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In den Häusern der Barbaren

In den Häusern der Barbaren

Titel: In den Häusern der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Héctor Tobar
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antike Uhr stetig und beruhigend tickte und eine Glühbirne hinter dem rotbraunen Lampenschirm leuchtete und an das Licht des Kaminfeuers in einer Berghütte erinnerte. Wieder einmal zog sie die Gesellschaft der Lampe der ihres Ehemannes vor. Er schlief auf der Couch oder in seinem geliebten Spielezimmer, und in seiner Abwesenheit bekam das Schlafzimmer der beiden einen weiblichen Puls, wurde ein Organismus aus fein gewebten Fasern, aus warmer Holzmaserung und altem Metall. Scott befleckte den Raum täglich mit seiner abgelegten Kleidung, mit seinen Memorandenstapeln und den elektronischen Spielzeugen, die sich als Bürogeräte tarnten und die Maureen einsammelte und in seine Nachttischschublade legte. Wie viele Computerchips brauchte ein Mann, um sein Leben zu ordnen? Dieser Techniktrottel, dieser dämliche Klingelton- und Gadget-Sammler hatte sie mit seiner Gehässigkeit und seinem Sarkasmus verletzt, weil sie es gewagt hatte, ihrem Schmerz und ihrer Erniedrigung infolge des Gartenfiaskos Ausdruck zu verleihen.
    Jetzt konnte sie sich nur noch der Last des Schlafes ergeben, die noch schwerer wurde durch die quälende Erinnerung an die vielen Nächte, in denen sie in der frühmorgendlichen Dunkelheit von Samanthas Schreien gestört worden war. Ob die Kleine heute wohl Albträume bekommen würde, wenn ihr die wütenden Augen und knirschenden Zähne ihres streitenden Vaters durchs Hirn spukten? Vielleicht wären wir allein besser aufgehoben, meine Tochter und meine Jungen und ich. Sie zog sich die Decke bis unters Kinn und merkte, wie kindlich das war, Trost im weichen Textil zu suchen. Wenn man nicht geschlafen hat, kommt einem alles falsch vor. Die Schlaflosigkeit ließ sie beide zu Sklaven ihres Reptilienhirns werden und brachte sie dazu, dass sie sich anschrien. Deswegen will er mir auch nicht vergeben, was ich auf La Rambla gesagt habe. Am Morgen, wenn sie ausgeruht waren, würden sie erkennen, wie reich gesegnet ihr Leben war: die scharfen, klaren Stimmen ihrer Söhne, der Knospenmund ihrer Tochter, der überwältigende Wunsch, für ihre Familie zu sorgen, wenn sie alle fünf gemeinsam unterwegs waren oder am Tisch saßen, beim Frühstück mit Pfannkuchen, Orangensaft und Kakao.
    Es gab noch so viel im Haus zu tun, aber es war schon spät. Araceli würde sich morgen früh um alles kümmern.
    Als Araceli am nächsten Morgen aus ihrem Zimmer kam, sah sie Abfall im Garten herumliegen, der ihr gestern im Dämmerlicht am Ende der Feier entgangen war – abgerissene Stückchen Pappmascheerüstung, die den Rasen mit einer dünnen Schicht Zeitungsschnee überzogen. Die weggeworfene Hülle der piñata , einer traditionellen mexikanischen Kugel mit sieben Spitzen daran, die für die sieben Todsünden standen, war in mehrere Teil zerrissen worden, und ein Spieß steckte neben der Wurzel der Bananenstaude. Rasch sammelte sie auf, was sie erwischen konnte, und nahm sich vor, später mit einer Harke zurückzukehren. Dann öffnete sie die Küchentür, hinter der die glänzend weißen Kacheln und der schwache Duft nach Spülmittel von Ordnung und Ruhe zeugten. Hier gab es nichts mehr zu tun. Sie wollte gerade ins Wohnzimmer gehen, um sich ein Bild vom Schaden dort zu machen, als sie einen Zettel mit Maureens Handschrift auf der Kochinsel entdeckte. Araceli: Wir sind zum Frühstücken ins The Strand gegangen. Kommen gegen Mittag zurück. Entschuldigen Sie den Zustand der Wohnung. Ah, das streitende Paar nutzte den Morgen, um sich zu versöhnen. Qué bueno.
    Im Wohnzimmer fand sie ein paar weggeworfene rote Stoffcapes, die Maureen genäht hatte, zusammen mit Spielzeug und Puppen, die von den Gästekindern aus den Kinderzimmern entführt und überall verstreut worden waren. Sie sammelte Plastikspielfiguren ein, einen Schaumstoffball, ein Buch mit dem Titel Flugzeuge und ging ins Zimmer der Jungen. Spielzeug einzusammeln und wieder an seinen angestammten Platz zu legen gehörte zu Aracelis täglichen Pflichten, und man konnte mit Recht sagen, dass sie die Spiel- und Lesegewohnheiten der beiden Jungen besser kannte als Maureen. Sie ging mindestens dreimal täglich in das Zimmer der beiden und hatte dem Raum insgeheim einen eigenen Spitznamen gegeben: El Cuarto de las Mil Maravilas , das Zimmer der tausend Wunder, denn es war voller Gegenstände, die erstaunen und erfreuen sollten, von einem gläsernen Art-déco-Mobile aus Planeten und Kometen, das an der Decke hing, über ein Wikingerschiff aus Legosteinen bis hin zu den zwei- bis

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