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In Den Schatten Lauert Der Tod -1-

In Den Schatten Lauert Der Tod -1-

Titel: In Den Schatten Lauert Der Tod -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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Sie bitte die Tür«, forderte eine weiche, kultivierte Stimme ihn auf. Ein älterer Mann. Oberschicht. Britisch klingender, ausländischer Akzent. Es war derselbe Kerl, der in sein Haus eingedrungen war. Möglicherweise ein Südafrikaner. Chuck schlug die Tür zu. Er war früher mal mit einem südafrikanischen Mädchen ausgegangen, erinnerte ihn sein hysterisches Gehirn überflüssigerweise. Ihr Name war Angela gewesen. Der gleiche Akzent. Nettes Mädchen. Sein Leben zog vor seinem geistigen Auge vorbei. Kein gutes Zeichen.
    Seine Augen gewöhnten sich allmählich an die Dunkelheit. Er konnte eine hochgewachsene, dünne, schwarz gekleidete Gestalt ausmachen. Sie schien etwas im Gesicht zu tragen, das ihre Augen verbarg.
    »Sind Sie Südafrikaner?« Die Worte purzelten einfach so heraus, und er verwünschte sich. Mit seiner dummen Frage könnte er sich und Mariah gerade zum Tode verurteilt haben.
    Der Mann blieb stumm. »Nein, Mr Whitehead«, sagte er endlich. »Das bin ich nicht. Weil ich nämlich nicht existiere. Haben Sie verstanden?«
    »Ja«, antwortete er schnell. »Natürlich.«
    Der Mann kam näher und streckte die Hand nach ihm aus. Chuck zuckte zusammen, bis ihm klar wurde, dass der andere ihn auf Waffen durchsuchen wollte. Was für eine lächerliche Vorstellung – er und eine Waffe! Nachdem der Mann sich von Chucks unbewaffnetem Zustand überzeugt hatte, tauchte er in die Dunkelheit ein.
    »Kommen Sie mit«, forderte er ihn auf.
    »Ist Mariah hier?«
    Der Mann gab keine Antwort. Das Tor knarrte, als er es aufdrückte. Kies knirschte unter seinen Füßen. Chuck torkelte hinter ihm her. Falls er das Geräusch dieser Schritte verlor, würde er Mariah nie wiedersehen. Er würde sie zwar ohnehin verlieren, aber nicht auf solch schreckliche, sinnlose Weise. Nicht so.
    »Entschuldigen Sie? Äh, Sir? Bitte warten Sie doch! Ich kann nichts sehen. Verzeihung! Sir? Ich kenne Ihren Namen nicht …« Chuck stolperte, fiel hin, schürfte sich die Hände auf und rappelte sich wieder auf die Füße. Die stetigen, knirschenden Schritte entfernten sich immer weiter. Er zwang sich, ihnen taumelnd nachzusetzen.
    »Sie dürfen mich Mr Dobbs nennen«, entgegnete die Stimme freundlich.
    Chuck folgte ihr erst geradeaus, dann nach rechts durch die Nacht. Mr Dobbs. Sein Albtraum hatte einen Namen. Ein Aussichtsturm ragte drohend über ihnen auf. Die Bäume machten die Dunkelheit noch undurchdringlicher. Chuck prallte frontal gegen einen Pfosten und schlug wimmernd die Hände vors Gesicht. Ohne Hilfe würde er niemals mehr zur Straße zurückfinden.
    »Mr Whitehead?«
    Die Stimme kam von vorne links. Dobbs musste eine Nachtsichtbrille tragen, um sich in dieser pechschwarzen Finsternis zurechtzufinden.
    »Strecken Sie Ihre linke Hand aus. Sie werden ein Holzgeländer ertasten. Folgen Sie ihm in Richtung meiner Stimme.«
    Dobbs klang hilfsbereit und ermutigend. Chuck ertappte sich dabei, dass er sich so dankbar fühlte wie ein geprügelter Hund, der die Füße seines Peinigers leckt. Er streckte suchend die Hände aus, stieß mit den Knöcheln gegen ein Geländer und hangelte sich an ihm entlang.
    Eine Ewigkeit voller Splitter und schlurfender Schritte später hörte er die Stimme wieder.
    »Bleiben Sie jetzt stehen. Strecken Sie die Hände vor sich aus«, wies Dobbs ihn an. »Sie werden die Sprossen einer Leiter finden. Klettern Sie sie hoch.«
    Vor Panik schlotterten ihm die Knie. Anstatt näher an Mariahs möglichen Aufenthaltsort zu gelangen, entfernte er sich immer weiter von ihm. »Ist Mariah hier?« Chuck kam sich vor wie ein Schaf, das immer und immer wieder dieselbe kummervolle Frage blökte.
    »Die Leiter, Mr Whitehead.« Dobbs Stimme war ruhig und unerbittlich.
    Also stieg er die Leiter hoch, der Dunkelheit über ihm entgegen, während gleichzeitig die Dunkelheit unter ihm an ihm zerrte. Seine schmerzenden Muskeln kämpften gegen den Sog an.
    Er hasste sich selbst dafür, wie leicht er sich rumkommandieren ließ, und zwar fast noch stärker, als er Dobbs dafür hasste, dass er ihm das hier antat. Höher, immer höher. Die Luft schien dünner zu werden. Sie umströmte ihn, waberte kalt um seinen Hals.
    »Sie haben nun eine Plattform erreicht. Strecken Sie Ihren Fuß aus, in Zwei-Uhr-Position von ihrem Körper weg.«
    Dobbs war unter ihm auf der Leiter. Wenn er losließe, könnte er ihn vielleicht zu Fall bringen und töten. Sich selbst allerdings auch – nicht, dass es ihn gekümmert hätte. Nur würde er dann niemals

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