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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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daß er wirklich die Beherrschung über sich verlieren konnte, aber entschieden zu lange, als daß er das Gefühl nicht in seiner ganzen, schrecklichen Tiefe auskostete, wünschte Kyle sich, Stone zu packen und umzubringen. Die beiden Megakrieger mußten spüren, was in ihm vorging, denn sie hoben kampfbereit die Hände. Aber dann hatte sich Kyle wieder in der Gewalt und lächelte müde. »Es ist gut«, sagte er. »Ich werde ... nichts tun.« Die beiden Megamänner entspannten sich ein wenig. Sie wußten, daß er die Wahrheit sagte, denn mehr als seine Worte verrieten ihnen die Reaktionen seines Körpers. Trotzdem blieben sie weiter aufmerksam, bereit, jederzeit einzugreifen, falls er doch die Kontrolle über sich verlieren sollte. »Bringt ihn raus!« verlangte Stone. »Das ist nicht nötig«, sagte Kyle ruhig. »Ich habe mich wieder in der Gewalt.« »Ich traue ihm nicht«, beharrte Stone. »Er wird mich angreifen. Er hat sich meinen Befehlen schon einmal widersetzt.« Kyle blickte Stone einen Moment lang durchdringend an, dann wandte er sich mit einem fragenden Blick an den Inspektor, der rechts neben Governor Stone stand; die winzige dunkelrote Tätowierung über seinem rechten Auge wies ihn als den ranghöheren der beiden Inspektoren aus. »Ihr sollt ihn fortschaffen!« verlangte Stone erregt. »Ich ... « »Schweigen Sie!« Die Stimme des Inspektors klang kalt und metallisch. Es war nicht wirklich seine Stimme, sondern das synthetische Produkt eines winzigen Übersetzungscomputers, der in seinen Kehlkopf implantiert worden war. »Es besteht keine Gefahr«, fuhr der Inspektor fort. »Seine Konditionierung macht es ihm unmöglich, Sie anzugreifen. Solange ihm dies nicht ausdrücklich befohlen wird.« Stone sah die weiße Riesenameise einen Moment lang unsicher an. Aber dann nickte er und trat mit ärgerlichem Gesichtsausdruck ein Stück zurück. Der Inspektor wandte sich an Kyle. Seine kalten Insektenaugen musterten ihn auf eine Art und Weise, die ihm sonderbar unangenehm war. Er hatte niemals Angst vor diesen Geschöpfen gehabt, aber jetzt begann er, in ihrer bloßen Nähe ein Unbehagen zu verspüren. Er veränderte sich. Etwas in ihm war dabei, sich zu verwandeln. »Du kennst die erste und einzige Regel deiner Klasse?« begann der Inspektor. Kyle nickte. »Keinem Megakrieger ist es erlaubt, nach Abschluß seiner Ausbildung jemals wieder nach Shai zurückzukehren.« »Warum bist du dann hier?« fragte der Inspektor kalt. »Es geschah nicht freiwillig.« »Du willst damit sagen, daß es ein Unfall war?« Kyle zögerte einen Moment. »Nein«, sagte er schließlich. »Wie kam es dann dazu?« Kyle war ein wenig verwirrt. Die Inspektoren mußten den Grund wissen. Zweifellos hatten sie mit Stone gesprochen. Konnte es sein, daß er ihnen die Unwahrheit gesagt hatte? Der Gedanke erschien Kyle fast lächerlich, und doch war er im Moment die einzige Erklärung für die sonderbaren Fragen. »Warum antwortest du nicht?« fragte der Inspektor. »Wahrscheinlich, weil er sich gerade eine plausible Erklärung zurechtlegt«, sagte Stone. Er deutete anklagend mit der Hand auf Kyle. »Warum redet ihr überhaupt mit ihm? Allein die Tatsache, daß er hier ist, beweist doch, daß er nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert! Vernichtet ihn, bevor er noch mehr Schaden anrichtet!« »Schweigen Sie, Governor Stone!« Die Stimme des Inspektors klang immer noch kalt und sachlich. Trotzdem glaubte Kyle plötzlich, einen drohenden Unterton zu vernehmen. Einen Moment lang blickte die weiße Riesenameise Stone ausdruckslos an, dann drehte sie sich mit einem Ruck wieder zu Kyle herum und machte eine auffordernde Geste mit zwei ihrer vier Arme. »Also?« »Ich wurde von Governor Stone in den Transmitter hineingestoßen«, antwortete Kyle. »Das ist nicht wahr!« schrie Stone. »Er lügt!« Der Inspektor beachtete seine Worte gar nicht. »Warum sollte Governor Stone so etwas tun?« fragte er den Megamann. »Das weiß ich nicht«, antwortete Kyle. »Möglicherweise, um mich auf diese Art loszuwerden.« Stone wollte abermals auffahren, aber diesmal brachte ihn der Inspektor mit einer herrischen Geste zum Verstummen, noch ehe er ein einziges Wort sagen konnte. »Erklären Sie, wie Sie zu dieser Vermutung gelangen«, sagte er. »Mir sind gewisse Unregelmäßigkeiten aufgefallen«, begann Kyle. »Governor Stone verhält sich nicht so, wie man es von einem Mann in seiner Position erwartet. Ich glaube, daß er seine

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