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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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haben. Irgendein Vorfall, der übersehen wurde. Wir müssen wissen, was es war.« »Das kann Wochen dauern«, sagte Stone ernst. »Das stimmt«, antwortete der Inspektor. »Und bis dahin ist Captain Laird wahrscheinlich schon tausend Meilen entfernt«, sagte Stone. »Oder auf einem anderen Kontinent.« Der Inspektor wandte langsam den riesigen, dreieckigen Schädel und starrte ihn aus seinen kalten Facettenaugen an. »Der Aufenthaltsort von Captain Laird und ihren Begleitern ist uns bekannt«, sagte er. Stone riß erstaunt die Augen auf. »Ihr wißt, wo ... « »Die Gesuchten befinden sich in der Freien Zone.« »Warum stehen wir dann noch hier herum?« fragte Stone erregt. »Wieso schickt ihr niemanden hin, um sie zu holen?« »Dazu besteht im Augenblick keine Notwendigkeit«, antwortete der Inspektor.
     
    *
     
    Sie benutzten wieder die Metro, um zurückzufahren, aber sie stiegen an einer anderen Station aus. Auch an ihr waren die vergangenen fünfeinhalb Jahrzehnte nicht spurlos vorüber gegangen, und trotzdem machte alles einen sauberen, ja fast gepflegten Eindruck. Die elektrische Beleuchtung brannte, zu ihrer großen Überraschung funktionierte sogar die Rolltreppe noch. Es war fast dunkel, als sie ins Freie traten. Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden, und das Licht war so dunkelgrün geworden, daß es beinahe schwarz wirkte; ein bizarrer Anblick, der Charity mehr als alles andere die absolute Fremdartigkeit dieser Welt verdeutlichte. Um so erstaunlicher wirkte das, was sich rings um den alten Metroschacht erstreckte: eine fast völlig intakte Stadt. Wäre dieses unheimliche, schwarzgrüne Licht nicht gewesen, dann hätte sie meinen können, sich in einer Stadt des 20. Jahrhunderts zu befinden. Die Straße war breit und leer. Das einzige Grün, das sie sah, waren Pflanzen in liebevoll aufgestellten Kübeln. Doch als Charity sich aufmerksamer umblickte, merkte sie, daß einige Fenster geschwärzt und einige Dächer eingestürzt waren. Erstaunt sah sie Barler an, und diesmal gelang es dem Franzosen nicht mehr ganz, den Ausdruck von Stolz von seinen Zügen zu vertreiben. »Das ist also die Freie Zone?« Barler nickte. »Was haben Sie erwartet? Ein paar verdreckte Steinzeitmenschen, die in Ruinen ohne Dächer hausen?« »Natürlich nicht«, antwortete Charity hastig. »Ich bin nur ein wenig überrascht. Ich habe drüben in Amerika andere Städte gesehen.« »So?« »Kommen sie niemals hierher?« »Die Ameisen?« Barler schüttelte den Kopf.  Niemals. Jedenfalls nicht freiwillig.« Ein Schatten huschte bei diesen Worten über sein Gesicht. »Warum sollten sie auch?« fuhr Barler fort. »Wir tun ihnen nichts, und sie uns nichts. Das hier ist die Freie Zone.« »Und Sie haben niemals versucht auszubrechen?« Barler schürzte abfällig die Lippen. »Sie haben die Mauer gesehen, oder?« Charity antwortete nicht mehr, sondern folgte dem Franzosen über die breite Straße auf ein mehrstöckiges weißes Gebäude zu. Obwohl es ebenfalls alt war und die Spuren schwerer Beschädigungen zeigte, die nur unzureichend beseitigt worden waren, machte es irgendwie einen offiziellen Eindruck. Eine geborstene Marmortreppe führte zu seinem Eingang hinauf. Die Halle lag im Schein einer doppelten Reihe Neonröhren. Charity begriff, daß sie sich in einem ehemaligen Hotel aufhielt. Die ehemalige Rezeption war noch erhalten, aber dahinter erhoben sich ein paar kleine Monitore. »Das ist unsere Verwaltung«, erklärte Barler, dem ihr erstaunter Blick nicht entgangen war. Charity sah noch einmal auf die Monitore. Sie war zu weit davon entfernt, um Einzelheiten erkennen zu können, aber es war unschwer zu sehen, daß die Kameras eine Anzahl großer Plätze zeigten, die sich kaum von der Straße unterschieden, die sie gerade überquert hatten. »Was ist das?« fragte sie spöttisch. »Ein Verkehrsleitsystem?« Barler sah sie verständnislos an. »Es gibt auch hier ein paar Orte, die wir besser ständig im Auge behalten«, antwortete er. »Aber das erkläre ich Ihnen alles morgen. Jetzt bringe ich Sie zu Ihren Freunden.« Charity wollte weitergehen, als eine Bewegung auf einem der Monitore ihre Aufmerksamkeit erweckte. Es war ein winziger, zweidimensionaler Schirm mit einem ziemlich miserablen Bild. Aber trotz aller Störungen und Streifen konnte sie die schwarzen Chitingestalten erkennen, die sich zwischen den Häusern bewegten ... »Sagen Sie, Barler«, sagte Charity. »Habe ich Sie

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