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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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un’ was sie tun - das weiß ich immer. Un’ - ich kann sie auch rufen, so wie ich heut’ Jonas gerufen hab’ und zu Kelly schickte. Un’ mit dir hab’ ich auch gesproch’n und dir gesagt, wohin du geh’n sollst, damit du Kelly find’st.« Und sie hatte ihn dabei ganz tief angesehen. »Du meinst, du kennst das Moor. Du weißt nich’ mal die Hälfte von dem, was ich weiß. Denk also bloß nich’, dass du immer machen kannst, was dir einfällt, verstanden? Ich werd’ vielleicht nich’ immer auf dich aufpassen könn’.«
    »Ich... ich habe wahrscheinlich bloß Glück gehabt!« sagte er endlich. »Ich habe mir irgendwie ausgerechnet, an welcher Stelle Kelly in das Moor hineingegangen und wie sie von dort aus weitergekommen sein müsste. Ich meine... also, zu Fuß gibt’s da nicht viele Möglichkeiten.«
    Kelly setzte sich im Bademantel ihrer Mutter zu ihnen an den Tisch und versuchte, ihnen alles genau zu schildern. Bei der Erwähnung der Schlange brach sie mit einem Schaudern ab.
    »Kelly?« fragte Mary. »Was ist denn?«
    »Eine... eine Schlange«, stammelte Kelly. »Es war eine Mokassinschlange. Sie ist an meinem Bein hochgekrochen.«
    Mary unterdrückte einen Schrei.
    »Und was hast du da gemacht?« fragte Carl Anderson.
    Kelly sah ihren Großvater an. »Gar nichts habe ich gemacht«, sagte sie leise. »Ich habe mich einfach nicht bewegt, da ist die Schlange wieder verschwunden.«
    Carl ließ Kelly nicht aus den Augen. Sie spürte eine Gänsehaut, nur ganz kurz, als seine Augen einen ganz merkwürdigen Ausdruck annahmen.
    »Wieso hast du gewusst, dass man sich in der Situation genau so verhalten muss?« wollte er wissen.
    Kellys Zögern dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde. »Weil Michael mir das gesagt hat«, erklärte sie. »Als wir vor ein paar Tagen zusammen im Moor waren hat er mir gesagt, falls wir zufällig einer Schlange begegnen sollten, dürfte ich mich einfach nicht bewegen. Wenn ich ganz still hielte, könnte sie mich überhaupt nicht sehen, hat er mir gesagt.«
    Carl ließ sie noch immer nicht aus seinem Blick. »Er hat recht. Sie spüren dich, greifen aber nur an, was sich bewegt. Alles Bewegungslose ist für sie tot. Sie lassen es in Ruhe.«
    Und wieder kroch Kelly ein Schauer über die Haut, und sie spürte die gleiche Reaktion bei Michael. Beide schwiegen.
    »Ich muss nach Hause«, verkündete Barbara. »Ich bezweifle zwar, dass ich schlafen kann, aber immerhin könnte ich ein bißchen ruhen. Ich gehe rasch nach oben und hole Jenny.«
    Man begab sich aus der Küche ins Familienzimmer und wollte eben auf die Terrasse ins Freie, als mit aschfahlem Gesicht Barbara auf dem Treppenabsatz erschien.
    »Sie ist nicht da«, sagte sie mit brechender Stimme. »Craig, Jenny ist fort!«
    Die Konversation erstarb. Alle Anwesenden wandten sich entsetzt zu Barbara.

20
     
    »Aufwachen!« Warren Phillips rüttelte den schlafenden Judd. »Los! Es dämmert bereits!«
    Judd stöhnte und drehte sich um, doch als Phillips ihn noch einmal anstieß, öffnete er die Augen und setzte sich schläfrig auf.
    Die Gelenkschmerzen waren verschwunden, die Leberflecken auf seinen Händen ebenfalls und die aufgesprungenen Nägel wieder weich. Die noch am Vorabend stark angeschwollenen Knöchel waren geschmeidig wie früher, wie bei einem Vierzigjährigen spannte sich die Haut um die Finger.
    Er erhob sich, um sich im Spiegel wohlgefällig zu betrachten. Sein Gesicht war glatt; geblieben waren nur die leichten Krähenfüße um die Augen, die, statt wie noch vor wenigen Stunden in tiefen Höhlen trübe zu wirken, wieder ihren normalen Glanz hatten. Von seinem heiseren Röcheln bei der Ankunft in Phillips’ Haus vor nur ein paar Stunden war nichts mehr zu hören. Sein Atem ging leicht. Judd seufzte erleichtert. »Sie hat gewirkt. Ich fühl’ mich wunderbar.«
    »Natürlich hat sie gewirkt«, erwiderte Phillips. »Sie wirkt nun schon seit zwanzig Jahren - warum sollte sie die Wirkung plötzlich verlieren?« Ohne auf Antwort zu warten, gab er dem Deputy Anweisungen. »Jenny Sheffield befindet sich im Badezimmer. Sie werden von Ihrem Wagen aus über Funk die Klinik benachrichtigen, Sie hätten sie im Kanal gefunden und würden sie hinbringen.«
    Duval schüttelte den Kopf. »Werd’ ich nich’ machen. Ich werd’ die Sanitäter rufen. So will’s das Gesetz.«
    Phillips verzog die Lippen zu einem dünnen Lächeln. »Auch bei einem Todesfall?«
    Der Deputy starrte den Arzt ungläubig an. »Sie haben sie

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