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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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umgebracht?«
    Der Arzt zeigte mit dem Kopf nach oben. »Warum schauen Sie nicht selbst nach und sagen mir dann Ihre Meinung?«
    Duval verließ zögernd die Bibliothek. Auf dem Absatz der Treppe drehte er sich unsicher nach Phillips um.
    »Zweite Tür links«, sagte Phillips.
    Im Badezimmer sah Duval zunächst nichts, bis sein Blick auf die Wanne fiel. Sie war voll. Auf dem Wasser schwammen Eiswürfel, durch die er die Form eines menschlichen Körpers wahrnahm: Jenny, in Jeans und T-Shirt; das Haar schwamm in der Form eines grotesken Heiligenscheins um ihren Kopf.
    »Großer Gott!« flüsterte Duval, den der Anblick des Gesichts unter der Oberfläche des Wassers wie ein Schock traf. Er kniete und schob die Eiswürfel beiseite.
    Sie lag auf dem Rücken, mit leeren, weit geöffneten Augen im bleichen bläulichen Gesicht. Instinktiv wollte Duval den Körper aus dem Wasser heben.
    »Noch nicht!« fuhr Phillips ihn an. »Erst, wenn Ihnen absolut klar ist, was Sie tun werden.«
    Duval konnte den Blick nicht von dem kleinen Gesicht lösen. »Der Kanal«, sagte er wie betäubt, als ihm aufging, was Phillips angestellt hatte. Es war unrecht - Judd hatte Jenny Sheffield als Preis dafür hergeschafft, dass er seine Spritze bekam. Sie sollte doch nicht umkommen - Phillips brauchte sie! »Ich war auf’m Heimweg von der Arbeit, da fand ich sie im Kanal. Ich brauch’ keine Ambulanz - sie ist bereits tot.«
    »Genau so!« bestätigte Phillips. »Und sie bringen sie zum Leichenschauhaus, wie Sie es mit jeder anderen Leiche auch täten.«
    Duval nickte.
    »Gut«, fuhr Phillips fort. »Wir sind soweit.«
    Duval griff ins eisige Wasser, hob Jennys steifen Körper heraus, richtete sich auf und wiegte sie in den Armen. Phillips hielt ihm die Tür auf. Duval trug das Mädchen auf den Flur, die Treppe hinunter und durch den Hintereingang zu seinem Wagen, wo er sie in den Fond legte.
    »Fahren Sie«, befahl Phillips mit unterdrückter Stimme, die keinen Widerstand duldete, »aber ohne Licht, und so schnell wie möglich, zum Kanal. Anschließend tätigen Sie Ihren Anruf, dann schalten Sie die Scheinwerfer und Ihre Sirene ein und jagen mit ihr zur Klinik. Und noch etwas, Judd.«
    Judd drehte sich zu Phillips um. »Sagen Sie in der Klinik, man solle mich anrufen. Sagen Sie, um wen es sich bei der Leiche handelt und man solle mich anrufen.«
    Duval begriff nicht. »Aber sie is’ tot«, begann er. »Da müsst’ die Klinik doch Hatfield anrufen.«
    »Wird sie, Judd. Aber ich möchte ebenfalls angerufen werden. Schließlich bin ich«, und das kalte Lächeln verzerrte seine Lippen von neuern, »doch der Hausarzt, nicht wahr?«
    Judd Duval konnte noch immer nicht fassen, was Phillips getan hatte. Er nickte. Ein paar Sekunden später verschwand er mit dem unbeleuchteten Streifenwagen in der Dunkelheit.
    Phillips ließ das Telefon sechsmal läuten, ehe er den Hörer neben seinem Bett abhob, und als er sprach, klang er so verschlafen, als hätte man ihn eben aus tiefstem Schlummer geweckt.
    »Phillips«, murmelte er.
    »Dr. P.?« Jolenes Stimme klang total verkrampft. »Dr. P., hier ist Jolene. Sie müssen sofort kommen. Zur Klinik!«
    »Jolene?« wiederholte Phillips, als verstünde er nicht ganz, wer da in der Leitung sprach. »Wie spät ist es? Es muss ja mitten in der...«
    »Es dämmert bald, Dr. P. Es geht um Jenny Sheffield.
    Judd Duval hat eben telefoniert. Er hat sie im Kanal entdeckt. Er sagt, sie ist tot.«
    »Ich bin gleich da!« Phillips wusste, dass Jolenes Worte ihn in einem Ernstfall sofort voll geweckt hätten.
    Er legte auf, zog sich um - Khakihosen und Polo-Shirt - und steckte die nackten Füße in ein Paar Tennisschuhe. Zwei Minuten nach Jolenes Anruf war er unterwegs und erreichte die Klinik in dem Moment, als Judd Duval Jolene und dem Krankenpfleger half, Jennys Körper auf eine Bahre zu heben.
     
    Das Läuten des Telefons unterbrach die angespannte Stille im Wohnzimmer bei Carl Anderson. Mary Anderson und Barbara Sheffield schauten sich an. Erst als Michael - die Mutter hatte ihm verboten, die Männer auf der Suche nach Jenny zu begleiten - an den Apparat ging, fand Barbara Worte. »Nein!« sagte sie. »Laß Mary das Gespräch annehmen!«
    Michael sank neben Kelly ins Sofa zurück und beobachtete Mary, die während des Telefonats plötzlich erbleichte. »Ich bringe Barbara sofort zu Ihnen. Die Männer sind noch auf der Suche... Nein, ich weiß nicht, wo. Beginnen wollten sie am Kanal... In Ordnung.« Sie legte auf, drehte

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