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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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spöttisches Glitzern. Charity fragte sich, ob Gurk nicht vielleicht recht gehabt hatte. Sie war sehr sicher, daß nicht einmal dieser Megamann es überleben würde, wenn sie alle drei aus allernächster Entfernung auf ihn schössen - aber sie war plötzlich ganz und gar nicht mehr sicher, daß sie es konnten, wenn er sich entschloß, etwas dagegen zu unternehmen. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie unglaublich schnell dieser Mann war. »Okay«, sagte Charity nach kurzem Überlegen. »Können Sie aufstehen?« »Ja«, antwortete der Megamann. Seine Stimme überraschte Charity. Sie klang sanft, fast wie die eines Kindes oder einer jungen Frau, aber trotz seines beeindruckenden Äußeren und der mächtigen Muskelstränge, die sich jetzt wieder unter seiner schwarzen Jacke wölbten, paßte sie auf sonderbare Weise zu ihm; zumindest zu seinen Augen. Ihr Blick irritierte Charity. Das waren nicht die Augen eines Killers ... »Gut«, sagte Charity. »Dann hören Sie zu. Wir hätten Sie töten können, das wissen Sie.« »Ja.« »Ich habe es nicht getan«, fuhr Charity fort. »Ich weiß selbst nicht so genau, warum, aber ich glaube, daß es richtig war. Sie haben die Wahl: Wir können Sie auf der Stelle erledigen, oder Sie versprechen uns, keine Dummheiten zu machen, und begleiten uns.« Diesmal antwortete der Megamann nicht. Aber in den Spott in seinem Blick mischte sich eine leise Verwunderung. »Ich verlange nicht, daß Sie sich auf unsere Seite schlagen«, fuhr Charity fort. »Alles, was ich will, ist, mit Ihnen zu reden. Wenn Sie mit uns kommen und mir versprechen, uns eine Stunde Vorsprung zu geben, dann lassen wir Sie am Leben.« Gurk kreischte vor Entsetzen und begann wieder, in seiner fremden, fast lächerlich klingenden Sprache zu lamentieren. Aber Charity beachtete ihn gar nicht. Aufmerksam sah sie den Megamann an, der ihren Blick einige Sekunden lang ruhig erwiderte und anscheinend über ihren Vorschlag nachdachte. Dann nickte er. »Ich bin einverstanden.« »Glaubt ihm nicht«, kreischte Gurk. »Der Kerl lügt! Der ganze Kerl ist eine einzige, lebende Lüge!« Charity schenkte ihm einen Blick, der den Gnom abrupt verstummen ließ, und wandte sich noch einmal an den Megamann. »Wie ist Ihr Name?« fragte sie. »Kyle«, antwortete der Megakrieger. »Man nennt mich Kyle.« »Also gut, Kyle«, sagte Charity. »Ich habe Ihr Ehrenwort. Eine Stunde - sobald wir hier heraus sind.« Sie richtete sich auf und wich rasch zwei Schritte zurück, und auch Skudder und die Wasteländerin brachten fast hastig dieselbe Entfernung zwischen sich und den Megamann, als der Krieger aufzustehen begann. Er bewegte sich sehr langsam und unsicher. Der Regenerierungsprozeß seines Körpers schien zwar abgeschlossen zu sein, aber seine Kräfte waren noch lange nicht wieder-hergestellt. Charity registrierte dies mit einem Gefühl absurder Erleichterung. Offensichtlich waren selbst diesem unglaublichen Lebewesen Grenzen gesetzt. Sie sah den Megamann noch einen Moment lang prüfend an, dann senkte sie die Hand, die die Waffe hielt, und streckte den Strahler schließlich unter ihren Gürtel. Skudder riß verblüfft die Augen auf, und auch Net starrte sie ungläubig an. Aber Charity schüttelte nur den Kopf. »Steckt die Dinger ein«, sagte sie. »Er wird sein Wort halten.« »Das werde ich«, fügte Kyle hinzu. »Davon abgesehen - sie würden euch ohnehin nichts nützen.« Er sprach ganz ruhig, ohne eine Spur von Herablassung in seiner Stimme. »Sie müssen sie sichern«, sagte Kyle plötzlich. Charity blickte ihn verständnislos an, und der Megamann hob die Hand und deutete auf den Strahler in ihrem Gürtel. »Der blaue Schalter unter dem Griff. Schieben Sie ihn nach hinten. Es sei denn, Sie wollen sich das Bein abschießen, wenn Sie aus Versehen an den Abzug geraten.« Charity zog fast hastig die Waffe wieder aus ihrem Gürtel hervor, drehte sie herum und entdeckte den winzigen blauen Schieberegler unter dem Griff; an einer Stelle, an der er für eine menschliche Hand fast unerreichbar war, wenn sie diese Waffe normal hielt. Rasch schob sie ihn zurück und steckte den Strahler wieder ein. Und auch Net und Skudder taten es ihr nach kurzem Zögern gleich. »Was machen wir mit ihr?« fragte Skudder mit einer Geste auf die Shai-Priesterin. Charity überlegte einen Moment. Sie konnten die alte Frau unmöglich hier zurücklassen; sie hatte jedes Wort gehört, und Charity war ziemlich sicher, daß die Moroni Mittel und

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