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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht mehr existiert.« »Das stimmt«, antwortete Charity vorsichtig. »Ich bin irgendwie übriggeblieben, wissen Sie?« In Barlers Augen blitzte es ärgerlich auf. »Hören Sie auf, Unsinn zu reden, Captain Laird«, sagte er scharf. »Wer sind Sie? Und was ist das für eine Geschichte, daß Jean Sie drüben im Dschungel getroffen hat?« »Das ist die Wahrheit«, antwortete Charity. »Aber es läßt sich nicht so einfach erklären. Es ist eine ... « Sie zögerte. ». . . eine ziemlich lange Geschichte.« Barler lächelte gequält. »Wir haben sehr viel Zeit«, antwortete er. »Und ich bin ein geduldiger Zuhörer.« Charity seufzte. Sie hatte gewußt, daß es nicht leicht sein würde, die Bewohner der Freien Zone davon zu überzeugen, daß sie wirklich die waren, für die sie sich ausgaben. Und trotzdem war sie im Moment verwirrt. Barler war so ganz anders, als sie erwartet hatte. Sie spürte, wie zerbrechlich das Eis war, auf dem sie sich bewegte. Barler war zweifellos ein Mann von großer Intelligenz - aber er würde keine Sekunde zögern, sie erschießen zu lassen, wenn sie auch nur eine falsche Antwort gab. »Also gut«, begann sie. »Mein Name ist Charity Laird, und ich stamme aus ... «

Kapitel 8
    Er hatte Angst. Er sehnte sich nach der Wärme seiner Mutter zurück, nach ihrer sanften Stimme und ihrem Geruch, aber statt dessen hatte er sich in einem Universum aus schimmerndem Chrom und kalten, funkelnden Geräten wiedergefunden, die er nicht verstand. In einer Welt voller riesiger Wesen, die ihn aus glitzernden Augen anstarrten und ihn manchmal mit ihren harten Krallen schmerzhaft berührten. Eine Zeitlang hatte er geschrien, aber niemand hatte darauf reagiert, und irgendwann war sein Schreien zu einem Wimmern geworden und schließlich ganz verstummt. Seither lag er hier, in einem Bett, das viel weicher war, als er es kannte. Er war zwei Jahre alt. Als es Abend wurde, begann er wieder zu weinen, und diesmal reagierte jemand darauf: Er hörte schwere, sonderbar klickende Schritte, und dann beugte sich eines der sonderbaren Wesen über sein Bett und starrte aus Augen auf ihn herab, die aus Millionen winziger geschliffener Glasflächen zu bestehen schienen. Der Anblick dieses Wesens erschreckte ihn. Es war groß und hart, und es hatte zu viele Arme, dafür aber kein Gesicht. Er begann mit den Beinen zu strampeln und nach den dünnen, schwarzen Armen zu schlagen, die ihn aus seiner Wiege nahmen, aber natürlich erreichte er nichts. Das böse, schwarze Ding trug ihn zu einem Tisch, legte ihn darauf und hielt ihn mit zwei seiner schrecklichen Hände fest, während die beiden anderen sich an seinem Körper zu schaffen machten und ihm große Schmerzen zufügten. Sein Hals tat bald weh vom Schreien, und seine Kräfte erlahmten; trotzdem hörte er nicht auf, sich nach Leibeskräften zu wehren. Das schwarze Ungeheuer zwang ihn, den Mund zu öffnen und zu trinken. Was in seine Kehle hinunter rann, schmeckte bitter. Er hustete, würgte das meiste wieder hervor und wäre fast an seinem eigenen Erbrochenen erstickt. Augenblicke später geschah etwas Seltsames: Eine wohlige Ruhe begann sich in seinen Gliedern breitzumachen, ein Gefühl von Wärme und Stärke, wie er es zuvor noch nie erlebt hatte, und gleichzeitig griff eine sonderbare Willenlosigkeit nach seinen Gedanken. Er wußte noch immer, wo er war, er wußte noch immer, daß man ihm seine Mutter genommen und ihm statt dessen dieses furchtbare, schwarze Ungeheuer gegeben hatte, und doch hatte er plötzlich nicht mehr die Kraft, sich zu wehren. Er hörte auf zu schreien, und nach einer Weile schloß er die Augen und schlief ein. In dieser Nacht begannen die Träume. Kyle wimmerte vor Schmerzen, als er die Augen öffnete. Es war keine körperliche Qual, sondern eine Pein, die tief aus seiner Seele emporstieg und die keine Droge, keine Konditionie-rung zu mildern vermochte. Es war die Qual der Erinnerung daran, wer er wirklich war und was sie mit ihm getan hatten. »Er erwacht.« Kyle fühlte, wie harte, kalte Insektenhände nach seinem Arm griffen und eine dünne Nadel in seinen Arm stachen. Augenblicke später lief eine heiß brennende Flüssigkeit in seinen Arm. Instinktiv versuchte er, seine veränderte Körperchemie dazu einzusetzen, das Medikament zu analysieren und zu neutralisieren. Aber es gelang ihm nicht. Was immer es war, es war stärker als er; eine Droge, die die Abwehrmechanismen seines Körpers überrannte und schon nach Sekunden seinen

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