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In Den Schatten Lauert Der Tod -1-

In Den Schatten Lauert Der Tod -1-

Titel: In Den Schatten Lauert Der Tod -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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erfahren, was mit Mariah geschehen war.
    Er tastete mit dem Fuß herum, stieß auf die Plattform und schwang sich hinüber, in der Hoffnung, dass sie sein Gewicht tragen würde. Er landete wie ein Mehlsack auf ihr, blieb zusammengekauert sitzen und weinte leise.
    Dobbs erklomm die letzten Sprossen. »Haben Sie die Dokumentation zu dem Auftrag dabei, um dessen Ausführung man Sie gebeten hatte, Mr Whitehead?«
    Gebeten . Was für eine hübsche Art, es auszudrücken. Chuck kämpfte sich auf die Füße und kramte in seiner Jacke herum. »Ich habe die Extraktion aus den Blutproben vorgenommen«, erklärte er. »So, wie Sie es mir gesagt hatten. Ich habe die Testreihen durchgeführt, und alles sah gut aus, die DNA war nicht degradiert. Ich habe die Zellpellets im Gefrierfach vertauscht. Genau wie Sie verlangt hatten. Ich habe Ihnen das alte Zellpellet mitgebracht.«
    »Legen Sie das Zellpellet und die Dokumentation auf die Plattform. Anschließend gehen Sie zehn Schritte geradeaus.«
    Chuck gehorchte. Der Wind pfiff um seine Ohren. Er hatte instinktiv das Gefühl, auf einen riesigen Abgrund zuzusteuern. »Ich habe die Ergebnisse der Testreihen ausgedruckt«, erklärte er verzweifelt. »Ich habe sämtliche Angaben über Kurt Novak in den Computerdateien geändert. Ich kann Ihnen zeigen, wie ich …«
    »Sprechen Sie diesen Namen nie wieder laut aus! Hat irgendjemand Sie gesehen?«
    »Nachts sind immer ein paar Studenten da, die besonders eilige Tests durchführen, aber sie lassen mich meist in Ruhe«, brabbelte er weiter. »Das tun inzwischen alle. Ich wirke auf sie wie ein Trauerkloß, wegen der Sache mit …«
    »Seien Sie still, Mr Whitehead.«
    Er musste noch ein letztes Mal fragen. »Ist Mariah hier?«
    Dobbs schnalzte mit der Zunge. »Halten Sie mich wirklich für so herzlos, eine derart kranke Frau an einen Ort wie diesen zu bringen? Die arme Mariah kann kaum sprechen, geschweige denn eine Leiter hochklettern. Benutzen Sie Ihren Verstand!«
    »Aber ich … Sie hatten doch gesagt …«
    »Halten Sie den Mund! Ich will mir das hier ansehen. Drehen Sie sich nicht um.«
    Chuck wartete. Eine Eule schrie. Mariah liebte Eulen. Sie hatte selbst große, runde Eulenaugen. Die jetzt riesig wirkten in ihrem ausgezehrten Gesicht.
    »Ausgezeichnet, Mr Whitehead«, meinte Dobbs anerkennend. Papier raschelte. »Das ist exakt das, was wir brauchten. Sie haben Ihre Arbeit sehr gut gemacht. Vielen Dank.«
    »Gern geschehen«, entgegnete Chuck automatisch. »Und … Mariah?« Seine Hoffnung war mausetot, aber der kalte Zombie namens Neugier torkelte weiter.
    »Ah. Mariah. Sie ist wieder zu Hause in ihrem Bett. Ich habe sie zurückgebracht, gleich nachdem Sie vom Labor weggefahren sind. Ich habe ihren Morphiumtropf durch einen neuen ersetzt, sehr zu Mariahs Erleichterung. Dann überwältigte mich das Mitleid mit ihr, und ich ließ ihr die Gnade zuteilwerden, die zu gewähren Sie zu schwach waren.«
    Die Dunkelheit wurde kaum schwärzer, als er seine brennenden Augen zusammenpresste. Er schüttelte den Kopf. »Nein«, wisperte er.
    »Gnade«, wiederholte die Stimme. »Ich erhöhte die Morphiumzufuhr, während sie zusah. Ihre Atmung wurde schwächer. Dann fand sie Frieden.«
    »Nein.« Er schwankte unter einem Peitschenhieb irrationaler Schuld. »Mariah wollte das nicht. Sie hat es mir gesagt. Sie hat mir gesagt, dass sie mich niemals darum bitten würde.«
    »Wen interessiert, was sie wollte? Niemand von uns wird vor die Wahl gestellt.«
    Die Hoffnung war erloschen und mit ihr die Angst. Chuck hörte jetzt nur noch zu, weil er seine Ohren nicht verschließen konnte.
    »Jedem wird klar sein, was passiert ist«, fuhr der Mann freundlich fort. »Die Nachricht auf dem Computer, eine kurze Notiz, in der Sie Ihre Absicht kundtun, Ihrer geliebten Frau in den Tod zu folgen. Adieu, grausame Welt und so weiter und so fort. Und jetzt offeriere ich Ihnen den Luxus einer Wahl, Mr Whitehead. Wenn Sie einen schnellen Tod wünschen, gehen Sie einfach zwei Schritte weiter geradeaus. Falls Sie jedoch langsam und qualvoll sterben möchten, lässt sich das einrichten. Problemlos.«
    Chuck lachte laut auf. Dobbs hatte keine Ahnung, was es hieß, langsam und qualvoll zu sterben. Er starrte in das Nichts jenseits der Plattform.
    Er fühlte sich leicht wie Luft. Als ob er eine leere Hülle wäre. Wenn er die zwei Schritte machte, würde er davonschweben wie der Samen einer Pusteblume.
    Wäre er tapferer, glücklicher, klüger gewesen, hätte er möglicherweise

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