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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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sich um, zu Barbara. Sie weinte.
    Barbara schloss die Augen, um sich zu wappnen für das, was Mary ihr mitteilen würde. Sie wusste, was jetzt kommen musste.
    Und es war ihre Schuld.
    Was immer geschehen war - und da kam sicherlich eine böse Nachricht auf sie zu - war einzig und allein ihre Schuld.
    Ihrer Schuld war sie sich seit dem Augenblick bewusst, als sie vor Jennys leerem Bett gestanden hatte. Im ersten Moment des Entsetzens hatten die eigenen Worte in ihrem Gedächtnis widergehallt.
    Vielleicht hätten Jenny und ich mitkommen sollen.
    Das waren ihre eigenen Worte gewesen.
    Sie hatte sofort begriffen, was geschehen war.
    Jenny hatte überhaupt nicht geschlafen. Sie hatte sich auf den Flur geschlichen und alles mitgehört.
    Sie hatte Barbaras Worte gehört!
    Und war Kelly suchen gegangen.
    Wie lange mochte sie schon fort sein? Stunden.
    Craig hatte Tim Kitteridge angerufen, ihm das Problem erläutert, und während Kitteridge umorganisierte, was er während der langen Nacht ausgearbeitet hatte, war Craig mit Ted und Carl Anderson noch einmal auf die Suche gegangen, ohne mit Schwierigkeiten zu rechnen, weil, wie er betonte, man diesmal ja nicht im Moor suchen müsse.
    Jenny hatte das Moor selbst bei Tageslicht in Begleitung ihres Vaters gehasst, in ihrer kindlichen Fantasie überall Alligatoren und Schlangen gesehen, alle Lebewesen dort als feindlich betrachtet, und wenn ihre Freunde ihr außerdem erzählten, dass im Moor noch ganz andere Geschöpfe hausten - Ungeheuer und Geister, Zombies und Hexen -, hatte sie danach manchmal die ganze Nacht über wachgelegen vor lauter Angst, dass sie vom Moor träumen könnte.
    »Sie wird am Kanal bleiben«, hatte Ted betont. »Du kennst doch Jenny - ich hab’ sie letztes Jahr persönlich zum Haus von Judd Duval begleiten müssen, um sie zu überzeugen, dass Judd kein böser Zauberer ist. Sie hat sich vermutlich nur drei Häuser weiter versteckt und traut sich vor lauter Furcht nicht wieder nach Hause.«
    Barbara hatte den Worten ihres Mannes zu glauben versucht, doch seit seinem Fortgehen, gemeinsam mit Craig und Carl, schweigend dagesessen in der Überzeugung, dass ihrer Tochter etwas Schreckliches zugestoßen sein musste und dass Jenny nur wegen ihrer Unachtsamkeit nach draußen gelaufen war.
    Sie zwang sich schließlich dazu, Mary zu fragen. »Was ist?« fragte sie. »Was ist geschehen?«
    Mary kam zu ihr herüber, beugte sich über sie und nahm ihre Hand. »Es war Tim Kitteridge«, antwortete sie. »Er hat soeben einen Funkspruch von Judd Duval erhalten. Er... hat Jenny gefunden.«
    Die Hoffnung, die Barbaras Herz füllte, verebbte so rasch, wie sie gekommen war, weil Marys traurige Stimme die Wahrheit verriet.
    »Sie ist tot, nicht wahr?« Ihre Stimme versagte.
    Mary biß sich auf die Lippe und betete innerlich, dass doch Kitteridge die Funkmeldung mißverstanden haben möchte; wenn Judd Jenny ins Krankenhaus brachte, müsste es doch noch Hoffnung geben. »Ich... weiß nicht. Anscheinend fand Judd sie in einem Kanal...«
    Barbara hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Er bringt sie zum Krankenhaus«, fügte Mary noch schnell hinzu; sie war einfach zu feige, um Barbara die Mitteilung von Kitteridge im vollen Wortlaut zu berichten.
    Barbara ergriff Marys Hand. »Ich muss hin«, sagte sie nur. »Mein Kind...«
    »Ich fahr dich hin«, sagte Mary.
    Michael war aufgesprungen und rannte zum Patio. »Ich suche Vater...«
    »Nein!«
    Das eine Wort drang durch den Raum wie ein Schuss. Michael blieb stehen. »Nein, Michael«, wiederholte Barbara. »Ich finde den Gedanken unerträglich, dass du wieder hinausfahren könntest. Ich möchte dich bei mir haben...« Sie begann zu schluchzen. Michael lief zu ihr und legte ihr plump den Arm um die Schulter.
    »Laßt mich gehn!« sagte Kelly und kam dem Einspruch ihrer Mutter zuvor: »Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Ich werde mich bestimmt nicht wieder in die Nähe des Moores wagen. Papa und Großvater haben gesagt, sie würden in der Nähe des Kanals suchen gehen. Wenn ich die beiden nicht finden kann, hole ich Hilfe. Bring du Mrs. Sheffield nur zum Krankenhaus. Ja?«
    Mary wusste nicht so recht... doch die Zeit im Moor schien Kelly nicht nur geschockt zu haben: Kelly wirkte plötzlich auf merkwürdige Weise erwachsen. »In Ordnung«, sagte Mary, und während Kelly über den Patio verschwand, begleitete Mary Barbara und Michael durch die Küche zur Garage.
    Als Mary fünf Minuten später bei der Klinik vorfuhr, war Barbara bereits

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