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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Verdammt! Sie hatte keine Ahnung, wo sie waren, geschweige denn, wohin sie gehen sollten. Schließlich zuckte sie mit den Achseln und deutete mit einer wenig entschlossenen Geste auf die Silhouette des Eiffelturmes. »Dorthin!« Es gab keinen bestimmten Grund für diese Entscheidung, es war nur der Versuch, irgend etwas zu unternehmen. »Nein!« Aller Blicke wandten sich überrascht Kyle zu. Der Megamann hatte sich wieder aufgerichtet, lehnte aber noch immer an der Wand. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. »Nicht dort hin. Ihr würdet ihnen ... direkt in die Arme laufen.« Er hob den Arm und deutete nach Westen. »Die Freie Zone liegt dort.« »Freie Zone? Was soll das sein?« Kyle antwortete nicht auf Skudders Frage. Und Gurk nutzte die Gelegenheit, wieder zu einer seiner Tiraden anzusetzen: »Der Kerl lügt doch! Wahrscheinlich ist das die einzige Richtung, in denen wir seinen Freunden direkt entgegengehen.« »Möglich«, antwortete Charity achselzuckend. »Aber weißt du was, Gurk? Es gibt eine todsichere Methode, das herauszufinden - wir probieren es aus.«

Kapitel 3
    Der Dschungel war im Laufe der letzten beiden Stunden immer dichter geworden. Jean hatte sich noch nie so weit von der Freien Zone entfernt. Er hätte vermutlich schon auf der halben Strecke hoffnungslos die Orientierung verloren, hätte er nicht den kleinen Kompaß gehabt, den er aus der Festung mitgenommen hatte. Aber trotz dieses Gerätes blieb er immer öfter stehen und sah sich unschlüssig um. Einerseits war er völlig sicher, sich nicht verirrt zu haben. Andererseits war da diese Stimme in seinem Inneren, die ihm erklärte, daß er ein kompletter Idiot sei und den Rückweg niemals finden würde. Es gab eine Menge Gründe, dieser Stimme zu glauben. Viele, die in den Dschungel gegangen waren, kehrten nie wieder zurück. Zu allem Überfluß war er in der letzten halben Stunde fünfmal angegriffen worden - das letzte Mal von einer Kreatur, die er niemals zuvor zu Gesicht bekommen hatte und der er nur entkommen war, weil sie offensichtlich genauso blöd wie stark sein mußte. Als der chitingepanzerte Koloß auf seinen vielen Beinen herangewirbelt kam, war Jean zurückgetaumelt und über eine Wurzel gestolpert. Er war gestürzt und einen Moment benommen liegengeblieben, und offensichtlich hatte schon diese Reglosigkeit ausgereicht, das Riesenvieh jegliches Interesse an der Zwischenmahlzeit verlieren zu lassen, die der kleine Zweibeiner für sie darstellte. Aber er konnte kaum damit rechnen, jedesmal so viel Glück zu haben. Der Wald wimmelte von Spinnen, Springwanzen und Hundertfüßlern; er hatte auch die Spuren von Ratten gesehen. Dazu gab es zahllose andere Kreaturen, die nicht groß genug waren, einen Menschen zu töten, aber durchaus gefräßig genug, sich ein Stück aus ihm herauszubeißen. Jean blieb wieder stehen, um einen Blick auf das kleine Kompaßgerät zu werfen, das er sich um das linke Handgelenk geschnallt hatte, und stellte fest, daß er fast einen Kilometer von seinem Kurs abgekommen war - weniger, als er befürchtet hatte, aber mehr, als ihm lieb war. Ein Kilometer bedeutete in diesem Gelände eine Stunde - wenn er Glück hatte. Er wandte sich nach links und kletterte über einen kniehohen, verkohlten Mauerrest hinweg. Er setzte gerade dazu an, sich auf der anderen Seite mit einem Sprung hinabzuschwingen, als ihm klar wurde, daß es hinter der Mauer keinen Boden gab. Was wie massives Erdreich aussah, das entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als ein Gespinst aus grauem Pflanzengewebe, fast wie ein Spinnennetz. Jean prallte entsetzt zurück, beugte sich dann noch einmal vor und bog mit einem Stock einige der elastischen Ranken zurück. Er blickte in ein Kellergeschoß hinab, das sich unter dieser Ruine befand. Der Boden war von einer wimmelnden, schwarzen, glitzernden Schicht bedeckt, die sich in einer unablässigen Bewegung befand und aus der ein unheimlicher Chor rasselnder Laute zu ihm heraufdrang. Hundertfüßler! dachte Jean angeekelt. Tausende von Hundertfüßlern! Diese Biester kannten zwar normalerweise kein größeres Vergnügen, als sich gegenseitig aufzufressen, aber sie würden auch einen Menschen nicht verschmähen, der ihnen wie ein Geschenk des Himmels auf die Köpfe fiel. Hätte er die Gefahr auch nur eine halbe Sekunde später bemerkt, dann brauchte er sich jetzt keine Gedanken mehr um den Rückweg zu machen. Sehr vorsichtig kletterte er wieder über die Mauer zurück und zwang sich, ein paar

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