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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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wir warten, desto schwieriger wird’s.«
    Die drei gingen auf die Veranda. Templar sah voller Widerwillen auf das Gewirr der Büsche und Gräser. Trotz der Hitze lief es ihm kalt über den Rücken: Im Dunkel der Zweige lauerten womöglich Schlangen, die sich auf ihn fallenlassen könnten.
    »Dir wird schon nix passier’n«, spottete Duval, der Marty die Angst anmerkte. »Kann sein, dass ‘n Alligator auftaucht oder eine Mokassinschlange, aber nix zum Angsthaben.« Er bog sich vor Lachen, stieg von der Veranda ins Aluminiumboot, das am Geländer festgemacht war, und ließ den Motor an, während Amelie Coulton und Marty Templar sich auf der Bank in der Mitte niederließen.
    »Beweg dich nach vorn, Marty«, befahl Judd, der genau wusste, wie sehr Templar Bootfahren und Sumpf hasste. »Wenn du dein Gewicht nich’n biss’n verteilst, bleibt uns noch der Propeller stecken, dann müss’n wir zu Fuß durch’s Wasser.«
    Templar kroch auf den kleinen Sitz im Bug, drehte sich aber so, dass er die Fahrtrichtung sehen konnte. Judd warf die Leine frei und gab Gas. Das Boot schoß los und befand sich gleich darauf inmitten eines Labyrinths von Wasserarmen.
    Amelie wies den Weg. Sie kamen stetig voran durch das Gewirr von Inseln, bis Amelie mit der Rechten ein Zeichen machte zum Halten und mit der Linken nach vorn deutete. Judd schaltete den Motor aus und ließ das Boot treiben.
    Amelie zeigte aufs Wasser. Marty Templar richtete den Schein seiner Taschenlampe auf das Dunkel unterhalb des Boots.
    Ein Gesicht starrte ihn an.
    Ein uraltes Gesicht - es war so alt und verfallen, dass Marty vermutet hätte, dieser Mensch sei bloß durch einen Zufall hier an Altersschwäche gestorben - wäre da nicht der Ausdruck des Entsetzens auf den Zügen und die Brustwunde gewesen.
    »Zieh’n wir ‘n hoch«, sagte Duval. Er schob das Boot mit dem Ruder gegen eine kleine Insel, die nur einen Meter entfernt lag. Marty stieg aus, um das Dingi höher aus dem Wasser zu ziehen, und half dann Judd, die Leiche zu bergen.
    Als sie am Inselufer lag, starrten alle entsetzt in das entstellte Gesicht. »Kennt den einer von euch?«
    Amelie sah den Toten fast eine Minute lang an, bis sie den Kopf schüttelte. »Sieht nich’ nach wem aus, den ich schon mal geseh’n hab’.«
    Duval schüttelte den Kopf. »Sieht fast wie’n Tier aus. Aber nich’ wie’n Alligator. Vielleicht ‘n Panther. Davon gibt’s noch immer ‘n paar hier in der Gegend.«
    Amelie kniff die Augen zusammen. Ihre Lippen wurden schmal. »Oder vielleicht is’s doch wer.«
    Ihre Worte waren kaum hörbar gewesen, doch Marty Templar wurde sofort hellwach. »Doch wer?« fragte er. »Und wer könnte das sein?«
    Amelies Blick ruhte erneut auf der Leiche. Als sie die Frage des Deputy beantwortete, klang ihre Stimme unsicher. »Ich dacht’, es war’ George gewesen«, meinte sie. »Als ich den Schrei hörte, war ich sicher, dass er’s war.«
    »George?«
    »Mein Mann«, fuhr Amelie fort, die den Blick nicht von der Leiche im Schlamm nahm. »Heut’ abend is’ er weg’n George gekommen und hat’n sich geholt. Ich hab’ mir gedacht, er würd’ ihn umbringen.«
    Templar machte ein finsteres Gesicht. »Wer?« wollte er wissen. »Wer ist denn gekommen?«
    Amelie hob endlich den Blick und ließ ihn angstvoll auf dem Deputy ruhen. »Der Schwarze Mann«, sagte sie.
    Templar drehte sich nach Judd Duval um. »Der Schwarze Mann?« wiederholte er. »Von wem redet sie eigentlich?«
    Duval schüttelte den Kopf. »Nix«, meinte er. »Das is’ bloß so’n altes Märchen - das wird hier im Moor schon immer erzählt. Is’ aber nix dran. Nur eine verrückte Geschichte. Man meint, es sei endlich aus damit, aber dann taucht sie plötzlich wieder auf. Irgendwer geht hinaus ins Moor und kommt um, un’ keiner will glauben, dass es man bloß ein Tier im Moor getan haben könnte.«
    »Und was glaubt man dann?« Templar ließ nicht locker, als Duval zögerte. Die Antwort kam jedoch von Amelie.
    »Der Schwarze Mann«, wiederholte sie. »Judd kann sagen, was er will. Ich hab’n geseh’n. Den gib’s echt. Un’ seine Kinder auch.«
    Martin Templar sah sie sprachlos an.

5
     
    Barbara Sheffield schaute sehr betont auf die Uhr, als Michael durch den Hintereingang hereinkam. Die Verspätung war allerdings in Anbetracht seiner Erscheinung und des Geruchs seiner Kleidung sofort vergessen. »Halt!« befahl sie, bevor er vom Waschraum aus die Küche betreten konnte. »Ich schwör dir: Wenn du in dem Zeug durch

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