In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
Kuss. »Das ist alles, was wir heute Nacht bekommen, meine Süße«, sagte er. »Es ist schon fast fünf. Gott, ich fühle mich wie ein notgeiler Teenager, wie ich mich hier rein- und rausschleiche. Wie ist der Code für die Alarmanlage?«
»Katherine323jane«, erwiderte sie. »Katherine mit K. Es sind unsere zweiten Vornamen. Cindys und meiner.«
Er erhob sich aus ihrem zerwühlten Nest und nahm sie auf seine Arme. »Erin Katherine«, murmelte er. »Das gefällt mir.«
Lächelnd und vollkommen ermattet ließ sie sich von ihm ins Bett bringen. »Wie ist dein zweiter Vorname?«, wollte sie wissen.
Er deckte sie zu. »Ich habe keinen. Ich heiße einfach nur Connor. Es war der Mädchenname meiner Mutter. Jeannie Connor.«
So als könnte er es nicht ertragen aufzuhören, küsste er sie wieder, und ein wohliger Schauder ging durch ihren erschöpften Körper.
Er zog sich an, schlüpfte in seinen Mantel und beugte sich nach vorn, um die Kerzen auszublasen. Sie hasste es, ihn gehen zu lassen, aber kaum dass die Tür mit einem leisen Klicken hinter ihm zufiel, ließ etwas in ihr endlich los.
Der Schlaf überrollte sie wie eine dunkle Welle und zog sie mit sich fort.
Der Mann, der nicht länger Novak war, legte den Hörer auf. Er starrte das Telefon mit ausdrucksloser Miene an, dann machte er sich auf die Suche nach Tamara. Er hätte sie rufen lassen können, aber er wollte sie überrumpeln.
Es kam nicht jeden Tag vor, dass ein Mann von seinem eigenen Tod erfuhr. Er prüfte seine Gefühle aus einer distanzierten Perspektive. Die Nachricht beschwingte ihn nicht. Er fühlte sich verloren, im Nichts treibend. Die Kehrseite der Freiheit. Der Preis, den er zu zahlen hatte.
Er fand Tamara in ihrem Büro, wo sie mit einer Brille auf der Nase auf einen Computermonitor schaute. Sie keuchte erschrocken auf, riss sich die Brille herunter und setzte ihre verführerischste Miene auf. Offensichtlich glaubte sie, ihn damit täuschen zu können. Sollte sie ruhig an ihren Illusionen festhalten. Sie kosteten ihn nichts.
»Ich habe gerade eine Nachricht bekommen«, teilte er ihr mit. »Kurt Novak ist tot, genau wie seine Angestellten Ingrid Nagy und Matthieu Rousse. Sie wurden vor ein paar Stunden in der Nähe von Marseille ermordet. Ein Sprengstoffattentat. Ein Mafiaboss, Pavel Novaks Rivale, der ihm durch den Mord an seinem Sohn einen Schlag versetzen wolle, sagt man. Wer das Schwert ergreift, der soll durch das Schwert umkommen, wie es so schön heißt.«
Tamara öffnete ihren sinnlichen Mund, schloss ihn wieder, öffnete ihn erneut. »Oh … ich weiß nicht, ob ich dir nun gratulieren oder vielmehr mein Beileid aussprechen soll, Boss.«
Er dachte einen Moment über ihre Frage nach. »Du darfst mir gratulieren, Tamara, indem du dich ausziehst.«
Fünfzehn verschwitzte Minuten später herrschte in Tamaras Büro ein ansehnliches Chaos, und Novak fühlte sich ein Stück weit besser, zumindest gemessen daran, dass er seit sechs Stunden tot war.
Nachdem er sich aus ihrem Körper zurückgezogen hatte, glitt Tamara an der Wand entlang zu Boden. Sie wollte etwas sagen, brach dann aber ab.
Es kitzelte seine Neugier. »Was ist? Frag mich, was du willst«, drängte er sie.
Sie behielt ihn wachsam im Auge. »Ich habe darüber nachgedacht … wie du es angestellt hast.«
»Ah. Meine Verwandlung in Claude Mueller, meinst du.« Noch immer nackt setzte er sich neben sie und hakte seinen Arm bei ihr unter. »Ich habe ihn vor vielen Jahren an der Sorbonne kennengelernt. Er hat sich in mich verliebt und wurde ziemlich lästig, aber er war unermesslich reich, und ich war sicher, dass er sich irgendwann als nützlich erweisen würde, deshalb tolerierte ich ihn. Eines Abends, er hatte getrunken, gestand er, dass er ich sein wollte.« Er lächelte Tamara an. »Damit war die Idee geboren. Es ist nie zu früh, für die Zukunft zu planen.«
Tamara war fasziniert. »Also hast du einfach … sein Leben gestohlen?«
»Claude war kränklich und naiv. Er hatte keine Freunde außer mir. Es war einfach, ihn von seinen wenigen sozialen Kontakten zu isolieren. Ein Arzt mit einer fragwürdigen Vergangenheit und ein krimineller Koch wurden angeheuert, um Claude ernsthaft krank zu machen. Anschließend sorgte ich dafür, dass seine Eltern von der Bildfläche verschwanden. Von da an schien es niemanden mehr zu kümmern, was aus ihm wurde. Er war willensschwach und optisch leicht zu vergessen. Als ich ihn schließlich ins Koma versetzte, merkte es niemand. Ich
Weitere Kostenlose Bücher