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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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falsch verstanden, oder haben Sie vor kaum zehn Minuten behauptet, sie kämen niemals hierher?« Barler blickte sie einen Moment lang betroffen an, und dann weiteten sich seine Augen überrascht, als sein Blick auf den Monitor fiel. Ein erschrockener Ausdruck huschte über seine Züge, aber er sagte nichts, sondern war mit zwei Schritten bei dem betreffenden Bildschirm und löste einen altertümlichen Telefonhörer von der Gabel des Apparates, der darunter angebracht war. Charity versuchte vergeblich, die Worte zu verstehen, die er mit dem Teilnehmer am anderen Ende der Verbindung wechselte, nachdem er hastig eine Nummer gewählt hatte, aber Barler sprach so schnell, daß sie nichts von dem mitbekam, was er sagte. Aber er wirkte deutlich verärgert, als er einhängte und sich wieder herumdrehte. »Probleme?« fragte Charity spöttisch. »Nein«, antwortete Barler gereizt. »Ich hatte lediglich befohlen, daß man diese Kamera abschaltet. Irgendein Narr hat es nicht getan.« »Warum?« fragte Charity. »Damit Sie es nicht sehen«, antwortete Barler geradeheraus. Die Offenheit dieser Antwort überraschte Charity. »Damit wir was nicht sehen?« »Die Moroni«, sagte Barler. »Bitte, verstehen Sie das jetzt nicht falsch. Ich war einfach der Meinung, daß es besser ist, wenn ich Ihnen und Ihren Freunden alles der Reihe nach zeige. Manches von dem, was Sie hier bei uns sehen, wird Sie verwirren.« »Das stimmt«, bestätigte Charity. »Es ... verwirrt mich in der Tat, Wesen hier zu sehen, von denen Sie behauptet haben, daß sie niemals über den Fluß kämen.« »Das tun sie auch nicht«, sagte Barler. »Was sie gebracht haben, was ... « Er brach ab, sah sie einen Moment nachdenklich an und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Sie haben mich vorhin gefragt, woher wir kommen«, sagte er schließlich. »All diese Menschen hier.« Er lächelte matt und deutete auf den Monitor, dessen Bild in der gleichen Sekunde erlosch, als wäre seine Bewegung der Auslöser gewesen. »Von dort.« Charity verstand nicht. »Manchmal kommen sie hierher«, fuhr Barler fort. »Sie ... bringen Kinder. Jungen, Mädchen ... meistens Säuglinge. Wir wissen nicht, wo sie herkommen oder warum sie das tun. Sie bringen sie einfach. Viele sind krank, viele sterben - aber die meisten bekommen wir durch.« Er seufzte. »Ich hätte es Ihnen gerne auf eine andere Art und Weise gezeigt, aber das Geheimnis der Freien Zone ist, daß sie uns hierher bringen, ohne daß einer weiß, warum.« »Aber ich«, murmelte Charity. »Jedenfalls ... glaube ich es.« Diesmal war es Barler, der sie fragend ansah. »Die Kinder, von denen Kyle erzählt hat«, murmelte Charity, mehr zu sich selbst als an Barler gewandt. »Wir ... haben uns gefragt, was sie mit all den Kindern machen, die die Priesterinnen in das Shai-Taan bringen.« »Was für Kinder?« fragte Barler. »Und was für Priesterinnen?« Charity überhörte die Frage. »Die wenigsten werden zu Megakriegern gemacht«, fuhr sie fort. »Natürlich ... sie ... sie testen sie. Und die, die nicht geeignet sind, kommen hierher.« Offensichtlich verstand Barler keine Silbe von dem, was Charity gesagt hatte. Aber er ging auch nicht darauf ein, sondern wandte sich um. Sie hatte erwartet, daß sie die breite Treppe ansteuern würden, aber Barler begab sich nach rechts und schritt auf einen der drei Aufzüge zu. Erstaunt registrierte Charity, daß sich die Türen selbsttätig öffneten, als er sich ihnen näherte, und die Kabine dahinter hell erleuchtet war. »Sie überraschen mich immer mehr, Barler«, sagte sie, während sie hinter ihm in den Lift trat. Der Franzose lächelte, drückte den Knopf für die dritte Etage und drehte sich um, als die Türen zuglitten. »Für Sie mag das alles erstaunlich sein«, antwortete er. »Für mich ist es eher erbärmlich - wenn ich daran denke, wie es hier einmal aussah.« Einen Moment lang schwieg Charity nachdenklich, dann fragte sie: »Woher wissen Sie, wie es war? Ich meine, einmal ganz abgesehen von dem Material, daß Sie brauchen, um hier alles weiter funktionieren zu lassen - woher haben Sie das Wissen?«  Barler bedachte sie mit einem sonderbaren Blick. »Captain Laird, Sie sind ein sehr ungeduldiger Mensch, bitte warten Sie bis morgen. Ich werde dann alle Ihre Fragen beantworten.« Die Kabine hatte die dritte Etage erreicht und hielt an. Auch hier oben brannte nur jede vierte oder fünfte Lampe, aber die Helligkeit reichte aus, um Charity

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