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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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gestern nacht...
    In ihrem Gedächtnis formte sich ein Bild vom Moor und von dem Kreis der Kinder am Feuer.
    Der Kreis hatte sich geöffnet, um sie aufzunehmen.
    Sie und Michael.
    Irgendwie gehörte sie in diesen Kreis. Mit diesem Zugehörigkeitsgefühl war sie morgens aufgewacht.
    Darüber musste sie einfach mit Michael sprechen.
    Sie schaute sich um und entdeckte die Telefonzelle vor dem Postamt. Eilig überquerte sie die Straße und fand in der Zelle auf dem Brett unter dem Apparat ein dünnes Telefonbuch. Sie fand die Sheffields - der Adresse nach zu urteilen, konnte ihr Haus nur ein paar Straßen vom Anwesen des Großvaters entfernt sein und müsste direkt an einem Kanal liegen.
    Also lief sie die Ponce Avenue hinunter, in die Richtung, aus der sie am frühen Morgen gekommen war. Zweimal bog sie in eine falsche Sackgasse ein. Dann fand sie das Haus - etwa einen Kilometer von ihrem Zuhause entfernt, an einem Uferweg am Kanal. Die Straßennummer konnte sie nicht lesen, aber sie erkannte im winzigen Dock das Boot wieder, mit dem Michael vergangene Nacht zu ihr gekommen war. Sie schaute über den weiten Rasen zum Haus hinüber - ein langgestreckter, niedriger Bau mit Ziegeldach, im mediterranen Stil. Im Patio - im Schatten einer Pergola mit Glyzinien - spielte ein kleines Mädchen. Das Kind musste ihren Blick gespürt haben, schaute auf und kam ihr über den Rasen entgegen. Sie guckte Kelly mit schrägem Kopf forschend an.
    »Wetten, du suchst meinen Bruder, oder?« fragte das Mädchen.
    Kelly wurde rot. »Ist dein Bruder Michael Sheffield?«
    Jenny nickte. »Er ist aber nicht da. Er ist auf der Arbeit. Ich heiße Jenny.«
    »Ich bin Kelly.«
    Jenny riß die Augen auf. »Kelly Anderson? Mein Vater hat gesagt...« Doch bevor sie es aussprechen konnte, rief eine andere Stimme vom Haus herüber. Eine Frau trat in den Patio.
    »Jenny? Wo bist du? Jenny...« Sie brach ab und kam rasch herüber, als sie die beiden sah. »Hallo«, sagte Barbara lächelnd. »Ich hoffe, Jenny ist dir nicht lästig gefallen. Sie tut manchmal so, als ob der Uferweg unser Privateigentum wäre.«
    »Das hier ist Kelly!« unterbrach Jenny. »Michaels Freundin!«
    »Jenny!« rief Barbara. »Sie ist nicht Michaels Freundin. Die beiden sind gute Kameraden, nur ist Kelly eben zufällig ein Mädchen.« Sie warf Kelly einen verlegenen Blick zu. »Tut mir leid, sie redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist.«
    »Das ist nicht wahr!« rief Jenny. »Und mein Daddy hat gestern abend gesagt...«
    »Jetzt ist es aber genug, Jenny!« sagte Barbara scharf. Michaels Eltern hatten sich am vergangenen Abend ihretwegen gestritten, überlegte Kelly. Sie lief noch röter an.
    »Ich... es wär’ wohl besser, wenn ich jetzt gehe«, murmelte sie, doch Barbara schüttelte den Kopf, zog Jenny an sich und hielt ihr den Mund zu.
    »Nein. Bitte, geh nicht. Ich habe eben für Jenny frische Limonade gemacht, für dich wäre auch genug da. Bleib doch ein Weilchen bei uns. Ich verspreche dir auch, dass Jenny nichts Schreckliches sagen wird. Bitte!« fügte sie hinzu, als Kelly davonlaufen wollte.
    Kelly wurde unsicher. »Ich... ich habe nur Michael gesucht. Wenn er nicht zu Hause ist...«
    »... können wir uns kennenlernen, ohne dass er dazwischenruft: >Aber Mama!< Komm! Es ist so heiß und stickig, da kann ich mir gar nichts Schöneres vorstellen, als auf der Veranda ein Glas Limonade zu trinken.« Sie schaute auf Jenny hinunter. »Und wenn ich dich jetzt loslasse, versprichst du mir, deinen Mund zu halten, ja?« Jenny nickte heftig, und als Barbara sie losließ, hielt Jenny sich kichernd die Hände an die Lippen. »Siehst du?« Barbara lachte. »Sie ist gar nicht so schlimm - es scheint nur so, wenn man ihr zum erstenmal begegnet.«
    Barbara redete ununterbrochen, als fürchte sie, dass Kelly sonst wie ein erschrockenes Kaninchen weglaufen könnte, und nahm sie, bevor sie sie in den Patio führte, mit ins Haus, um Limonade zu holen. »So!« Sie ließ sich auf einem der Gartenstühle am Tisch nieder. »Ist das nicht angenehm?«
    Kelly sah die Glyzinien, die in glänzendblauen Trauben von der Pergola herabhingen. In der Rabatte im Patio standen rosarote Petunien in voller Blüte. Von einem Busch ganz in der Nähe wehte der Duft von Geißblatt. »Die Blumen sind schön«, meinte Kelly scheu. »Besonders die Petunien. Rosa ist meine Lieblingsfarbe.«
    »Hast du dir deshalb das Haar so komisch gefärbt?« fragte Jenny.
    Barbara sah ihre Tochter empört an. »Jenny! Du hast

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