgt nach den Polizisten Ausschau hielt; es würde eine Stunde später im Internet zu sehen sein und am nächsten Tag auf der Titelseite der Zeitung. Das verstörende Porträt einer einsamen Frau von zweifelhaftem Ruhm, die ratlos auf ihre Henker wartet.
    »Äh, Kyle …«, sagte die Reporterin, aber Kyle ignorierte sie und drückte auf den Auslöser. Der Verschluss seiner Kamera klickte sechsmal hintereinander, wie bei einem ratternden Flamenco.
    »¡No les tengo miedo!«, rief Araceli plötzlich und drehte sich zu den Reportern um. »Ich habe keine Angst! Nein! Wovor auch?« Während Araceli sprach, ließ der Fotograf seine Kamera weiterrattern. Auch diese Bilder würden im Web erscheinen, als Fotoserie seiner Lokalzeitung und unter der Überschrift »Wut und Drama bei Festnahme in Santa Ana«. Dazu der atemlose Audiokommentar von Cynthia Villareal: »Araceli Ramirez wusste, dass ihr eine erneute Verhaftung drohte, aber sie reagierte trotzig.« Das zweite Bild der Serie zeigte Araceli in dem Moment, als sie mit geöffnetem Mund und erhobenem Zeigefinger direkt in die Kamera blickte und wiederholte: »¡No les tengo miedo!« ; ein Foto wie von einem lateinamerikanischen Protestmarsch, so als wäre Araceli eine Marktfrau auf einem mexikanischen Dorfplatz, eine von Tausenden, die sich lautstark über die Zwiebelpreise beschweren oder über die Folterung und Ermordung eines Kameraden.
    Fernes Motorengeheul kündigte die Ankunft von vier Polizeiautos an. Zwei hielten mit rot-blau blinkendem Warnlicht vor dem Haus der Covarrubias, die zwei anderen parkten auf den Kreuzungen am linken und rechten Ende des Blocks, wie um die Straße abzuriegeln. Ein stämmiger, aber gut aussehender Captain stieg aus dem ersten Wagen. Er war frisch rasiert, hatte drei winzige Schnitte auf jeder Wange und wirkte leicht gekränkt, als ihm dämmerte, dass seine »kleine Reporterin«, wie sie auf der Wache genannt wurde, die Verdächtige vorgewarnt hatte. Er breitete anklagend die Arme aus und rief: »Was ist denn hier los?«
    »Sorry, Captain, es tut mir schrecklich leid!«
    »Nimm die Kamera runter, du Penner!«
    »Nein, Captain«, sagte der Fotograf, »das hier ist eine öffentliche Straße.«
    »Mist«, sagte der Captain und beschloss im selben

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