In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
Teppich.
Connors Abwesenheit veränderte die Energie im Zimmer so dramatisch, als wäre ein Stützpfeiler unter dem Dach weggezogen worden. Das Bedürfnis, sich ihm gegenüber zu behaupten, stark und stolz zu sein, erlosch mit einem Mal. Halb lachend, halb weinend kauerte sie auf dem Fußboden. Sie bekam kaum Luft. Ihr Herz war zur Größe eines Wasserballs angeschwollen und ließ ihren Lungen keinen Platz, sich auszudehnen. Ihre wildesten Träume waren Realität geworden. Connor McCloud war ihr Geliebter, und was für einer! Gott, keine ihrer erotischen Fantasien hatte sie auf einen solchen Mann vorbereiten können. Auf diese Art Sex.
Ihr Blick fiel auf die Schusswaffe. Sie hob sie mit spitzen Fingern auf und legte sie auf die Kommode. Zeit, sich anzuziehen, dem Tag ins Auge zu sehen und stark, tough und erwachsen zu sein. Sie durfte sich nicht von ihren Emotionen beherrschen lassen.
Ein Telefon klingelte, während sie in ihre Jeans schlüpfte. Es war nicht ihres. Sie sah sich um, dann begriff sie, dass das Läuten aus der Tasche von Connors Mantel kam, der noch immer über einem der Küchenstühle hing.
Womöglich war es Sean, der anrief, weil er Neuigkeiten über Cindy hatte. Sie kramte das Handy heraus, wobei mehrere Kondome sowie ein paar ihrer verlorenen Haarnadeln zu Boden fielen. Erin starrte auf das Display. Sie hatte keine Ahnung, ob die angezeigte Nummer Sean gehörte, gleichzeitig durfte sie nicht riskieren, seinen Anruf zu verpassen. Sie klappte das Handy auf. »Hallo?«
»Wer spricht da?«, fragte eine verdutzte tiefe Männerstimme.
»Erin«, antwortete sie. »Erin Riggs.«
Es trat eine lange, überraschte Pause ein. »Erin Riggs?«
»Sind Sie einer von Connors Brüdern?«, erkundigte sie sich.
»Nein. Hier ist Nick Ward.«
Großer Gott, nein! Nick war einer der ehemaligen Kollegen ihres Vaters von der Höhle . Dieser große, schwarzhaarige Typ mit den weichen dunklen Augen und den Grübchen. Den Anruf anzunehmen, war ein schrecklicher Fehler gewesen.
»Ähm, hallo, Nick! Wie geht es Ihnen?«
»Wo sind Sie, Erin?« In Nicks Stimme klang eine unüberhörbare Schärfe mit.
»Ich bin zu Hause. In meiner Wohnung.«
»Wo ist Connor? Wie kommt es, dass Sie an sein Handy gehen?«
»Er ist schnell zum Laden um die Ecke gegangen, um fürs Frühstück einzukaufen.« Obwohl niemand sie sehen konnte, lief sie tomatenrot an. »Ich dachte, dass der Anruf von einem seiner Brüder sein könnte, deshalb …«
»Hmm.« Sein Schweigen ließ nichts Gutes erahnen. »Also, was läuft da zwischen euch? Seid ihr etwa zusammen?«
Bilder der intensiven Liebesspiele, denen sie sich während der letzten sechsunddreißig Stunden hingegeben hatten, flirrten durch ihren Kopf. »Ich schätze schon«, bekannte sie.
Sie hasste das Zittern in ihrer Stimme. Es bewies, dass sie unter all ihrer schwindelerregenden Euphorie noch immer Angst verspürte.
Nick räusperte sich. »Hey, Erin. Ich will meine Nase nicht in Dinge stecken, die mich nichts angehen, aber Connor … er hat im letzten Jahr eine harte Zeit durchgemacht wegen allem, was passiert ist …«
»Ich weiß.«
»Und, äh, er hat noch eine verflucht unschöne Rechnung mit Ihrem Vater zu begleichen. Mist, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Sie sind ein nettes Mädchen. Versuchen Sie, ein wenig Abstand zu halten, okay? Ich möchte nicht, dass Sie verletzt werden.«
Erin schluckte hart. »Ich bin kein Kind mehr, Nick.«
Der Schlüssel ruckelte im Schloss, und die Tür schwang auf. Connor bemerkte sein Telefon in ihrer Hand und erstarrte.
»Connor ist zurück«, erklärte sie tonlos. Sie ging zu ihm und streckte ihm das Handy entgegen. »Es ist Nick.«
Er ließ die Einkäufe fallen und griff danach. Erin schloss die Wohnungstür und trug die Tüten zum Tisch. Sie wünschte sich, das Apartment hätte noch ein zusätzliches Zimmer, in das sie flüchten könnte.
Erins bedrückte Miene alarmierte ihn. Connor presste das Handy an sein Ohr. »Ja?«
»Was zum Teufel läuft da mit Erin Riggs?«, donnerte Nick los.
Connor ließ mehrere Sekunden verstreichen, bevor er antwortete. »Wir werden diese Unterhaltung ein andermal führen«, sagte er. »Und zwar persönlich, damit ich meinen Standpunkt eindeutig klarmachen kann. Bis dahin geht es dich einen feuchten Kehricht an.«
»Ist das irgendeine abartige Rache an Ed? Willst du seine kleine Prinzessin verführen und es ihm unter die Nase reiben? Nach dem Motto: Versuch doch, mich vom Gefängnis aus daran zu hindern,
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