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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auch Zivilisten, die wie schlafend auf den Pulten zusammengesunken waren oder vor den einfachen Kunststoffstühlen lagen. Keiner von ihnen war gewaltsam gestorben, das erkannte Charity sofort. Und keiner dieser Toten war jünger als fünfzig Jahre. »Großer Gott«, flüsterte Barler. »Was ist hier passiert?« Charity antwortete nicht. Aber es war nicht besonders schwer, sich vorzustellen, was hier geschehen sein mußte: Die Invasoren hatten die Botschaft gestürmt, aber es war ihnen trotz ihrer Überlegenheit nicht gelungen, in diesen unterirdischen Komplex vorzudringen. Aber die Botschaftsangehörigen waren im Keller gefangen. Vielleicht hatten sie Monate ausgehalten, bis die Lebensmittel allmählich knapp wurden und sie einsahen, daß es keine Rettung mehr gab. Charity drängte sich neben Barler durch die Tür und trat zögernd an eines der Computerpulte heran. Ihr Herz begann zu klopfen, als ihr Blick auf den flimmernden Monitor fiel. Sie verstand wenig von dem, was sie dort las, aber das, was sie bisher befürchtet hatte, wurde mehr und mehr zu Gewißheit. Unsicher streckte sie die Hand aus, tippte einige Worte in die dazugehörige Tastatur und wartete darauf, daß etwas geschah. Auf dem Monitor erschienen grüne Leuchtbuchstaben, dann zischte etwas, und ein blauer Funkenregen quoll aus dem Gerät. Eine Sekunde später wurde der Bildschirm schwarz. »Nun?« fragte Barler von der Tür aus. »Was ist das?« Charity beachtete ihn gar nicht, sondern trat an eines der anderen Pulte. Mit klopfendem Herzen wiederholte sie die Eingabe, und diesmal gab das Gerät ihr bereitwillig Auskunft. Auf dem Monitor begannen grüne und weiße Zahlenkolonnen zu flackern. Es dauerte fast eine Viertelstunde. Barler trat nach einer Weile neben sie und sah ihr neugierig über die Schulter hinweg zu, unterbrach sie aber nicht mehr, während sich Charity behutsam tiefer in die Geheimnisse des Computersystems hineinarbeitete. Es fiel ihr sehr schwer. Nichts von dem, was sie hier sah, gehörte zu ihren eigentlichen Aufgaben, aber sie wußte, wonach sie zu suchen hatte. Schließlich richtete sie sich wieder auf und sah zuerst Barler, dann den riesigen Wandmonitor betroffen an. »Ich glaube, ich weiß jetzt, warum sie so scharf darauf waren, das hier unbeschädigt in die Hand zu bekommen«, sagte sie leise. Barler sah sie fragend an und schwieg. »Es muß so etwas wie das Gegenstück des nordamerikanischen NORAD sein«, murmelte Charity. Barler sah sie wieder fragend an, und Charity erklärte: »Ich kann mich täuschen, aber ich bin fast sicher, daß hier unten beinahe die gesamte NATO-Logistik abgespeichert ist.« Sie machte eine Handbewegung auf den Bildschirm. »Jedes Waffenlager, jeder Flugplatz,  jeder geheime Stützpunkt ... Einfach alles.« »Ich fürchte, ich verstehe nicht«, sagte Barler. Charity deutete erregt auf den Bildschirm. »Sie haben uns geschlagen, Barler«, sagte sie erregt. »Und wir haben ihnen auch noch dabei geholfen, indem wir ihnen die Tür aufgemacht haben. Sie haben unsere gesamte Verteidigung mit einem Schlag lahmgelegt, aber sie existiert noch. Begreifen Sie? Es ging alles viel zu schnell, als daß wir uns wirklich hätten wehren können, aber das meiste von dem, was wir hatten, ist immer noch da.« »Sie meinen ... Waffen?« fragte Barler. »Waffen, Flugzeuge, Schiffe, Vorratsdepots, Treibstofflager ... Was immer Sie wollen. Es gab eine Menge geheimer Lager damals, und ich schätze, als die Militärs begriffen, daß sie den Kampf verloren haben, haben sie noch eine ganze Menge mehr versteckt.« Barlers Augen weiteten sich, als begreife er erst jetzt, was ihr Fund wirklich bedeutete. »Und hier ist ... « »Alles aufgezeichnet«, bestätigte Charity. »In diesen Computern dürfte die exakte Position jeder geheimen Basis und jedes Depots verzeichnet sein, die es in Westeuropa gab.« »Aber dann ... « Barlers Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. »Dann könnte man eine Armee ausrüsten.« »Theoretisch - ja«, sagte Charity leise. »Was soll das heißen?« »Ich weiß nicht, wie wir an diese Informationen herankommen.« Charity machte eine Handbewegung, die den ganzen Raum einschloß. »Das meiste von dem Zeug funktioniert wahrscheinlich nicht mehr. Und die meisten Daten dürften verschlüsselt sein.« »Könnten Sie es schaffen?« fragte Barler. Charity lächelte humorlos. »Wenn ich ein bißchen mehr von Computern verstehen würde und wenn ich genug Zeit hätte ...

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