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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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die Küche läufst, musst du den Boden selber saubermachen. Und du stinkst, als wärst du schon einen ganzen Monat tot. Um Himmels willen! Wo hast du dich herumgetrieben?«
    Michael sah auf seine dreckigen Hosen hinunter; sie waren bis an die Knie voller Matsch und Kalk. Die Turnschuhe, in denen er im Moor stets barfuß ging, waren schmutzigbraun verfärbt. Er grinste seine Mutter spitzbübisch an. »Immerhin werde ich jetzt dafür bezahlt, wenn ich mich dreckig mache«, sagte er. »Ich habe Frösche gefangen.«
    Barbara stieß einen Seufzer der Verzweiflung aus. »Hättest du nicht wenigsten anrufen können, dass du später kommst? Vater und Jenny sitzen schon am Tisch.« Sie warf einen Blick auf die offenstehende Tür zum Eßzimmer und senkte die Stimme. »Und wenn das noch mal vorkommt, kannst du dir dein Essen selbst machen, sagt Vater.«
    Michael zog Hosen und Schuhe aus und steckte sie in die Waschmaschine. Er schüttete, ohne abzumessen, Waschpulver hinein und stellte die Maschine an. »Ist er echt böse auf mich?« fragte er.
    Barbara zögerte. Es war nicht nur Craig - auch sie war wütend auf ihn. Sie hatte sogar eine Schimpfkanonade parat, doch ihr Zorn verflog bei seinem freundlichen Grinsen. War es nicht schon immer so gewesen? Von Kindesbeinen an hatte er sie mit seinem Grübchenlächeln und seinen strahlend blauen Augen in der Hand gehabt. Er hatte allerdings auch nie große Probleme gemacht.
    Bis auf den seltsam leeren Gesichtsausdruck, den sie manchmal an ihm entdeckte, wenn er sich unbeobachtet glaubte - der hatte ihr Sorgen gemacht. Und die Tatsache, dass er nie weinte - die auch. Er hatte nicht einmal als Baby geweint.
    Von Geburt an war er ein problemloses Kind gewesen. Sie wusste auch jetzt eigentlich keinen Grund, ihm zu zürnen - er hatte schließlich nur länger gearbeitet, und das war fast normal, seit er den Job bei Phil Stubbs hatte. Und um seine schmutzigen Hosen und Schuhe hatte er sich immer selbst gekümmert. »Nein, er ist nicht wirklich böse auf dich«, gab sie ihm schließlich als Antwort. »Aber hättest du nicht wenigstens anrufen können?«
    »Ich komme doch immer zu spät«, wandte Michael ein. »Du weißt doch, wie das ist. Wenn ich mich mit einer Arbeit beschäftige, verliere ich einfach das Gefühl für die Zeit.«
    Barbara schüttelte hilflos den Kopf. »Nun dusch dich rasch, damit du in zehn Minuten unten am Eßtisch bist. Okay?«
    Michael nickte, stürzte durchs Eßzimmer, rief seinem Vater und der Schwester einen raschen Gruß zu, sah, wie sein Vater den Mund aufmachte, und dachte, was immer sein Vater ihm zu sagen habe, könne bis später warten - bis dahin hätte die Mutter im übrigen alles ins reine gebracht.
    Er stellte in der Dusche das Heißwasser ein, lief auf sein Zimmer, um sich auszuziehen, hüllte sich in ein Handtuch und lief wieder ins Bad. Aus der Duschkabine dampfte es; der Spiegel war bereits beschlagen. Trotzdem kam Michael beim Anblick des Spiegels die Erinnerung.
    Aber wieso an diesem Abend?
    Als er sich duschte und das Haar wusch und mit dem eingeseiften Waschlappen den Schweiß vom Körper rieb, hatte er plötzlich den Eindruck, dass er beobachtet würde. Er stellte das Wasser ab, horchte und schob den Duschvorhang beiseite.
    Im Badezimmer war niemand.
    Er kam sich lächerlich vor, stellte das Wasser wieder an und stellte sich unter den Strahl.
    Doch beim Abtrocknen war das unheimliche Gefühl erneut da. Er versuchte es loszuwerden, indem er sich einredete, das sei doch bloß Einbildung.
    Er wollte schon aus dem Badezimmer laufen, warf noch einen Blick auf den Spiegel und blieb stehen.
    Da war doch etwas.
    Er reichte mit dem Handtuch über das Waschbecken, um das Spiegelglas blankzuwischen.
    Es verschwand so rasch, wie er es gesehen hatte.
    Ein Gesicht.
    Das Gesicht eines alten Mannes, der ihn anstarrte.
    Das Gesicht eines Toten mit leeren Augen.
    Michael stand wie gelähmt. Woher kam dieses Bild? War es Realität gewesen?
    Das war doch nicht möglich - sich selbst hatte er im Spiegel nicht gesehen; stattdessen das groteske Bild des alten Mannes.
    Nein, das Bild musste durch eine komische Brechung aufgrund der Feuchtigkeit auf der Scheibe entstanden sein: ein Zerrbild seiner selbst.
    Doch als er sich eiligst anzog und zur Familie an den Abendtisch setzte, konnte er das dunkle Bild im Spiegel nicht abschütteln, und nach dem Schlafengehen lag er mit einem Buch auf dem Schoß und brennender Leselampe noch lange wach.
    Aber er las nicht im Buch. Er

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