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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Ich glaube, es handelt sich um einen geheimen NATO-Stützpunkt. Es gab eine Reihe solcher Stationen damals, aber ich wußte nicht, daß eine direkt unter der Botschaft lag.« »Auf jeden Fall arbeitet sie noch«, sagte Barler. »Nicht einmal diesen verdammten Ameisen ist es gelungen, sich Zugang zu verschaffen.« Zum ersten Mal, seit Charity ihn getroffen hatte, verlor er die Beherrschung: Er versetzte einem der toten Insektenwesen einen zornigen Fußtritt. Der Chitinpanzer barst auseinander und flog durch den Korridor. Charity sah, daß das verwundbare Fleisch des Geschöpfes zu grauem Staub verfallen war. »Eine Mikrowellen-Sperre«, sagte sie leise. Ein neuerlicher eisiger Schauer fuhr über ihren Rücken, als sie daran dachte, daß sie jetzt ebenso tot sein könnte wie die zwei unglücklichen Männer, hätte der winzige Ausweis seinen Dienst nicht getan. »Wer immer hier hereinkommt und nicht dazu berechtigt ist«, fuhr sie auf Barlers fragenden Blick hin fort, »der hat keine Chance. Die Strahlung ist absolut tödlich.« »Ich weiß«, antwortete Barler ruhig. »Sie tötet sogar Jäger.« Charity sah ihn überrascht an, aber Barler nickte. »Sie haben vor ein paar Jahren versucht, einen dieser lebenden Roboter hier hereinzuschicken«, sagte er. »Irgendwie ist er wieder herausgekommen, aber er hat es nicht lange überlebt.« »Und ich dachte, es gäbe nichts, was ihnen schaden könnte«, sagte Charity. »Das hier schon«, antwortete Barler grimmig. »Es war das erste und letzte Mal, daß einer von ihnen starb.« Er überlegte einen Moment. »Jetzt, wo wir uns hier frei bewegen können, können wir es vielleicht als Waffe benutzen.« »Kaum«, antwortete Charity. Allein bei der Vorstellung, diese entsetzliche Waffe gegen ein lebendes Wesen einzusetzen, krampfte sich etwas in ihr zusammen. »Es sei denn, Sie wollen den ganzen Gang ausbauen und versuchen, sie eine nach dem anderen hereinzulocken.« Barler sah sie einen Moment lang verstört an. »Also«, sagte er, »dann schauen wir uns ein wenig um.« Charity versuchte sich einzureden, daß ihr Mißtrauen völlig unbegründet war, aber es gelang ihr nicht. Daß diese Anlage nach all der vergangenen Zeit noch funktionierte, bewies deutlich genug, welchen Wert ihre Konstrukteure darauf gelegt hatten, sie vor unbefugtem Zutritt zu schützen. Es mochte sein, daß hier Dinge lagen, die besser für immer vergessen blieben. »Ich verstehe nicht, daß sie sich nicht einfach gewaltsam Zutritt verschafft haben«, sagte sie, während sie Barler durch den schmalen Korridor folgte. »Die Macht dazu haben sie.« Barler nickte. »Sicher«, sagte er, »aber ich glaube, was immer hier unten ist, war ihnen so wichtig, daß sie es nicht zerstören wollten.« Er sah sie fragend an. »Und ich nehme doch an, daß es eine entsprechende Vorrichtung gibt?« Erneut war Charity überrascht. Es gab tatsächlich eine Selbstzerstörungsanlage, die den ganzen Komplex in die Luft jagen würde, sobald der Sicherheitscomputer zu dem Schluß kam, daß er Feinden in die Hand zu fallen drohte. Aber sie war überrascht, wieviel Barler wußte. »Wenn ich eine solche Anlage konstruieren würde, dann würde ich dafür sorgen, daß sie niemand unbeschadet in die Hände fällt, der es schafft, sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen«, erklärte Barler, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Sie hatten das Ende des Ganges erreicht, an dem sich eine einzelne schmale Metalltür befand. Barler drückte die Klinke herunter, blieb einen Moment stehen und öffnete sie dann mit einem Ruck. Sofort flammte in dem dahinterliegenden Raum weißes Neonlicht auf. Charity trat mit einem Schritt neben ihn. Sie wußte nicht, was sie erwartet hatte - aber das hier ganz bestimmt nicht. Hinter der Panzertür erstreckte sich ein gewaltiger, halbrunder Saal, der mit Computerbänken vollgestopft war. Die gesamte gegenüberliegende gerade Wand wurde von einem riesigen Bildschirm eingenommen, der aus zahlreichen, parallel geschalteten kleineren Monitoren bestand. Einige davon waren ausgefallen, die meisten aber noch intakt. Sie zeigten eine farbige, dreidimensionale Weltkarte, auf der zahllose rote und grüne Lichter glommen. Auch die meisten anderen Computermonitore waren noch in Betrieb; ihr grünes Flackern erfüllte den Raum mit einer unheimlichen Helligkeit, die Charity an das falsche Licht der türkisfarbenen Sonne erinnerte. Und überall lagen Tote: Männer in dunkelblauen Marine-und Army-Uniformen, aber

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